Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.Zehntes Kapitel. Endliche Bestimmung der Geschlechtssympathie und der Sympathie mit dem Gleichartigen. Aus meinen bisherigen Bemerkungen folgt, daß weder das Aehnliche noch das Verschiedene sich unbedingt anziehe: daß allemahl ein gewisses Wohlverhältniß vorausgesetzt werden müsse zwischen den Körpern unter einander und den Seelen unter einander, die ähnlich oder verschieden sind, vermöge dessen sie in einem gemeinschaftlichen Berührungs- oder Bindungspunkte zusammentreffen können. Dieß Wohlverhältniß beruht bey dem Aehnlichen auf dem Gefühle der Ergänzung, der Vermehrung der ursprünglichen Anlagen durch einen Zusatz des Aehnlichen bis zu dem Punkte, wo das Individuum sich der Art nach, zu der es gehört, vollständig fühlt. Dieß Verhältniß beruht bey dem Verschiedenen auf dem Gefühle der Umwandlung zweyer verschiedener Anlagen zu einem vollkommneren individuellen Wesen der Gattung nach. In beyden Fällen muß der Zustand gleich entfernt vom Mangel und vom Uebermaße seyn. Der Trieb, sich mit dem Aehnlichen zu vereinigen, in so weit es zur Vervollständigung der Art dienen kann, heißt Hang zum Gleichartigen. Der Trieb, sich mit dem Verschiedenen zu vereinigen, in so fern es zur Vervollkommnung der Gattung dienen kann, heißt Hang zum Geschlechtsverschiedenen. sollte, daß der Körper gerade den Antheil daran nahm, den Hemsterhuys und andere voraussetzen. Hierüber mehr in der Folge.
Zehntes Kapitel. Endliche Bestimmung der Geschlechtssympathie und der Sympathie mit dem Gleichartigen. Aus meinen bisherigen Bemerkungen folgt, daß weder das Aehnliche noch das Verschiedene sich unbedingt anziehe: daß allemahl ein gewisses Wohlverhältniß vorausgesetzt werden müsse zwischen den Körpern unter einander und den Seelen unter einander, die ähnlich oder verschieden sind, vermöge dessen sie in einem gemeinschaftlichen Berührungs- oder Bindungspunkte zusammentreffen können. Dieß Wohlverhältniß beruht bey dem Aehnlichen auf dem Gefühle der Ergänzung, der Vermehrung der ursprünglichen Anlagen durch einen Zusatz des Aehnlichen bis zu dem Punkte, wo das Individuum sich der Art nach, zu der es gehört, vollständig fühlt. Dieß Verhältniß beruht bey dem Verschiedenen auf dem Gefühle der Umwandlung zweyer verschiedener Anlagen zu einem vollkommneren individuellen Wesen der Gattung nach. In beyden Fällen muß der Zustand gleich entfernt vom Mangel und vom Uebermaße seyn. Der Trieb, sich mit dem Aehnlichen zu vereinigen, in so weit es zur Vervollständigung der Art dienen kann, heißt Hang zum Gleichartigen. Der Trieb, sich mit dem Verschiedenen zu vereinigen, in so fern es zur Vervollkommnung der Gattung dienen kann, heißt Hang zum Geschlechtsverschiedenen. sollte, daß der Körper gerade den Antheil daran nahm, den Hemsterhuys und andere voraussetzen. Hierüber mehr in der Folge.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0200" n="200"/> <div n="2"> <head>Zehntes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Endliche Bestimmung der Geschlechtssympathie und der Sympathie mit dem Gleichartigen.<lb/></p> </argument> <p>Aus meinen bisherigen Bemerkungen folgt, daß weder das Aehnliche noch das Verschiedene sich unbedingt anziehe: daß allemahl ein gewisses Wohlverhältniß vorausgesetzt werden müsse zwischen den Körpern unter einander und den Seelen unter einander, die ähnlich oder verschieden sind, vermöge dessen sie in einem gemeinschaftlichen Berührungs- oder Bindungspunkte zusammentreffen können. Dieß Wohlverhältniß beruht bey dem <hi rendition="#g">Aehnlichen</hi> auf dem Gefühle der Ergänzung, der Vermehrung der ursprünglichen Anlagen durch einen Zusatz des Aehnlichen bis zu dem Punkte, wo das Individuum sich der Art nach, zu der es gehört, vollständig fühlt. Dieß Verhältniß beruht bey dem <hi rendition="#g">Verschiedenen</hi> auf dem Gefühle der Umwandlung zweyer verschiedener Anlagen zu einem vollkommneren individuellen Wesen der Gattung nach. In beyden Fällen muß der Zustand gleich entfernt vom Mangel und vom Uebermaße seyn.</p> <p>Der Trieb, sich mit dem Aehnlichen zu vereinigen, in so weit es zur Vervollständigung der Art dienen kann, heißt <hi rendition="#g">Hang zum Gleichartigen</hi>. Der Trieb, sich mit dem Verschiedenen zu vereinigen, in so fern es zur Vervollkommnung der Gattung dienen kann, heißt <hi rendition="#g">Hang zum Geschlechtsverschiedenen</hi>.</p> <note xml:id="note-0200" prev="note-0199" place="foot" n="*)">sollte, daß der Körper gerade den Antheil daran nahm, den Hemsterhuys und andere voraussetzen. Hierüber mehr in der Folge.</note> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0200]
Zehntes Kapitel.
Endliche Bestimmung der Geschlechtssympathie und der Sympathie mit dem Gleichartigen.
Aus meinen bisherigen Bemerkungen folgt, daß weder das Aehnliche noch das Verschiedene sich unbedingt anziehe: daß allemahl ein gewisses Wohlverhältniß vorausgesetzt werden müsse zwischen den Körpern unter einander und den Seelen unter einander, die ähnlich oder verschieden sind, vermöge dessen sie in einem gemeinschaftlichen Berührungs- oder Bindungspunkte zusammentreffen können. Dieß Wohlverhältniß beruht bey dem Aehnlichen auf dem Gefühle der Ergänzung, der Vermehrung der ursprünglichen Anlagen durch einen Zusatz des Aehnlichen bis zu dem Punkte, wo das Individuum sich der Art nach, zu der es gehört, vollständig fühlt. Dieß Verhältniß beruht bey dem Verschiedenen auf dem Gefühle der Umwandlung zweyer verschiedener Anlagen zu einem vollkommneren individuellen Wesen der Gattung nach. In beyden Fällen muß der Zustand gleich entfernt vom Mangel und vom Uebermaße seyn.
Der Trieb, sich mit dem Aehnlichen zu vereinigen, in so weit es zur Vervollständigung der Art dienen kann, heißt Hang zum Gleichartigen. Der Trieb, sich mit dem Verschiedenen zu vereinigen, in so fern es zur Vervollkommnung der Gattung dienen kann, heißt Hang zum Geschlechtsverschiedenen.
*)
*) sollte, daß der Körper gerade den Antheil daran nahm, den Hemsterhuys und andere voraussetzen. Hierüber mehr in der Folge.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |