Der heil. Romualdus wie er den Camaldo-Der heil. Ro- mualdus von Andrea Sacchi. lensern in der Wüste predigt, von Andrea Sacchi. Eines der berühmtesten Gemählde in Rom.
Der Gegenstand ist keines sehr interessanten Ausdrucks fähig, und bei der ersten Wahl hat die Einförmigkeit der weißen Gewänder der Camaldolen- ser selbst der mahlerischen Würkung gefährlich schei- nen müssen.
Diese letzte Schwierigkeit hat der Mahler glück- lich zu überwinden gewußt. Durch den Schatten eines Baums, den er auf einen Theil der handelnden Personen fallen läßt, hat er die Weiße der Gewän- der gebrochen, und Abwechselung in die Farbe ge- bracht.
Die poetische Erfindung ist keinesweges fehler- frei. Die Figur, die sich umdreht und fortgeht, scheint der Aufmerksamkeit nicht angemessen, welche die Rede des heil. Romualdus von seinen ihm unter- gebenen Mönchen verdient. Die mahlerische An- ordnung ist dagegen vortrefflich.
Die Stellungen sind gut gewählt, so auch der Faltenschlag. Die Zeichnung ist incorrekt und un- bestimmt, vorzüglich an dem einen Camaldolenser Mönch, der den Kopf auf die Hand stützt. Der Ausdruck null. Das Colorit ohne wahr zu seyn, hat einen sehr angenehmen und harmonischen Ton. Das
Haupt-
100) Hr. D. Volkmann S. 313. Titi S. 317.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
KircheS. Romualdo.100)
Der heil. Romualdus wie er den Camaldo-Der heil. Ro- mualdus von Andrea Sacchi. lenſern in der Wuͤſte predigt, von Andrea Sacchi. Eines der beruͤhmteſten Gemaͤhlde in Rom.
Der Gegenſtand iſt keines ſehr intereſſanten Ausdrucks faͤhig, und bei der erſten Wahl hat die Einfoͤrmigkeit der weißen Gewaͤnder der Camaldolen- ſer ſelbſt der mahleriſchen Wuͤrkung gefaͤhrlich ſchei- nen muͤſſen.
Dieſe letzte Schwierigkeit hat der Mahler gluͤck- lich zu uͤberwinden gewußt. Durch den Schatten eines Baums, den er auf einen Theil der handelnden Perſonen fallen laͤßt, hat er die Weiße der Gewaͤn- der gebrochen, und Abwechſelung in die Farbe ge- bracht.
Die poetiſche Erfindung iſt keinesweges fehler- frei. Die Figur, die ſich umdreht und fortgeht, ſcheint der Aufmerkſamkeit nicht angemeſſen, welche die Rede des heil. Romualdus von ſeinen ihm unter- gebenen Moͤnchen verdient. Die mahleriſche An- ordnung iſt dagegen vortrefflich.
Die Stellungen ſind gut gewaͤhlt, ſo auch der Faltenſchlag. Die Zeichnung iſt incorrekt und un- beſtimmt, vorzuͤglich an dem einen Camaldolenſer Moͤnch, der den Kopf auf die Hand ſtuͤtzt. Der Ausdruck null. Das Colorit ohne wahr zu ſeyn, hat einen ſehr angenehmen und harmoniſchen Ton. Das
Haupt-
100) Hr. D. Volkmann S. 313. Titi S. 317.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
Kirche S. Romualdo. 100)
Der heil. Romualdus wie er den Camaldo-
lenſern in der Wuͤſte predigt, von Andrea
Sacchi. Eines der beruͤhmteſten Gemaͤhlde in
Rom.
Der heil. Ro-
mualdus
von Andrea
Sacchi.
Der Gegenſtand iſt keines ſehr intereſſanten
Ausdrucks faͤhig, und bei der erſten Wahl hat die
Einfoͤrmigkeit der weißen Gewaͤnder der Camaldolen-
ſer ſelbſt der mahleriſchen Wuͤrkung gefaͤhrlich ſchei-
nen muͤſſen.
Dieſe letzte Schwierigkeit hat der Mahler gluͤck-
lich zu uͤberwinden gewußt. Durch den Schatten
eines Baums, den er auf einen Theil der handelnden
Perſonen fallen laͤßt, hat er die Weiße der Gewaͤn-
der gebrochen, und Abwechſelung in die Farbe ge-
bracht.
Die poetiſche Erfindung iſt keinesweges fehler-
frei. Die Figur, die ſich umdreht und fortgeht,
ſcheint der Aufmerkſamkeit nicht angemeſſen, welche
die Rede des heil. Romualdus von ſeinen ihm unter-
gebenen Moͤnchen verdient. Die mahleriſche An-
ordnung iſt dagegen vortrefflich.
Die Stellungen ſind gut gewaͤhlt, ſo auch der
Faltenſchlag. Die Zeichnung iſt incorrekt und un-
beſtimmt, vorzuͤglich an dem einen Camaldolenſer
Moͤnch, der den Kopf auf die Hand ſtuͤtzt. Der
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100) Hr. D. Volkmann S. 313. Titi S. 317.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/363>, abgerufen am 23.02.2025.
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