In der Capelle des heil. Diego, ist das Altar- blatt von Annibale Carraccio. Der heil. Franciscus segnet den jungen Diego ein, oben der Christ unter vielen Engeln.
Dies Bild, welches man für eins der letzten des Annibale Carraccio hält, gehört nicht zu seinen schön- sten. Die Zeichnung hat nicht einmal die diesem Mei- ster gewöhnliche Correktion. Zum Beweise mögen die Hände des heil. Franciscus dienen. Inzwischen ist der junge Diego eine schöne Figur. Hingegen sind die Gewänder wieder sehr willkührlich geworfen, und die Farbe des Ganzen ist unangenehm.
In den Verzierungen des Altars sieht man noch, den heil. Petrus und Paulus nebst andern Mahlereien, welche von der Hand des Annibale seyn sollen. Diese Gemählde sind alle in Oel.
Zu den Frescomahlereien soll Annibale blos die Zeichnungen verfertiget haben. Sie sind gewaltig verdorben.
Gott der Vater in der Kuppel scheint von Albano ausgeführt zu seyn.
Zur rechten Hand in der nämlichen Ca- pelle: St. Ivo, der einen Kranken mit dem Oele aus der Lampe heilet, von Domenichino, der dieses Süjet öfterer behandelt hat. Die aus- drucksvollen Köpfe und Stellungen sind dieses Mei- sters würdig; doch möchte ich den erschrockenen Mann auf dem Vorgrunde tadeln. Er ist eine wahre Car- ricatur.
An
35) Hr. D. Volkmann S. 471. Titi S. 143.
S 2
uͤber die einzelnen Kirchen.
KircheS. Giacomo degli Spagnuoli35).
In der Capelle des heil. Diego, iſt das Altar- blatt von Annibale Carraccio. Der heil. Franciſcus ſegnet den jungen Diego ein, oben der Chriſt unter vielen Engeln.
Dies Bild, welches man fuͤr eins der letzten des Annibale Carraccio haͤlt, gehoͤrt nicht zu ſeinen ſchoͤn- ſten. Die Zeichnung hat nicht einmal die dieſem Mei- ſter gewoͤhnliche Correktion. Zum Beweiſe moͤgen die Haͤnde des heil. Franciſcus dienen. Inzwiſchen iſt der junge Diego eine ſchoͤne Figur. Hingegen ſind die Gewaͤnder wieder ſehr willkuͤhrlich geworfen, und die Farbe des Ganzen iſt unangenehm.
In den Verzierungen des Altars ſieht man noch, den heil. Petrus und Paulus nebſt andern Mahlereien, welche von der Hand des Annibale ſeyn ſollen. Dieſe Gemaͤhlde ſind alle in Oel.
Zu den Freſcomahlereien ſoll Annibale blos die Zeichnungen verfertiget haben. Sie ſind gewaltig verdorben.
Gott der Vater in der Kuppel ſcheint von Albano ausgefuͤhrt zu ſeyn.
Zur rechten Hand in der naͤmlichen Ca- pelle: St. Ivo, der einen Kranken mit dem Oele aus der Lampe heilet, von Domenichino, der dieſes Suͤjet oͤfterer behandelt hat. Die aus- drucksvollen Koͤpfe und Stellungen ſind dieſes Mei- ſters wuͤrdig; doch moͤchte ich den erſchrockenen Mann auf dem Vorgrunde tadeln. Er iſt eine wahre Car- ricatur.
An
35) Hr. D. Volkmann S. 471. Titi S. 143.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
Kirche S. Giacomo degli Spagnuoli 35).
In der Capelle des heil. Diego, iſt das Altar-
blatt von Annibale Carraccio. Der heil.
Franciſcus ſegnet den jungen Diego ein, oben
der Chriſt unter vielen Engeln.
Dies Bild, welches man fuͤr eins der letzten des
Annibale Carraccio haͤlt, gehoͤrt nicht zu ſeinen ſchoͤn-
ſten. Die Zeichnung hat nicht einmal die dieſem Mei-
ſter gewoͤhnliche Correktion. Zum Beweiſe moͤgen die
Haͤnde des heil. Franciſcus dienen. Inzwiſchen iſt
der junge Diego eine ſchoͤne Figur. Hingegen ſind
die Gewaͤnder wieder ſehr willkuͤhrlich geworfen, und
die Farbe des Ganzen iſt unangenehm.
In den Verzierungen des Altars ſieht man noch,
den heil. Petrus und Paulus nebſt andern
Mahlereien, welche von der Hand des Annibale
ſeyn ſollen. Dieſe Gemaͤhlde ſind alle in Oel.
Zu den Freſcomahlereien ſoll Annibale blos die
Zeichnungen verfertiget haben. Sie ſind gewaltig
verdorben.
Gott der Vater in der Kuppel ſcheint von
Albano ausgefuͤhrt zu ſeyn.
Zur rechten Hand in der naͤmlichen Ca-
pelle: St. Ivo, der einen Kranken mit dem
Oele aus der Lampe heilet, von Domenichino,
der dieſes Suͤjet oͤfterer behandelt hat. Die aus-
drucksvollen Koͤpfe und Stellungen ſind dieſes Mei-
ſters wuͤrdig; doch moͤchte ich den erſchrockenen Mann
auf dem Vorgrunde tadeln. Er iſt eine wahre Car-
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/299>, abgerufen am 05.07.2024.
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