Die Zeichnung ist vortrefflich, nur scheinen die Gewänder, vorzüglich das der heil. Magdalena, et- was trocken. Der Farbe fehlt es an Harmonie: sie ist vortrefflich in der heil. Magdalena, und sehr schlecht in dem heil. Franciscus. Ueberhaupt scheint diese Figur nicht die beste zu seyn. Schade, daß man das Bild in keinem bessern Lichte siehet!
Das antike Basrelief an dem Grabmale der Laura Mattei, welches Herr D. Volkmann anführt, habe ich hier nicht finden können. Dage- gen sind zwei andere Grabmäler, das eine von einem Herzog von Zaccarolli, das andere von einer Person aus dem Hause Pallavicini, hier befindlich, an denen Figuren mit reizenden Gesichts- bildungen stehen.
Kircheil Gesu33).
+ Die Religion, welche die Ketzereien unter der Gestalt eines Mannes und eines Weibes zu Boden schleudert, von le Gros.
Die Composition ist voller Feuer und die Gruppe gut geordnet, aber die Ausführung des Details scheint mir weniger Verdienst zu haben. Die Figur der Religion ist ohne wahren Ausdruck und ohne Schönheit. Die Stellung ist gezwungen. Der alte Mann zu ihren Füßen ist eine wahre Carricatur und das alte Weib ekelhaft; inzwischen das Mus- kelnspiel am Rücken des Alten ist leicht und natürlich, und die Gewänder sind gut geworfen.
+ Die
33) Hr. D. Volkmann S. 497. Titi S. 172.
Dritter Theil. S
uͤber die einzelnen Kirchen.
Die Zeichnung iſt vortrefflich, nur ſcheinen die Gewaͤnder, vorzuͤglich das der heil. Magdalena, et- was trocken. Der Farbe fehlt es an Harmonie: ſie iſt vortrefflich in der heil. Magdalena, und ſehr ſchlecht in dem heil. Franciſcus. Ueberhaupt ſcheint dieſe Figur nicht die beſte zu ſeyn. Schade, daß man das Bild in keinem beſſern Lichte ſiehet!
Das antike Basrelief an dem Grabmale der Laura Mattei, welches Herr D. Volkmann anfuͤhrt, habe ich hier nicht finden koͤnnen. Dage- gen ſind zwei andere Grabmaͤler, das eine von einem Herzog von Zaccarolli, das andere von einer Perſon aus dem Hauſe Pallavicini, hier befindlich, an denen Figuren mit reizenden Geſichts- bildungen ſtehen.
Kircheil Geſu33).
† Die Religion, welche die Ketzereien unter der Geſtalt eines Mannes und eines Weibes zu Boden ſchleudert, von le Gros.
Die Compoſition iſt voller Feuer und die Gruppe gut geordnet, aber die Ausfuͤhrung des Details ſcheint mir weniger Verdienſt zu haben. Die Figur der Religion iſt ohne wahren Ausdruck und ohne Schoͤnheit. Die Stellung iſt gezwungen. Der alte Mann zu ihren Fuͤßen iſt eine wahre Carricatur und das alte Weib ekelhaft; inzwiſchen das Muſ- kelnſpiel am Ruͤcken des Alten iſt leicht und natuͤrlich, und die Gewaͤnder ſind gut geworfen.
† Die
33) Hr. D. Volkmann S. 497. Titi S. 172.
Dritter Theil. S
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uͤber die einzelnen Kirchen.
Die Zeichnung iſt vortrefflich, nur ſcheinen die
Gewaͤnder, vorzuͤglich das der heil. Magdalena, et-
was trocken. Der Farbe fehlt es an Harmonie: ſie
iſt vortrefflich in der heil. Magdalena, und ſehr ſchlecht
in dem heil. Franciſcus. Ueberhaupt ſcheint dieſe
Figur nicht die beſte zu ſeyn. Schade, daß man
das Bild in keinem beſſern Lichte ſiehet!
Das antike Basrelief an dem Grabmale
der Laura Mattei, welches Herr D. Volkmann
anfuͤhrt, habe ich hier nicht finden koͤnnen. Dage-
gen ſind zwei andere Grabmaͤler, das eine von
einem Herzog von Zaccarolli, das andere von
einer Perſon aus dem Hauſe Pallavicini, hier
befindlich, an denen Figuren mit reizenden Geſichts-
bildungen ſtehen.
Kirche il Geſu 33).
† Die Religion, welche die Ketzereien unter
der Geſtalt eines Mannes und eines Weibes
zu Boden ſchleudert, von le Gros.
Die Compoſition iſt voller Feuer und die Gruppe
gut geordnet, aber die Ausfuͤhrung des Details
ſcheint mir weniger Verdienſt zu haben. Die Figur
der Religion iſt ohne wahren Ausdruck und ohne
Schoͤnheit. Die Stellung iſt gezwungen. Der
alte Mann zu ihren Fuͤßen iſt eine wahre Carricatur
und das alte Weib ekelhaft; inzwiſchen das Muſ-
kelnſpiel am Ruͤcken des Alten iſt leicht und natuͤrlich,
und die Gewaͤnder ſind gut geworfen.
† Die
33) Hr. D. Volkmann S. 497. Titi S. 172.
Dritter Theil. S
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/297>, abgerufen am 23.02.2025.
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