Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Pallast Colonna.

Zweites Zimmer.
Bemerkun-
gen über den
Stil der
größten Land-
schaftsmah-
ler: Claude
le Lorrain,
Caspar Pous-
sin, und Sal-
vator Rosa.

In diesem Zimmer hängt eine Samm-
lung von Werken der größten Landschafts-
mahler.

Die vorzüglichsten unter diesen sind: Claude le
Lorrain, Caspar Poussin und Salvator Rosa.

Claude Gelee aus Lothringen, daher gemei-
niglich Claude le Lorrain genannt, ward 1600
gebohren, und starb 1682. Er ist als der größte
Landschaftsmahler neuerer Zeiten bekannt: ihm
allein gebührt das Lob, die Natur mit Wahl und
doch immer mit Treue dargestellt zu haben: Meh-
rentheils brachte er Architektur in den Vorgründen
an, und wählte Gegenden und Tageszeiten, welche
die Seele zu sanfter Feier erheben. Sein Baum-
schlag ist sehr abwechselnd. Vielleicht ist die Form
der Blätter nicht immer hinreichend bestimmt, aber
die Masse des Ganzen und die Färbung ist vortrefflich.
Die Fernen sind das Schönste in seinen Gemählden,
er mahlte sie äußerst duftig. Man behauptet, daß
er das Geheimniß der Luftperspektiv, die er zu dem
höchsten Grade der Vollkommenheit brachte, dem
Sandrart zu danken habe, den er einst bei einem
Studio nach der Natur zu diesem Endzweck über-
raschte.

Luftperspekti-
ve, was sie
ist.

Luftperspektiv, ist die Wissenschaft der Regeln,
nach welchen sich Licht und Schatten, und die davon
abhängende Färbung, nach Maaßgabe der Entfer-
nung der Gegenstände und der zwischen diese und un-

ser
Pallaſt Colonna.

Zweites Zimmer.
Bemerkun-
gen uͤber den
Stil der
groͤßten Land-
ſchaftsmah-
ler: Claude
le Lorrain,
Caſpar Pouſ-
ſin, und Sal-
vator Roſa.

In dieſem Zimmer haͤngt eine Samm-
lung von Werken der groͤßten Landſchafts-
mahler.

Die vorzuͤglichſten unter dieſen ſind: Claude le
Lorrain, Caſpar Pouſſin und Salvator Roſa.

Claude Gelee aus Lothringen, daher gemei-
niglich Claude le Lorrain genannt, ward 1600
gebohren, und ſtarb 1682. Er iſt als der groͤßte
Landſchaftsmahler neuerer Zeiten bekannt: ihm
allein gebuͤhrt das Lob, die Natur mit Wahl und
doch immer mit Treue dargeſtellt zu haben: Meh-
rentheils brachte er Architektur in den Vorgruͤnden
an, und waͤhlte Gegenden und Tageszeiten, welche
die Seele zu ſanfter Feier erheben. Sein Baum-
ſchlag iſt ſehr abwechſelnd. Vielleicht iſt die Form
der Blaͤtter nicht immer hinreichend beſtimmt, aber
die Maſſe des Ganzen und die Faͤrbung iſt vortrefflich.
Die Fernen ſind das Schoͤnſte in ſeinen Gemaͤhlden,
er mahlte ſie aͤußerſt duftig. Man behauptet, daß
er das Geheimniß der Luftperſpektiv, die er zu dem
hoͤchſten Grade der Vollkommenheit brachte, dem
Sandrart zu danken habe, den er einſt bei einem
Studio nach der Natur zu dieſem Endzweck uͤber-
raſchte.

Luftperſpekti-
ve, was ſie
iſt.

Luftperſpektiv, iſt die Wiſſenſchaft der Regeln,
nach welchen ſich Licht und Schatten, und die davon
abhaͤngende Faͤrbung, nach Maaßgabe der Entfer-
nung der Gegenſtaͤnde und der zwiſchen dieſe und un-

ſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0088" n="74"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Palla&#x017F;t Colonna.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zweites Zimmer.</hi> </hi> </head><lb/>
            <note place="left">Bemerkun-<lb/>
gen u&#x0364;ber den<lb/>
Stil der<lb/>
gro&#x0364;ßten Land-<lb/>
&#x017F;chaftsmah-<lb/>
ler: Claude<lb/>
le Lorrain,<lb/>
Ca&#x017F;par Pou&#x017F;-<lb/>
&#x017F;in, und Sal-<lb/>
vator Ro&#x017F;a.</note>
            <p> <hi rendition="#fr">In die&#x017F;em Zimmer ha&#x0364;ngt eine Samm-<lb/>
lung von Werken der gro&#x0364;ßten Land&#x017F;chafts-<lb/>
mahler.</hi> </p><lb/>
            <p>Die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten unter die&#x017F;en &#x017F;ind: Claude le<lb/>
Lorrain, Ca&#x017F;par Pou&#x017F;&#x017F;in und Salvator Ro&#x017F;a.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Claude Gelee</hi> aus Lothringen, daher gemei-<lb/>
niglich <hi rendition="#fr">Claude le Lorrain</hi> genannt, ward 1600<lb/>
gebohren, und &#x017F;tarb 1682. Er i&#x017F;t als der gro&#x0364;ßte<lb/>
Land&#x017F;chaftsmahler neuerer Zeiten bekannt: ihm<lb/>
allein gebu&#x0364;hrt das Lob, die Natur mit Wahl und<lb/>
doch immer mit Treue darge&#x017F;tellt zu haben: Meh-<lb/>
rentheils brachte er Architektur in den Vorgru&#x0364;nden<lb/>
an, und wa&#x0364;hlte Gegenden und Tageszeiten, welche<lb/>
die Seele zu &#x017F;anfter Feier erheben. Sein Baum-<lb/>
&#x017F;chlag i&#x017F;t &#x017F;ehr abwech&#x017F;elnd. Vielleicht i&#x017F;t die Form<lb/>
der Bla&#x0364;tter nicht immer hinreichend be&#x017F;timmt, aber<lb/>
die Ma&#x017F;&#x017F;e des Ganzen und die Fa&#x0364;rbung i&#x017F;t vortrefflich.<lb/>
Die Fernen &#x017F;ind das Scho&#x0364;n&#x017F;te in &#x017F;einen Gema&#x0364;hlden,<lb/>
er mahlte &#x017F;ie a&#x0364;ußer&#x017F;t duftig. Man behauptet, daß<lb/>
er das Geheimniß der Luftper&#x017F;pektiv, die er zu dem<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade der Vollkommenheit brachte, dem<lb/>
Sandrart zu danken habe, den er ein&#x017F;t bei einem<lb/>
Studio nach der Natur zu die&#x017F;em Endzweck u&#x0364;ber-<lb/>
ra&#x017F;chte.</p><lb/>
            <note place="left">Luftper&#x017F;pekti-<lb/>
ve, was &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t.</note>
            <p>Luftper&#x017F;pektiv, i&#x017F;t die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Regeln,<lb/>
nach welchen &#x017F;ich Licht und Schatten, und die davon<lb/>
abha&#x0364;ngende Fa&#x0364;rbung, nach Maaßgabe der Entfer-<lb/>
nung der Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde und der zwi&#x017F;chen die&#x017F;e und un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0088] Pallaſt Colonna. Zweites Zimmer. In dieſem Zimmer haͤngt eine Samm- lung von Werken der groͤßten Landſchafts- mahler. Die vorzuͤglichſten unter dieſen ſind: Claude le Lorrain, Caſpar Pouſſin und Salvator Roſa. Claude Gelee aus Lothringen, daher gemei- niglich Claude le Lorrain genannt, ward 1600 gebohren, und ſtarb 1682. Er iſt als der groͤßte Landſchaftsmahler neuerer Zeiten bekannt: ihm allein gebuͤhrt das Lob, die Natur mit Wahl und doch immer mit Treue dargeſtellt zu haben: Meh- rentheils brachte er Architektur in den Vorgruͤnden an, und waͤhlte Gegenden und Tageszeiten, welche die Seele zu ſanfter Feier erheben. Sein Baum- ſchlag iſt ſehr abwechſelnd. Vielleicht iſt die Form der Blaͤtter nicht immer hinreichend beſtimmt, aber die Maſſe des Ganzen und die Faͤrbung iſt vortrefflich. Die Fernen ſind das Schoͤnſte in ſeinen Gemaͤhlden, er mahlte ſie aͤußerſt duftig. Man behauptet, daß er das Geheimniß der Luftperſpektiv, die er zu dem hoͤchſten Grade der Vollkommenheit brachte, dem Sandrart zu danken habe, den er einſt bei einem Studio nach der Natur zu dieſem Endzweck uͤber- raſchte. Luftperſpektiv, iſt die Wiſſenſchaft der Regeln, nach welchen ſich Licht und Schatten, und die davon abhaͤngende Faͤrbung, nach Maaßgabe der Entfer- nung der Gegenſtaͤnde und der zwiſchen dieſe und un- ſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/88
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/88>, abgerufen am 21.11.2024.