Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Pallast Barberini.

Pietro da Cortona der erste Vorgänger auf die-
sem Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre
Schüler an Wahrheit wieder gewöhnt hatten, ist
noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen;
und man kann daher noch gerecht seyn gegen den Auf-
wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig-
keit der Ausführung, die er in seinen Werken zeigt.
Sie scheinen wie ein Hauch auf die Tafel geblasen.
Dies nennen die Italiener il Sfumato, und dieserErklärung
des Worts:
il Sfumato.

Vorzug hat neben der vortrefflichen mahlerischen An-
ordnung, den großen Kenntnissen der Linien-Perspektiv,
und dem hellen, lieblichen, harmonischen Ton der
Farbe, diesem Meister, selbst bei Kennern, das
Lob des geistreichsten Handwerkers zu Wege gebracht.

Seine Gewänder sind in unbestimmte Falten,
und vorzüglich die weißen in zu viel kleinliche, wie
etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich-
testen wieder. Doch! er ist sich stets so ähnlich, daß
man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins seiner
Bilder gesehen hat, die übrigen zu verkennen.


In dem folgenden Saale.

Eine Copie der Transfiguration Ra-
phaels.
Die Köpfe sind ohne Charakter; die Zeich-
nung ist ohne Richtigkeit. Die Schatten sind nach-
geschwärzt.

Mehrere Cartons zu Tapeten von Roma-
nelli.
Sie können auch von einem Schüler des
Pietro da Cortona seyn.

Ein
Pallaſt Barberini.

Pietro da Cortona der erſte Vorgaͤnger auf die-
ſem Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre
Schuͤler an Wahrheit wieder gewoͤhnt hatten, iſt
noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen;
und man kann daher noch gerecht ſeyn gegen den Auf-
wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig-
keit der Ausfuͤhrung, die er in ſeinen Werken zeigt.
Sie ſcheinen wie ein Hauch auf die Tafel geblaſen.
Dies nennen die Italiener il Sfumato, und dieſerErklaͤrung
des Worts:
il Sfumato.

Vorzug hat neben der vortrefflichen mahleriſchen An-
ordnung, den großen Kenntniſſen der Linien-Perſpektiv,
und dem hellen, lieblichen, harmoniſchen Ton der
Farbe, dieſem Meiſter, ſelbſt bei Kennern, das
Lob des geiſtreichſten Handwerkers zu Wege gebracht.

Seine Gewaͤnder ſind in unbeſtimmte Falten,
und vorzuͤglich die weißen in zu viel kleinliche, wie
etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich-
teſten wieder. Doch! er iſt ſich ſtets ſo aͤhnlich, daß
man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins ſeiner
Bilder geſehen hat, die uͤbrigen zu verkennen.


In dem folgenden Saale.

Eine Copie der Transfiguration Ra-
phaels.
Die Koͤpfe ſind ohne Charakter; die Zeich-
nung iſt ohne Richtigkeit. Die Schatten ſind nach-
geſchwaͤrzt.

Mehrere Cartons zu Tapeten von Roma-
nelli.
Sie koͤnnen auch von einem Schuͤler des
Pietro da Cortona ſeyn.

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0297" n="283"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Palla&#x017F;t Barberini.</hi> </fw><lb/>
          <p>Pietro da Cortona der er&#x017F;te Vorga&#x0364;nger auf die-<lb/>
&#x017F;em Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre<lb/>
Schu&#x0364;ler an Wahrheit wieder gewo&#x0364;hnt hatten, i&#x017F;t<lb/>
noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen;<lb/>
und man kann daher noch gerecht &#x017F;eyn gegen den Auf-<lb/>
wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig-<lb/>
keit der Ausfu&#x0364;hrung, die er in &#x017F;einen Werken zeigt.<lb/>
Sie &#x017F;cheinen wie ein Hauch auf die Tafel gebla&#x017F;en.<lb/>
Dies nennen die Italiener <hi rendition="#aq">il Sfumato,</hi> und die&#x017F;er<note place="right">Erkla&#x0364;rung<lb/>
des Worts:<lb/><hi rendition="#aq">il Sfumato.</hi></note><lb/>
Vorzug hat neben der vortrefflichen mahleri&#x017F;chen An-<lb/>
ordnung, den großen Kenntni&#x017F;&#x017F;en der Linien-Per&#x017F;pektiv,<lb/>
und dem hellen, lieblichen, harmoni&#x017F;chen Ton der<lb/>
Farbe, die&#x017F;em Mei&#x017F;ter, &#x017F;elb&#x017F;t bei Kennern, das<lb/>
Lob des gei&#x017F;treich&#x017F;ten Handwerkers zu Wege gebracht.</p><lb/>
          <p>Seine Gewa&#x0364;nder &#x017F;ind in unbe&#x017F;timmte Falten,<lb/>
und vorzu&#x0364;glich die weißen in zu viel kleinliche, wie<lb/>
etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich-<lb/>
te&#x017F;ten wieder. Doch! er i&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;tets &#x017F;o a&#x0364;hnlich, daß<lb/>
man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins &#x017F;einer<lb/>
Bilder ge&#x017F;ehen hat, die u&#x0364;brigen zu verkennen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">In dem folgenden Saale.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Eine Copie der Transfiguration Ra-<lb/>
phaels.</hi> Die Ko&#x0364;pfe &#x017F;ind ohne Charakter; die Zeich-<lb/>
nung i&#x017F;t ohne Richtigkeit. Die Schatten &#x017F;ind nach-<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;rzt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Mehrere Cartons zu Tapeten</hi> von <hi rendition="#fr">Roma-<lb/>
nelli.</hi> Sie ko&#x0364;nnen auch von einem Schu&#x0364;ler des<lb/>
Pietro da Cortona &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ein</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0297] Pallaſt Barberini. Pietro da Cortona der erſte Vorgaͤnger auf die- ſem Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre Schuͤler an Wahrheit wieder gewoͤhnt hatten, iſt noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen; und man kann daher noch gerecht ſeyn gegen den Auf- wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig- keit der Ausfuͤhrung, die er in ſeinen Werken zeigt. Sie ſcheinen wie ein Hauch auf die Tafel geblaſen. Dies nennen die Italiener il Sfumato, und dieſer Vorzug hat neben der vortrefflichen mahleriſchen An- ordnung, den großen Kenntniſſen der Linien-Perſpektiv, und dem hellen, lieblichen, harmoniſchen Ton der Farbe, dieſem Meiſter, ſelbſt bei Kennern, das Lob des geiſtreichſten Handwerkers zu Wege gebracht. Erklaͤrung des Worts: il Sfumato. Seine Gewaͤnder ſind in unbeſtimmte Falten, und vorzuͤglich die weißen in zu viel kleinliche, wie etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich- teſten wieder. Doch! er iſt ſich ſtets ſo aͤhnlich, daß man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins ſeiner Bilder geſehen hat, die uͤbrigen zu verkennen. In dem folgenden Saale. Eine Copie der Transfiguration Ra- phaels. Die Koͤpfe ſind ohne Charakter; die Zeich- nung iſt ohne Richtigkeit. Die Schatten ſind nach- geſchwaͤrzt. Mehrere Cartons zu Tapeten von Roma- nelli. Sie koͤnnen auch von einem Schuͤler des Pietro da Cortona ſeyn. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/297
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/297>, abgerufen am 30.12.2024.