Pietro da Cortona der erste Vorgänger auf die- sem Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre Schüler an Wahrheit wieder gewöhnt hatten, ist noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen; und man kann daher noch gerecht seyn gegen den Auf- wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig- keit der Ausführung, die er in seinen Werken zeigt. Sie scheinen wie ein Hauch auf die Tafel geblasen. Dies nennen die Italiener il Sfumato, und dieserErklärung des Worts: il Sfumato. Vorzug hat neben der vortrefflichen mahlerischen An- ordnung, den großen Kenntnissen der Linien-Perspektiv, und dem hellen, lieblichen, harmonischen Ton der Farbe, diesem Meister, selbst bei Kennern, das Lob des geistreichsten Handwerkers zu Wege gebracht.
Seine Gewänder sind in unbestimmte Falten, und vorzüglich die weißen in zu viel kleinliche, wie etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich- testen wieder. Doch! er ist sich stets so ähnlich, daß man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins seiner Bilder gesehen hat, die übrigen zu verkennen.
In dem folgenden Saale.
Eine Copie der Transfiguration Ra- phaels. Die Köpfe sind ohne Charakter; die Zeich- nung ist ohne Richtigkeit. Die Schatten sind nach- geschwärzt.
Mehrere Cartons zu Tapeten von Roma- nelli. Sie können auch von einem Schüler des Pietro da Cortona seyn.
Ein
Pallaſt Barberini.
Pietro da Cortona der erſte Vorgaͤnger auf die- ſem Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre Schuͤler an Wahrheit wieder gewoͤhnt hatten, iſt noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen; und man kann daher noch gerecht ſeyn gegen den Auf- wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig- keit der Ausfuͤhrung, die er in ſeinen Werken zeigt. Sie ſcheinen wie ein Hauch auf die Tafel geblaſen. Dies nennen die Italiener il Sfumato, und dieſerErklaͤrung des Worts: il Sfumato. Vorzug hat neben der vortrefflichen mahleriſchen An- ordnung, den großen Kenntniſſen der Linien-Perſpektiv, und dem hellen, lieblichen, harmoniſchen Ton der Farbe, dieſem Meiſter, ſelbſt bei Kennern, das Lob des geiſtreichſten Handwerkers zu Wege gebracht.
Seine Gewaͤnder ſind in unbeſtimmte Falten, und vorzuͤglich die weißen in zu viel kleinliche, wie etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich- teſten wieder. Doch! er iſt ſich ſtets ſo aͤhnlich, daß man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins ſeiner Bilder geſehen hat, die uͤbrigen zu verkennen.
In dem folgenden Saale.
Eine Copie der Transfiguration Ra- phaels. Die Koͤpfe ſind ohne Charakter; die Zeich- nung iſt ohne Richtigkeit. Die Schatten ſind nach- geſchwaͤrzt.
Mehrere Cartons zu Tapeten von Roma- nelli. Sie koͤnnen auch von einem Schuͤler des Pietro da Cortona ſeyn.
Ein
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Pallaſt Barberini.
Pietro da Cortona der erſte Vorgaͤnger auf die-
ſem Wege zu gefallen, nachdem die Carracci und ihre
Schuͤler an Wahrheit wieder gewoͤhnt hatten, iſt
noch nicht bis zum Abentheuerlichen vorgedrungen;
und man kann daher noch gerecht ſeyn gegen den Auf-
wand von Erfindungskraft, und gegen die Leichtig-
keit der Ausfuͤhrung, die er in ſeinen Werken zeigt.
Sie ſcheinen wie ein Hauch auf die Tafel geblaſen.
Dies nennen die Italiener il Sfumato, und dieſer
Vorzug hat neben der vortrefflichen mahleriſchen An-
ordnung, den großen Kenntniſſen der Linien-Perſpektiv,
und dem hellen, lieblichen, harmoniſchen Ton der
Farbe, dieſem Meiſter, ſelbſt bei Kennern, das
Lob des geiſtreichſten Handwerkers zu Wege gebracht.
Erklaͤrung
des Worts:
il Sfumato.
Seine Gewaͤnder ſind in unbeſtimmte Falten,
und vorzuͤglich die weißen in zu viel kleinliche, wie
etwa Flor, gelegt. Daran kennt man ihn am leich-
teſten wieder. Doch! er iſt ſich ſtets ſo aͤhnlich, daß
man keine Gefahr laufen wird, wenn man eins ſeiner
Bilder geſehen hat, die uͤbrigen zu verkennen.
In dem folgenden Saale.
Eine Copie der Transfiguration Ra-
phaels. Die Koͤpfe ſind ohne Charakter; die Zeich-
nung iſt ohne Richtigkeit. Die Schatten ſind nach-
geſchwaͤrzt.
Mehrere Cartons zu Tapeten von Roma-
nelli. Sie koͤnnen auch von einem Schuͤler des
Pietro da Cortona ſeyn.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/297>, abgerufen am 23.02.2025.
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