Auf der Diele des Hauses zwei Statuen von Gips, mit Gewändern von würkli- chem Leinen, das nachher übertüncht worden. Ich führe sie an als einen Beweis, wie sehr es zum Gefühl der Wahrheit neben der Treue der Nach- ahmung zugleich mit auf die Wahl der Formen an- komme, an denen wir einen Gegenstand wieder zu erkennen gewohnt sind. Denn diese Gewänder, ob sie wohl von Leinen sind, scheinen uns dennoch unna- türlich, weil ihr Wurf in der Natur zu selten vor- kömmt.
In dem ersten Zimmer oben.
Ein Sarcophag mit Tritonen, imgleichen
Ein antikes Mosaik, welches einen Ochsen- treiber vorstellt.
In der Gallerie.
+ Ein Christuskopf mit der Dornenkrone von Guercino. Der Ausdruck ist nicht sowohl edel als wahr; die Färbung voller Kraft, ohne daß darum die Schatten übertrieben wären. Das Bild hat gelitten, und ist vorzüglich an den Händen retou- chirt. Dem ohngeachtet hält man es für eins der besten von diesem Meister in Rom.
Ein
Pallaſt Corſini.
Auf der Diele des Hauſes zwei Statuen von Gips, mit Gewaͤndern von wuͤrkli- chem Leinen, das nachher uͤbertuͤncht worden. Ich fuͤhre ſie an als einen Beweis, wie ſehr es zum Gefuͤhl der Wahrheit neben der Treue der Nach- ahmung zugleich mit auf die Wahl der Formen an- komme, an denen wir einen Gegenſtand wieder zu erkennen gewohnt ſind. Denn dieſe Gewaͤnder, ob ſie wohl von Leinen ſind, ſcheinen uns dennoch unna- tuͤrlich, weil ihr Wurf in der Natur zu ſelten vor- koͤmmt.
In dem erſten Zimmer oben.
Ein Sarcophag mit Tritonen, imgleichen
Ein antikes Moſaik, welches einen Ochſen- treiber vorſtellt.
In der Gallerie.
† Ein Chriſtuskopf mit der Dornenkrone von Guercino. Der Ausdruck iſt nicht ſowohl edel als wahr; die Faͤrbung voller Kraft, ohne daß darum die Schatten uͤbertrieben waͤren. Das Bild hat gelitten, und iſt vorzuͤglich an den Haͤnden retou- chirt. Dem ohngeachtet haͤlt man es fuͤr eins der beſten von dieſem Meiſter in Rom.
Ein
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Pallaſt Corſini.
Auf der Diele des Hauſes zwei Statuen
von Gips, mit Gewaͤndern von wuͤrkli-
chem Leinen, das nachher uͤbertuͤncht worden.
Ich fuͤhre ſie an als einen Beweis, wie ſehr es zum
Gefuͤhl der Wahrheit neben der Treue der Nach-
ahmung zugleich mit auf die Wahl der Formen an-
komme, an denen wir einen Gegenſtand wieder zu
erkennen gewohnt ſind. Denn dieſe Gewaͤnder, ob
ſie wohl von Leinen ſind, ſcheinen uns dennoch unna-
tuͤrlich, weil ihr Wurf in der Natur zu ſelten vor-
koͤmmt.
In dem erſten Zimmer oben.
Ein Sarcophag mit Tritonen, imgleichen
Ein antikes Moſaik, welches einen Ochſen-
treiber vorſtellt.
In der Gallerie.
† Ein Chriſtuskopf mit der Dornenkrone
von Guercino. Der Ausdruck iſt nicht ſowohl
edel als wahr; die Faͤrbung voller Kraft, ohne daß
darum die Schatten uͤbertrieben waͤren. Das Bild
hat gelitten, und iſt vorzuͤglich an den Haͤnden retou-
chirt. Dem ohngeachtet haͤlt man es fuͤr eins der
beſten von dieſem Meiſter in Rom.
Ein
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/170>, abgerufen am 23.02.2025.
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