Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.Der Vaticanische Pallast. Charakter von Fröhlichkeit und der Lorbeer lassen aufein Portrait schließen. Ob aber des Commodus? Daran ist zu zweifeln. Der Grund zu dieser Be- nennung liegt in dem Charakter eines Hercules, den diese Statue an sich trägt. Wir wissen, daß sich Commodus gern als Hercules vorstellen ließ, und eine Nachricht, die wir haben, sagt: Daß ein kleiner Lieb- ling des Commodus die Liste derer, die sein Herr zum Tode verdammt hatte, zum Fenster hinaus geworfen, und dadurch Veranlassung zu dessen Ermordung gege- ben habe. Andere halten diese Statue für einen Hercules, Die Statue hat gute Verhältnisse, und dienet + Lucius Verus. Man schätzt diese Statue Diese Statuen stehen in den Nischen der Zu meiner Zeit standen noch folgende Kunstwerke, die Aufmerksamkeit ver- dienten, längs der Wand hin. Eine Nische, deren ehemalige Bestimmung Behält- 19) Visconti soll dieser Meinung gewesen seyn. Feas
ital. Uebers. d. G. d. K. T. II. p. 400. n. 1. Der Vaticaniſche Pallaſt. Charakter von Froͤhlichkeit und der Lorbeer laſſen aufein Portrait ſchließen. Ob aber des Commodus? Daran iſt zu zweifeln. Der Grund zu dieſer Be- nennung liegt in dem Charakter eines Hercules, den dieſe Statue an ſich traͤgt. Wir wiſſen, daß ſich Commodus gern als Hercules vorſtellen ließ, und eine Nachricht, die wir haben, ſagt: Daß ein kleiner Lieb- ling des Commodus die Liſte derer, die ſein Herr zum Tode verdammt hatte, zum Fenſter hinaus geworfen, und dadurch Veranlaſſung zu deſſen Ermordung gege- ben habe. Andere halten dieſe Statue fuͤr einen Hercules, Die Statue hat gute Verhaͤltniſſe, und dienet † Lucius Verus. Man ſchaͤtzt dieſe Statue Dieſe Statuen ſtehen in den Niſchen der Zu meiner Zeit ſtanden noch folgende Kunſtwerke, die Aufmerkſamkeit ver- dienten, laͤngs der Wand hin. Eine Niſche, deren ehemalige Beſtimmung Behaͤlt- 19) Viſconti ſoll dieſer Meinung geweſen ſeyn. Feas
ital. Ueberſ. d. G. d. K. T. II. p. 400. n. 1. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0094" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Vaticaniſche Pallaſt.</hi></fw><lb/> Charakter von Froͤhlichkeit und der Lorbeer laſſen auf<lb/> ein Portrait ſchließen. Ob aber des Commodus?<lb/> Daran iſt zu zweifeln. Der Grund zu dieſer Be-<lb/> nennung liegt in dem Charakter eines Hercules, den<lb/> dieſe Statue an ſich traͤgt. Wir wiſſen, daß ſich<lb/> Commodus gern als Hercules vorſtellen ließ, und eine<lb/> Nachricht, die wir haben, ſagt: Daß ein kleiner Lieb-<lb/> ling des Commodus die Liſte derer, die ſein Herr zum<lb/> Tode verdammt hatte, zum Fenſter hinaus geworfen,<lb/> und dadurch Veranlaſſung zu deſſen Ermordung gege-<lb/> ben habe.</p><lb/> <p>Andere halten dieſe Statue fuͤr einen Hercules,<lb/> der den Ajax ſegnet; andere nennen den Knaben Hy-<lb/> las; andere Telephus; <note place="foot" n="19)">Viſconti ſoll dieſer Meinung geweſen ſeyn. Feas<lb/> ital. Ueberſ. d. G. d. K. <hi rendition="#aq">T. II. p. 400. n.</hi> 1.</note> andere ſchlechthin Amor.</p><lb/> <p>Die Statue hat gute Verhaͤltniſſe, und dienet<lb/> daher den Kuͤnſtlern als Studium der Maaßen des<lb/> reiferen maͤnnlichen Alters. Uebrigens iſt ſie ziemlich<lb/> mittelmaͤßig; Muſkeln und Junkturen ſind ſehr hart<lb/> angedeutet.</p><lb/> <p>† <hi rendition="#fr">Lucius Verus.</hi> Man ſchaͤtzt dieſe Statue<lb/> wegen der beſorgten Ausfuͤhrung in den Beiwerken.</p><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Dieſe Statuen ſtehen in den Niſchen der<lb/> Wand des hintern Porticus.</hi> </p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Zu meiner Zeit ſtanden noch folgende<lb/> Kunſtwerke, die Aufmerkſamkeit ver-<lb/> dienten, laͤngs der Wand hin.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Eine Niſche,</hi> deren ehemalige Beſtimmung<lb/> nicht wohl abzuſehen iſt, es waͤre denn, daß ſie zum<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Behaͤlt-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0094]
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Charakter von Froͤhlichkeit und der Lorbeer laſſen auf
ein Portrait ſchließen. Ob aber des Commodus?
Daran iſt zu zweifeln. Der Grund zu dieſer Be-
nennung liegt in dem Charakter eines Hercules, den
dieſe Statue an ſich traͤgt. Wir wiſſen, daß ſich
Commodus gern als Hercules vorſtellen ließ, und eine
Nachricht, die wir haben, ſagt: Daß ein kleiner Lieb-
ling des Commodus die Liſte derer, die ſein Herr zum
Tode verdammt hatte, zum Fenſter hinaus geworfen,
und dadurch Veranlaſſung zu deſſen Ermordung gege-
ben habe.
Andere halten dieſe Statue fuͤr einen Hercules,
der den Ajax ſegnet; andere nennen den Knaben Hy-
las; andere Telephus; 19) andere ſchlechthin Amor.
Die Statue hat gute Verhaͤltniſſe, und dienet
daher den Kuͤnſtlern als Studium der Maaßen des
reiferen maͤnnlichen Alters. Uebrigens iſt ſie ziemlich
mittelmaͤßig; Muſkeln und Junkturen ſind ſehr hart
angedeutet.
† Lucius Verus. Man ſchaͤtzt dieſe Statue
wegen der beſorgten Ausfuͤhrung in den Beiwerken.
Dieſe Statuen ſtehen in den Niſchen der
Wand des hintern Porticus.
Zu meiner Zeit ſtanden noch folgende
Kunſtwerke, die Aufmerkſamkeit ver-
dienten, laͤngs der Wand hin.
Eine Niſche, deren ehemalige Beſtimmung
nicht wohl abzuſehen iſt, es waͤre denn, daß ſie zum
Behaͤlt-
19) Viſconti ſoll dieſer Meinung geweſen ſeyn. Feas
ital. Ueberſ. d. G. d. K. T. II. p. 400. n. 1.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |