Ich übergehe die ziemlich mittelmäßigen Statuen und Basreliefs in dem Porticus beim Eintritt in den Pallast.
Das Innere des Hauses an der Erde be- stehet aus zweien Sälen und aus drei Kammern an jeder Seite dieser Säle.
Der erste Saal.
Plafond mit der Geschichte des Camillus von Mariano Rossi, einem neuern Sicilianer. Es herrscht ein wildes Feuer in der Composition, deren Weisheit und Wahrheit, in Plan und Ausführung, gerade die Probe eines Blicks aushält. Wir wissen schon, daß man von einem Plafond nichts mehr zu fordern berechtiget ist. Inzwischen kann dieser Blick den ersten Begriff von demjenigen geben, was die Italie- ner Spirito, nennen: ihnen ein gepriesener Vorzug, und dem aufgeklärten Liebhaber ein schimmernder Feh- ler, den wir Deutschen vielleicht durch blendenden Witz übersetzen könnten. Ich rede davon an einem andern Orte weiter.
Auf eine sehr unschickliche Art contrastiren mit diesem Plafond die Arabesken, womit die Wände ge- ziert sind. Sie sind gut an sich, aber sie gehören nicht hieher, theils weil diese conventionelle Mahlerei zu der würklichen Darstellung an der Decke keineswe- ges paßt; theils weil der Saal durch die edlen Werke der Kunst, die darin aufgestellt sind, außerdem schon hinreichend geschmückt ist.
Statuen.
Villa Borgheſe.
Ich uͤbergehe die ziemlich mittelmaͤßigen Statuen und Basreliefs in dem Porticus beim Eintritt in den Pallaſt.
Das Innere des Hauſes an der Erde be- ſtehet aus zweien Saͤlen und aus drei Kammern an jeder Seite dieſer Saͤle.
Der erſte Saal.
Plafond mit der Geſchichte des Camillus von Mariano Roſſi, einem neuern Sicilianer. Es herrſcht ein wildes Feuer in der Compoſition, deren Weisheit und Wahrheit, in Plan und Ausfuͤhrung, gerade die Probe eines Blicks aushaͤlt. Wir wiſſen ſchon, daß man von einem Plafond nichts mehr zu fordern berechtiget iſt. Inzwiſchen kann dieſer Blick den erſten Begriff von demjenigen geben, was die Italie- ner Spirito, nennen: ihnen ein geprieſener Vorzug, und dem aufgeklaͤrten Liebhaber ein ſchimmernder Feh- ler, den wir Deutſchen vielleicht durch blendenden Witz uͤberſetzen koͤnnten. Ich rede davon an einem andern Orte weiter.
Auf eine ſehr unſchickliche Art contraſtiren mit dieſem Plafond die Arabeſken, womit die Waͤnde ge- ziert ſind. Sie ſind gut an ſich, aber ſie gehoͤren nicht hieher, theils weil dieſe conventionelle Mahlerei zu der wuͤrklichen Darſtellung an der Decke keineswe- ges paßt; theils weil der Saal durch die edlen Werke der Kunſt, die darin aufgeſtellt ſind, außerdem ſchon hinreichend geſchmuͤckt iſt.
Statuen.
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Villa Borgheſe.
Ich uͤbergehe die ziemlich mittelmaͤßigen Statuen
und Basreliefs in dem Porticus beim Eintritt in den
Pallaſt.
Das Innere des Hauſes an der Erde be-
ſtehet aus zweien Saͤlen und aus drei Kammern an
jeder Seite dieſer Saͤle.
Der erſte Saal.
Plafond mit der Geſchichte des Camillus von
Mariano Roſſi, einem neuern Sicilianer. Es herrſcht
ein wildes Feuer in der Compoſition, deren Weisheit
und Wahrheit, in Plan und Ausfuͤhrung, gerade
die Probe eines Blicks aushaͤlt. Wir wiſſen ſchon,
daß man von einem Plafond nichts mehr zu fordern
berechtiget iſt. Inzwiſchen kann dieſer Blick den
erſten Begriff von demjenigen geben, was die Italie-
ner Spirito, nennen: ihnen ein geprieſener Vorzug,
und dem aufgeklaͤrten Liebhaber ein ſchimmernder Feh-
ler, den wir Deutſchen vielleicht durch blendenden
Witz uͤberſetzen koͤnnten. Ich rede davon an einem
andern Orte weiter.
Auf eine ſehr unſchickliche Art contraſtiren mit
dieſem Plafond die Arabeſken, womit die Waͤnde ge-
ziert ſind. Sie ſind gut an ſich, aber ſie gehoͤren
nicht hieher, theils weil dieſe conventionelle Mahlerei
zu der wuͤrklichen Darſtellung an der Decke keineswe-
ges paßt; theils weil der Saal durch die edlen Werke
der Kunſt, die darin aufgeſtellt ſind, außerdem ſchon
hinreichend geſchmuͤckt iſt.
Statuen.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/334>, abgerufen am 22.02.2025.
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