ken, was die Ausführung betrifft, aber die Zusam- mensetzung ist reitzend.
+ Zwei heilige Familien von Tizian. AufZwei heilige Familien von Tizian. der einen betet ein Hirte den Christ an, auf dem an- dern bietet ihm eine Heilige einen Korb mit Blumen dar. Beide sind aus seiner dunklen Manier, und beide sehr schön. Vorzüglicher scheint das Bild mit dem Hirten zu seyn. Hier hat jedes Alter, jedes Ge- schlecht seinen ihm eigenthümlichen Ton der Färbung. Das Kind ist in einem angenehmen Halbschatten ge- halten; auch ist der Hirte sehr wahr und gut gestellet. In dem zweiten verdient vorzüglich der Arm des Christs, der Kopf und die Stellung der Heiligen Auf- merksamkeit.
+ Die Schüler zu Emmaus von Caravag- gio. Ein sehr pikantes Gemählde. Ungeachtet der schlechten Wahl der aufgeführten Personen, denn man trifft auch sogar den Koch darauf an; ungeachtet der gemeinen Charaktere und der übertriebenen Schatten, kann man diesem Gemählde dennoch das Zeugniß nicht versagen, daß man die Nachahmung niedriger Wahr- heit, vorzüglich durch den Zauber der Ründung, nicht höher treiben könne.
Die Auferweckung des Lazarus von Ludo- vico Carraccio. Vielleicht herrscht in diesem Ge- mählde mehr Ausdruck, als in dem vorigen, auf dem derselbe Meister dasselbe Süjet vorgestellet hat.
Sechstes Zimmer oder Saal.
Es ist ganz mit Spiegeln bekleidet, die mit Fi- guren und Blumen bemahlt sind. Die Figuren sind
von
Pallaſt Borgheſe.
ken, was die Ausfuͤhrung betrifft, aber die Zuſam- menſetzung iſt reitzend.
† Zwei heilige Familien von Tizian. AufZwei heilige Familien von Tizian. der einen betet ein Hirte den Chriſt an, auf dem an- dern bietet ihm eine Heilige einen Korb mit Blumen dar. Beide ſind aus ſeiner dunklen Manier, und beide ſehr ſchoͤn. Vorzuͤglicher ſcheint das Bild mit dem Hirten zu ſeyn. Hier hat jedes Alter, jedes Ge- ſchlecht ſeinen ihm eigenthuͤmlichen Ton der Faͤrbung. Das Kind iſt in einem angenehmen Halbſchatten ge- halten; auch iſt der Hirte ſehr wahr und gut geſtellet. In dem zweiten verdient vorzuͤglich der Arm des Chriſts, der Kopf und die Stellung der Heiligen Auf- merkſamkeit.
† Die Schuͤler zu Emmaus von Caravag- gio. Ein ſehr pikantes Gemaͤhlde. Ungeachtet der ſchlechten Wahl der aufgefuͤhrten Perſonen, denn man trifft auch ſogar den Koch darauf an; ungeachtet der gemeinen Charaktere und der uͤbertriebenen Schatten, kann man dieſem Gemaͤhlde dennoch das Zeugniß nicht verſagen, daß man die Nachahmung niedriger Wahr- heit, vorzuͤglich durch den Zauber der Ruͤndung, nicht hoͤher treiben koͤnne.
Die Auferweckung des Lazarus von Ludo- vico Carraccio. Vielleicht herrſcht in dieſem Ge- maͤhlde mehr Ausdruck, als in dem vorigen, auf dem derſelbe Meiſter daſſelbe Suͤjet vorgeſtellet hat.
Sechstes Zimmer oder Saal.
Es iſt ganz mit Spiegeln bekleidet, die mit Fi- guren und Blumen bemahlt ſind. Die Figuren ſind
von
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Pallaſt Borgheſe.
ken, was die Ausfuͤhrung betrifft, aber die Zuſam-
menſetzung iſt reitzend.
† Zwei heilige Familien von Tizian. Auf
der einen betet ein Hirte den Chriſt an, auf dem an-
dern bietet ihm eine Heilige einen Korb mit Blumen
dar. Beide ſind aus ſeiner dunklen Manier, und
beide ſehr ſchoͤn. Vorzuͤglicher ſcheint das Bild mit
dem Hirten zu ſeyn. Hier hat jedes Alter, jedes Ge-
ſchlecht ſeinen ihm eigenthuͤmlichen Ton der Faͤrbung.
Das Kind iſt in einem angenehmen Halbſchatten ge-
halten; auch iſt der Hirte ſehr wahr und gut geſtellet.
In dem zweiten verdient vorzuͤglich der Arm des
Chriſts, der Kopf und die Stellung der Heiligen Auf-
merkſamkeit.
Zwei heilige
Familien
von Tizian.
† Die Schuͤler zu Emmaus von Caravag-
gio. Ein ſehr pikantes Gemaͤhlde. Ungeachtet der
ſchlechten Wahl der aufgefuͤhrten Perſonen, denn man
trifft auch ſogar den Koch darauf an; ungeachtet der
gemeinen Charaktere und der uͤbertriebenen Schatten,
kann man dieſem Gemaͤhlde dennoch das Zeugniß nicht
verſagen, daß man die Nachahmung niedriger Wahr-
heit, vorzuͤglich durch den Zauber der Ruͤndung, nicht
hoͤher treiben koͤnne.
Die Auferweckung des Lazarus von Ludo-
vico Carraccio. Vielleicht herrſcht in dieſem Ge-
maͤhlde mehr Ausdruck, als in dem vorigen, auf dem
derſelbe Meiſter daſſelbe Suͤjet vorgeſtellet hat.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/321>, abgerufen am 22.02.2025.
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