Diese Loggie, die auf deutsch sehr uneigentlichRaphaels Logen. durch Logen übersetzt werden, sind weiter nichts, als ein offener Corridor, eine Gallerie mit Arcaden nach dem innern Hofe zu. 39) Sie sind sehr häufig in Italien, und dienen zur Communication der verschie- denen Zimmer und Etagen eines Gebäudes.
Diejenige Gallerie nun, die zu den Stanze di Rafaele, zu den Zimmern führet, in denen die Hauptwerke Raphaels im Vaticanischen Pallaste be- findlich sind, ist von eben diesem Meister und seinen Schülern mit Mahlereien und andern Verzierungen bekleidet, die für den Ort viel zu gut und nicht passend sind: Zu gut, weil sie bei offenen Arcaden dem Un- gemach des Wetters zu sehr ausgesetzt sind; nicht pas- send, aus Gründen, die ich gleich weiter ausführen werde.
Die Bekleidung besteht aus Arabesken, oder Grotesken, untermischt mit gemahlten Figuren, Bas- reliefs aus Stuckaturarbeit, und Gemählden am Pla- fond, deren Süjets heilige Geschichten vorstellen, und deren Folge die Bibel Raphaels genannt wird.
Arabesken scheinen für einen so großen Ort alsUeber Ara- besken. diesen keine schickliche Mahlerei zu seyn. So viel
Achtung
39) Richardson (Description des fameux tableaux, T. III. p. 324.) verwechselt sie mit denen Stanze oder Sales de Raphael.
Erster Theil. J
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Raphaels Logen oder vielmehr Loggie di Rafaele.
Dieſe Loggie, die auf deutſch ſehr uneigentlichRaphaels Logen. durch Logen uͤberſetzt werden, ſind weiter nichts, als ein offener Corridor, eine Gallerie mit Arcaden nach dem innern Hofe zu. 39) Sie ſind ſehr haͤufig in Italien, und dienen zur Communication der verſchie- denen Zimmer und Etagen eines Gebaͤudes.
Diejenige Gallerie nun, die zu den Stanze di Rafaele, zu den Zimmern fuͤhret, in denen die Hauptwerke Raphaels im Vaticaniſchen Pallaſte be- findlich ſind, iſt von eben dieſem Meiſter und ſeinen Schuͤlern mit Mahlereien und andern Verzierungen bekleidet, die fuͤr den Ort viel zu gut und nicht paſſend ſind: Zu gut, weil ſie bei offenen Arcaden dem Un- gemach des Wetters zu ſehr ausgeſetzt ſind; nicht paſ- ſend, aus Gruͤnden, die ich gleich weiter ausfuͤhren werde.
Die Bekleidung beſteht aus Arabeſken, oder Groteſken, untermiſcht mit gemahlten Figuren, Bas- reliefs aus Stuckaturarbeit, und Gemaͤhlden am Pla- fond, deren Suͤjets heilige Geſchichten vorſtellen, und deren Folge die Bibel Raphaels genannt wird.
Arabeſken ſcheinen fuͤr einen ſo großen Ort alsUeber Ara- beſken. dieſen keine ſchickliche Mahlerei zu ſeyn. So viel
Achtung
39) Richardſon (Deſcription des fameux tableaux, T. III. p. 324.) verwechſelt ſie mit denen Stanze oder Sales de Raphael.
Erſter Theil. J
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
Raphaels Logen oder vielmehr Loggie di
Rafaele.
Dieſe Loggie, die auf deutſch ſehr uneigentlich
durch Logen uͤberſetzt werden, ſind weiter nichts, als
ein offener Corridor, eine Gallerie mit Arcaden nach
dem innern Hofe zu. 39) Sie ſind ſehr haͤufig in
Italien, und dienen zur Communication der verſchie-
denen Zimmer und Etagen eines Gebaͤudes.
Raphaels
Logen.
Diejenige Gallerie nun, die zu den Stanze di
Rafaele, zu den Zimmern fuͤhret, in denen die
Hauptwerke Raphaels im Vaticaniſchen Pallaſte be-
findlich ſind, iſt von eben dieſem Meiſter und ſeinen
Schuͤlern mit Mahlereien und andern Verzierungen
bekleidet, die fuͤr den Ort viel zu gut und nicht paſſend
ſind: Zu gut, weil ſie bei offenen Arcaden dem Un-
gemach des Wetters zu ſehr ausgeſetzt ſind; nicht paſ-
ſend, aus Gruͤnden, die ich gleich weiter ausfuͤhren
werde.
Die Bekleidung beſteht aus Arabeſken, oder
Groteſken, untermiſcht mit gemahlten Figuren, Bas-
reliefs aus Stuckaturarbeit, und Gemaͤhlden am Pla-
fond, deren Suͤjets heilige Geſchichten vorſtellen, und
deren Folge die Bibel Raphaels genannt wird.
Arabeſken ſcheinen fuͤr einen ſo großen Ort als
dieſen keine ſchickliche Mahlerei zu ſeyn. So viel
Achtung
Ueber Ara-
beſken.
39) Richardſon (Deſcription des fameux tableaux,
T. III. p. 324.) verwechſelt ſie mit denen Stanze
oder Sales de Raphael.
Erſter Theil. J
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/151>, abgerufen am 22.02.2025.
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