Wenn ich Zeit hätte: so wollte ich Jhnen noch mehr Wege vorschlagen, wodurch Sie Sich ret- ten können. Lesen Sie Sich inzwischen hier aus, was Sie wollen. Jch bin allemal zu Jhren Dien- sten. Jch erwarte Jhren Entschluß, und bin mit aller Hochachtung etc.
N. S. Jch wollte wohl sehen, daß ich morgen zu Jhnen kommen könnte; aber ich habe von vielen Jahren her allemal Dienstags meinen Fasttag, und arbeite vor der Son- nen Untergang nicht. Jch halte dieses Gelübde so heilig, daß ich es nicht breche, und wenn ich hundert Dukaten zu verdie- nen wüßte. Es ist auf die Mittewoche noch Zeit genug. Ueberlegen Sie es in- zwischen. Das Abschwören des Wech- sels wäre gewiß das beste Mittel. Wie Sie wollen, Gnädiger Herr!
Hochgeehrter Herr Doctor,
Jch will es Jhnen aufrichtig gestehn. Von al- len Jhren Vorschlägen, die Sie mir gethan haben, gefällt mir nicht ein einziger. Sie sind sehr praktisch, es ist wahr; und ich glaube gewiß, daß es hundert Personen von meinem Stande giebt welche niederträchtig genug sind, derglei- chen Mittel zu ihrer Rettung zu ergreifen. Jch mache Jhnen deswegen keinen Vorwurf. Die unbestimmte Art, mit der ich Sie um Jhren Bey-
stand
Satyriſche Briefe.
Wenn ich Zeit haͤtte: ſo wollte ich Jhnen noch mehr Wege vorſchlagen, wodurch Sie Sich ret- ten koͤnnen. Leſen Sie Sich inzwiſchen hier aus, was Sie wollen. Jch bin allemal zu Jhren Dien- ſten. Jch erwarte Jhren Entſchluß, und bin mit aller Hochachtung ꝛc.
N. S. Jch wollte wohl ſehen, daß ich morgen zu Jhnen kommen koͤnnte; aber ich habe von vielen Jahren her allemal Dienſtags meinen Faſttag, und arbeite vor der Son- nen Untergang nicht. Jch halte dieſes Geluͤbde ſo heilig, daß ich es nicht breche, und wenn ich hundert Dukaten zu verdie- nen wuͤßte. Es iſt auf die Mittewoche noch Zeit genug. Ueberlegen Sie es in- zwiſchen. Das Abſchwoͤren des Wech- ſels waͤre gewiß das beſte Mittel. Wie Sie wollen, Gnaͤdiger Herr!
Hochgeehrter Herr Doctor,
Jch will es Jhnen aufrichtig geſtehn. Von al- len Jhren Vorſchlaͤgen, die Sie mir gethan haben, gefaͤllt mir nicht ein einziger. Sie ſind ſehr praktiſch, es iſt wahr; und ich glaube gewiß, daß es hundert Perſonen von meinem Stande giebt welche niedertraͤchtig genug ſind, derglei- chen Mittel zu ihrer Rettung zu ergreifen. Jch mache Jhnen deswegen keinen Vorwurf. Die unbeſtimmte Art, mit der ich Sie um Jhren Bey-
ſtand
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Satyriſche Briefe.
Wenn ich Zeit haͤtte: ſo wollte ich Jhnen noch
mehr Wege vorſchlagen, wodurch Sie Sich ret-
ten koͤnnen. Leſen Sie Sich inzwiſchen hier aus,
was Sie wollen. Jch bin allemal zu Jhren Dien-
ſten. Jch erwarte Jhren Entſchluß, und bin mit
aller Hochachtung ꝛc.
N. S. Jch wollte wohl ſehen, daß ich morgen
zu Jhnen kommen koͤnnte; aber ich habe
von vielen Jahren her allemal Dienſtags
meinen Faſttag, und arbeite vor der Son-
nen Untergang nicht. Jch halte dieſes
Geluͤbde ſo heilig, daß ich es nicht breche,
und wenn ich hundert Dukaten zu verdie-
nen wuͤßte. Es iſt auf die Mittewoche
noch Zeit genug. Ueberlegen Sie es in-
zwiſchen. Das Abſchwoͤren des Wech-
ſels waͤre gewiß das beſte Mittel. Wie
Sie wollen, Gnaͤdiger Herr!
Hochgeehrter Herr Doctor,
Jch will es Jhnen aufrichtig geſtehn. Von al-
len Jhren Vorſchlaͤgen, die Sie mir gethan
haben, gefaͤllt mir nicht ein einziger. Sie ſind
ſehr praktiſch, es iſt wahr; und ich glaube gewiß,
daß es hundert Perſonen von meinem Stande
giebt welche niedertraͤchtig genug ſind, derglei-
chen Mittel zu ihrer Rettung zu ergreifen. Jch
mache Jhnen deswegen keinen Vorwurf. Die
unbeſtimmte Art, mit der ich Sie um Jhren Bey-
ſtand
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/428>, abgerufen am 20.11.2024.
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