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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.

"Jch habe einen guten Freund, der seinen
"Proceß mit nachstehendem Briefe gewonnen hat.
"So wenig gehört vielmals dazu, glücklich zu
"seyn, wenn man die schwache Seite des Richters
"entdeckt hat, und seinem Geschenke, wenn es auch
"das wichtigste nicht ist, ein gutes Ansehen zu ge-
"ben weiß."

Hochedelgebohrner Herr,
Hochgeehrtester Herr Doctor,

Man hat mir gesagt, daß Jhnen in Jhrem schö-
nen Münzcabinette noch drey Glockenthaler
fehlen. Jch habe die Doubletten davon, und
warte Jhnen damit auf. Sie werden mir nicht
anmuthen, etwas dafür zu nehmen. Vielleicht
haben Sie künftig einmal einige Stücken doppelt,
und erlauben mir etwas davon. Weil Sie ein
Kenner sind, so bitte ich mir Jhre Gedanken über
beyliegende Gemmam aus. Sie soll vom Kaiser
Galba seyn. Das Gesicht giebt es, wenn ich an-
ders den Sueton recht verstanden habe. Wäre
diese Gemma, was ich glaube, so verdiente sie wohl
einen Platz in Jhrer Sammlung. Bey mir wird
sie nicht gesucht, weil ich weder auf alte Münzen,
noch alte Gemmas viel halte. Jch habe meinem
Gerichtsverwalter befohlen, Jhnen diese Stücken
selbst einzuhändigen, wenn er sich die Ehre geben

wird,
Satyriſche Briefe.

„Jch habe einen guten Freund, der ſeinen
„Proceß mit nachſtehendem Briefe gewonnen hat.
„So wenig gehoͤrt vielmals dazu, gluͤcklich zu
„ſeyn, wenn man die ſchwache Seite des Richters
„entdeckt hat, und ſeinem Geſchenke, wenn es auch
„das wichtigſte nicht iſt, ein gutes Anſehen zu ge-
„ben weiß.„

Hochedelgebohrner Herr,
Hochgeehrteſter Herr Doctor,

Man hat mir geſagt, daß Jhnen in Jhrem ſchoͤ-
nen Muͤnzcabinette noch drey Glockenthaler
fehlen. Jch habe die Doubletten davon, und
warte Jhnen damit auf. Sie werden mir nicht
anmuthen, etwas dafuͤr zu nehmen. Vielleicht
haben Sie kuͤnftig einmal einige Stuͤcken doppelt,
und erlauben mir etwas davon. Weil Sie ein
Kenner ſind, ſo bitte ich mir Jhre Gedanken uͤber
beyliegende Gemmam aus. Sie ſoll vom Kaiſer
Galba ſeyn. Das Geſicht giebt es, wenn ich an-
ders den Sueton recht verſtanden habe. Waͤre
dieſe Gemma, was ich glaube, ſo verdiente ſie wohl
einen Platz in Jhrer Sammlung. Bey mir wird
ſie nicht geſucht, weil ich weder auf alte Muͤnzen,
noch alte Gemmas viel halte. Jch habe meinem
Gerichtsverwalter befohlen, Jhnen dieſe Stuͤcken
ſelbſt einzuhaͤndigen, wenn er ſich die Ehre geben

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[90/0118] Satyriſche Briefe. „Jch habe einen guten Freund, der ſeinen „Proceß mit nachſtehendem Briefe gewonnen hat. „So wenig gehoͤrt vielmals dazu, gluͤcklich zu „ſeyn, wenn man die ſchwache Seite des Richters „entdeckt hat, und ſeinem Geſchenke, wenn es auch „das wichtigſte nicht iſt, ein gutes Anſehen zu ge- „ben weiß.„ Hochedelgebohrner Herr, Hochgeehrteſter Herr Doctor, Man hat mir geſagt, daß Jhnen in Jhrem ſchoͤ- nen Muͤnzcabinette noch drey Glockenthaler fehlen. Jch habe die Doubletten davon, und warte Jhnen damit auf. Sie werden mir nicht anmuthen, etwas dafuͤr zu nehmen. Vielleicht haben Sie kuͤnftig einmal einige Stuͤcken doppelt, und erlauben mir etwas davon. Weil Sie ein Kenner ſind, ſo bitte ich mir Jhre Gedanken uͤber beyliegende Gemmam aus. Sie ſoll vom Kaiſer Galba ſeyn. Das Geſicht giebt es, wenn ich an- ders den Sueton recht verſtanden habe. Waͤre dieſe Gemma, was ich glaube, ſo verdiente ſie wohl einen Platz in Jhrer Sammlung. Bey mir wird ſie nicht geſucht, weil ich weder auf alte Muͤnzen, noch alte Gemmas viel halte. Jch habe meinem Gerichtsverwalter befohlen, Jhnen dieſe Stuͤcken ſelbſt einzuhaͤndigen, wenn er ſich die Ehre geben wird,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/118>, abgerufen am 30.12.2024.