[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.der Glückwünschungsschreiben. bis zu dem letzten Hauche unsers Lebens, Dienerund Freunde. Wünsche von dieser Art schicken sich für alle; §. 11. Nunmehr habe ich den Ursprung der COROLLARIVM.* Als ich gegenwärtige Abhandlung einem guten an- * Weil Corollarium nicht mehr, wie bey unsern Vorfahren,
ene solche Proposition heißt, die aus denen vorherbestehen- den Sätzen durch eine natürliche Folge fließt; sondern vielmehr dadurch dasjenige angezeiget wird, was auf das letzte weiße Blatt gedruckt wird. So bin ich befugt ge- wesen, diesen Anhang ein Corollarium zu nennen. der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben. bis zu dem letzten Hauche unſers Lebens, Dienerund Freunde. Wuͤnſche von dieſer Art ſchicken ſich fuͤr alle; §. 11. Nunmehr habe ich den Urſprung der COROLLARIVM.* Als ich gegenwaͤrtige Abhandlung einem guten an- * Weil Corollarium nicht mehr, wie bey unſern Vorfahren,
ene ſolche Propoſition heißt, die aus denen vorherbeſtehen- den Saͤtzen durch eine natuͤrliche Folge fließt; ſondern vielmehr dadurch dasjenige angezeiget wird, was auf das letzte weiße Blatt gedruckt wird. So bin ich befugt ge- weſen, dieſen Anhang ein Corollarium zu nennen. <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0099" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben.</hi></fw><lb/> bis zu dem letzten Hauche unſers Lebens, Diener<lb/> und Freunde.</p><lb/> <p>Wuͤnſche von dieſer Art ſchicken ſich fuͤr alle;<lb/> und dergleichen weitlaͤuftige Ausdruͤcke ſind darum<lb/> unentbehrlich, weil wir mit unſern Lobſchriften lange<lb/> vorher fertig ſind, ehe wir noch wiſſen, wen wir loben.</p><lb/> <p>§. 11. Nunmehr habe ich den Urſprung der<lb/> Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben ganz kuͤrzlich gezeigt.<lb/> Jch habe geſagt, was ich unter Gluͤckwuͤnſchungs-<lb/> ſchreiben verſtehe. Jch bin dieſen gemachten Ent-<lb/> wurf ſtuͤckweiſe durchgegangen. Jch habe Regeln<lb/> gegeben, und bin ſolchen ſelber gefolget. An No-<lb/> ten, und Anmerkungen wird hoffentlich kein Man-<lb/> gel ſeyn, und wenn ich nicht gar zu ſittſam waͤre,<lb/> ſo wuͤrde ich ſagen; daß gegenwaͤrtige Schrift ein<lb/> Muſter aller Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben, eine un-<lb/> leugbare Probe meiner unerſchoͤpflichen Faͤhigkeit<lb/> im Denken, ein Jnnbegriff vieler inn- und auslaͤndi-<lb/> ſchen Schoͤnheiten, und ein ſolches Werk waͤre, wel-<lb/> ches, wie wir großen Geiſter tiefſinnig zu reden pfle-<lb/> gen, wo nicht ſich ſelbſt uͤbertreffe, doch ſeine eigne<lb/> Parallel ſey.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">COROLLARIVM.</hi> </hi> </head> <note place="foot" n="*">Weil <hi rendition="#aq">Corollarium</hi> nicht mehr, wie bey unſern Vorfahren,<lb/> ene ſolche Propoſition heißt, die aus denen vorherbeſtehen-<lb/> den Saͤtzen durch eine natuͤrliche Folge fließt; ſondern<lb/> vielmehr dadurch dasjenige angezeiget wird, was auf das<lb/> letzte weiße Blatt gedruckt wird. So bin ich befugt ge-<lb/> weſen, dieſen Anhang ein <hi rendition="#aq">Corollarium</hi> zu nennen.</note><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>ls ich gegenwaͤrtige Abhandlung einem guten<lb/> Freunde zu leſen gab: So entdeckte dieſer gleich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0099]
der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben.
bis zu dem letzten Hauche unſers Lebens, Diener
und Freunde.
Wuͤnſche von dieſer Art ſchicken ſich fuͤr alle;
und dergleichen weitlaͤuftige Ausdruͤcke ſind darum
unentbehrlich, weil wir mit unſern Lobſchriften lange
vorher fertig ſind, ehe wir noch wiſſen, wen wir loben.
§. 11. Nunmehr habe ich den Urſprung der
Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben ganz kuͤrzlich gezeigt.
Jch habe geſagt, was ich unter Gluͤckwuͤnſchungs-
ſchreiben verſtehe. Jch bin dieſen gemachten Ent-
wurf ſtuͤckweiſe durchgegangen. Jch habe Regeln
gegeben, und bin ſolchen ſelber gefolget. An No-
ten, und Anmerkungen wird hoffentlich kein Man-
gel ſeyn, und wenn ich nicht gar zu ſittſam waͤre,
ſo wuͤrde ich ſagen; daß gegenwaͤrtige Schrift ein
Muſter aller Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben, eine un-
leugbare Probe meiner unerſchoͤpflichen Faͤhigkeit
im Denken, ein Jnnbegriff vieler inn- und auslaͤndi-
ſchen Schoͤnheiten, und ein ſolches Werk waͤre, wel-
ches, wie wir großen Geiſter tiefſinnig zu reden pfle-
gen, wo nicht ſich ſelbſt uͤbertreffe, doch ſeine eigne
Parallel ſey.
COROLLARIVM. *
Als ich gegenwaͤrtige Abhandlung einem guten
Freunde zu leſen gab: So entdeckte dieſer gleich
an-
* Weil Corollarium nicht mehr, wie bey unſern Vorfahren,
ene ſolche Propoſition heißt, die aus denen vorherbeſtehen-
den Saͤtzen durch eine natuͤrliche Folge fließt; ſondern
vielmehr dadurch dasjenige angezeiget wird, was auf das
letzte weiße Blatt gedruckt wird. So bin ich befugt ge-
weſen, dieſen Anhang ein Corollarium zu nennen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/99 |
Zitationshilfe: | [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/99>, abgerufen am 22.02.2025. |