Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.aller der Leute, mit welchen sich auf die eine oder an- Um eine originelle Bekanntschaft reicher, kehrte ich Am Nachmittag. -- Es ist heute Jahrestag. Ich werde die Erinne- Es war ein eben so trüber, regenfarbiger Winter- aller der Leute, mit welchen ſich auf die eine oder an- Um eine originelle Bekanntſchaft reicher, kehrte ich Am Nachmittag. — Es iſt heute Jahrestag. Ich werde die Erinne- Es war ein eben ſo trüber, regenfarbiger Winter- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="23"/> aller der Leute, mit welchen ſich auf die eine oder an-<lb/> dere Weiſe leicht leben läßt. Guten Morgen!“</p><lb/> <p>Um eine originelle Bekanntſchaft reicher, kehrte ich<lb/> zu meiner Chronik zurück, mit der Gewißheit, dem Mei-<lb/> ſter Strobel von Zeit zu Zeit darin wieder zu be-<lb/> gegnen. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <dateline> <hi rendition="#right">Am Nachmittag. —</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt heute Jahrestag. Ich werde die Erinne-<lb/> rung nicht los, ſie verfolgt mich, wo ich gehe und ſtehe.</p><lb/> <p>Es war ein eben ſo trüber, regenfarbiger Winter-<lb/> nachmittag wie jetzt, als ich traurig dort drüben in je-<lb/> nem Fenſter ſaß — vor langen Jahren — dort drüben<lb/> in jenem Fenſter, von welchem aus mir eben der Zeich-<lb/> ner Strobel zunickt, — und traurig hinaufſchaute zu der<lb/> grauen, eintönigen Himmelsdecke. Die Gaſſe ſah damals<lb/> wohl nicht viel anders aus, als heute; doch ſind viele<lb/> Geſichter, deren ich mich noch gar gut erinnere, ver-<lb/> ſchwunden und haben andern Platz gemacht, und nur<lb/> Einzelne, wie zum Beiſpiel der alte Keſſelſchmidt Mar-<lb/> quart im Keller drunten, der heute wie vor ſo vielen<lb/> Jahren luſtig ſein Eiſen hämmert, haben ſich erhalten<lb/> in dieſem ununterbrochenen Strom des Gehens und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
aller der Leute, mit welchen ſich auf die eine oder an-
dere Weiſe leicht leben läßt. Guten Morgen!“
Um eine originelle Bekanntſchaft reicher, kehrte ich
zu meiner Chronik zurück, mit der Gewißheit, dem Mei-
ſter Strobel von Zeit zu Zeit darin wieder zu be-
gegnen. —
Am Nachmittag. —
Es iſt heute Jahrestag. Ich werde die Erinne-
rung nicht los, ſie verfolgt mich, wo ich gehe und ſtehe.
Es war ein eben ſo trüber, regenfarbiger Winter-
nachmittag wie jetzt, als ich traurig dort drüben in je-
nem Fenſter ſaß — vor langen Jahren — dort drüben
in jenem Fenſter, von welchem aus mir eben der Zeich-
ner Strobel zunickt, — und traurig hinaufſchaute zu der
grauen, eintönigen Himmelsdecke. Die Gaſſe ſah damals
wohl nicht viel anders aus, als heute; doch ſind viele
Geſichter, deren ich mich noch gar gut erinnere, ver-
ſchwunden und haben andern Platz gemacht, und nur
Einzelne, wie zum Beiſpiel der alte Keſſelſchmidt Mar-
quart im Keller drunten, der heute wie vor ſo vielen
Jahren luſtig ſein Eiſen hämmert, haben ſich erhalten
in dieſem ununterbrochenen Strom des Gehens und
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