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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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winket Gewährung! Übrigens habe auch ich für heute
abend genug des Blödsinns. Also:

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?"

Sie machte eine Faust und holte wie zum
Schlage aus, drückte ihm aber doch nur diese ge¬
ballte kleine Hand auf die Stirn:

"Du bist und bleibst ein ganz alberner Peter,
Velten. Komm, Karl; meinetwegen mag er sich in
seine Tonne stecken und sich den Osterberg allein
herunterrollen -- meinetwegen über eure ganze
Stadt und den Vogelsang weg."

"Da fiel eine!" lachte Velten Andres. "Der
Wunsch gilt!"

Sie schlug die Hand weg, die er ihr
doch bot; er aber zog ihren Arm doch unter
den seinigen:

"Nun aber im Ernst, mach' ein Ende mit dem
Unsinn. Heute ist der Wagen mit den silbernen
Laternen für das gnädige Fräulein gottlob noch
nicht vorgefahren, und das Gequik und Gezeter von
neulich unter der Armenmannsbuche, wo Jemand erst
mit der lächerlichen Schleppe am Busch hängen blieb,
um sodann über dem Wurzelwerk sich auf die
Nase zu legen und nach seinem besten Velten um
Hilfe zu schreien, will ich nicht wieder haben. O

winket Gewährung! Übrigens habe auch ich für heute
abend genug des Blödſinns. Alſo:

Mein ſchönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?“

Sie machte eine Fauſt und holte wie zum
Schlage aus, drückte ihm aber doch nur dieſe ge¬
ballte kleine Hand auf die Stirn:

„Du biſt und bleibſt ein ganz alberner Peter,
Velten. Komm, Karl; meinetwegen mag er ſich in
ſeine Tonne ſtecken und ſich den Oſterberg allein
herunterrollen — meinetwegen über eure ganze
Stadt und den Vogelſang weg.“

„Da fiel eine!“ lachte Velten Andres. „Der
Wunſch gilt!“

Sie ſchlug die Hand weg, die er ihr
doch bot; er aber zog ihren Arm doch unter
den ſeinigen:

„Nun aber im Ernſt, mach' ein Ende mit dem
Unſinn. Heute iſt der Wagen mit den ſilbernen
Laternen für das gnädige Fräulein gottlob noch
nicht vorgefahren, und das Gequik und Gezeter von
neulich unter der Armenmannsbuche, wo Jemand erſt
mit der lächerlichen Schleppe am Buſch hängen blieb,
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[79/0089] winket Gewährung! Übrigens habe auch ich für heute abend genug des Blödſinns. Alſo: Mein ſchönes Fräulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?“ Sie machte eine Fauſt und holte wie zum Schlage aus, drückte ihm aber doch nur dieſe ge¬ ballte kleine Hand auf die Stirn: „Du biſt und bleibſt ein ganz alberner Peter, Velten. Komm, Karl; meinetwegen mag er ſich in ſeine Tonne ſtecken und ſich den Oſterberg allein herunterrollen — meinetwegen über eure ganze Stadt und den Vogelſang weg.“ „Da fiel eine!“ lachte Velten Andres. „Der Wunſch gilt!“ Sie ſchlug die Hand weg, die er ihr doch bot; er aber zog ihren Arm doch unter den ſeinigen: „Nun aber im Ernſt, mach' ein Ende mit dem Unſinn. Heute iſt der Wagen mit den ſilbernen Laternen für das gnädige Fräulein gottlob noch nicht vorgefahren, und das Gequik und Gezeter von neulich unter der Armenmannsbuche, wo Jemand erſt mit der lächerlichen Schleppe am Buſch hängen blieb, um ſodann über dem Wurzelwerk ſich auf die Naſe zu legen und nach ſeinem beſten Velten um Hilfe zu ſchreien, will ich nicht wieder haben. O

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/89>, abgerufen am 26.04.2024.