Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.Steinmark. keine geschmolzene, sondern nur eine gefrittete, hin und wieder mit kleinenPoren versehene Masse mit schimmerndem Bruch. Seine Härte ist so groß, daß es mit dem Stahl Funken gibt. Halbdurchsichtig, weiß und wenig spröde. Beim letzten Brennen schwindet das Porzellan, dem un- geachtet vermindert sich sein Gewicht (Erdmann's Journ. prakt. Chem. 36. 168), statt daß es höher werden sollte. Nach dem Brennen sollte es die Summe der Dichtigkeiten des Feldspathglases und der Porzellanerde besitzen, in der Berliner Fabrik also = 2,518 sein, während sie in Wirk- lichkeit = 2,452 ist, eine Erscheinung, die man noch nicht erklären kann (Pogg. Ann. 93. 74). Da nämlich die Porzellanerde weder schmilzt noch frittet, so muß sie noch mit einer schmelzbaren Substanz versetzt werden, dieß ist entweder reiner farblofer Feldspath oder Gyps, wozu man noch etwas Quarz thut. Dieser Fluß durchdringt nun das unschmelzbare Kaolin, wie Oel das Papier, und macht die Masse haltbar und durchscheinend. Beide geschmolzene und ungeschmolzene Masse, von den Chinesen schon so schön als "Fleisch und Gebein" bezeichnet, lassen sich unter dem Mi- kroskop unterscheiden. Außerdem versieht man es noch mit einer Glasur, die aus denselben Substanzen wie der Fluß besteht, nur mit mehr Gyps, weil die Glasur in völligen Fluß kommen muß. Nur der Glasur ver- dankt das Porzellan seinen Glanz, das unglasirte (Biscuit) ist matt. Wegen der geringen Bildsamkeit der Masse muß das Material auf das sorgfältigste geschlemmt und Monate lang in feuchten Gruben abgelagert (gebeizt) werden. Dieß und die starke Feuerung nebst der sorgfältigen und wiederholten Behandlung darin machen das Porzellan so theuer. Es kann zugleich mit den schönsten Farben versehen werden, besonders wichtig sind die Scharffeuerfarben, welche die größte Hitze ertragen: dahin gehört das Blau des Kobalt, das Grün des Chroms, das Gelb des Titanoxyd, das Schwarz des Iridiumoxyds pag. 489. Die Muffelfarben ertragen das starke Feuer nicht, sie sind viel mannigfaltiger und werden durch be- sondere Flüsse aufgetragen. In England macht man nur Frittporzellan, dazu kommt Kaolin Steinmark, Marga in saxis inclusa Agricola pag. 705, nennt der deutsche Berg- Steinmark. keine geſchmolzene, ſondern nur eine gefrittete, hin und wieder mit kleinenPoren verſehene Maſſe mit ſchimmerndem Bruch. Seine Härte iſt ſo groß, daß es mit dem Stahl Funken gibt. Halbdurchſichtig, weiß und wenig ſpröde. Beim letzten Brennen ſchwindet das Porzellan, dem un- geachtet vermindert ſich ſein Gewicht (Erdmann’s Journ. prakt. Chem. 36. 168), ſtatt daß es höher werden ſollte. Nach dem Brennen ſollte es die Summe der Dichtigkeiten des Feldſpathglaſes und der Porzellanerde beſitzen, in der Berliner Fabrik alſo = 2,518 ſein, während ſie in Wirk- lichkeit = 2,452 iſt, eine Erſcheinung, die man noch nicht erklären kann (Pogg. Ann. 93. 74). Da nämlich die Porzellanerde weder ſchmilzt noch frittet, ſo muß ſie noch mit einer ſchmelzbaren Subſtanz verſetzt werden, dieß iſt entweder reiner farblofer Feldſpath oder Gyps, wozu man noch etwas Quarz thut. Dieſer Fluß durchdringt nun das unſchmelzbare Kaolin, wie Oel das Papier, und macht die Maſſe haltbar und durchſcheinend. Beide geſchmolzene und ungeſchmolzene Maſſe, von den Chineſen ſchon ſo ſchön als „Fleiſch und Gebein“ bezeichnet, laſſen ſich unter dem Mi- kroſkop unterſcheiden. Außerdem verſieht man es noch mit einer Glaſur, die aus denſelben Subſtanzen wie der Fluß beſteht, nur mit mehr Gyps, weil die Glaſur in völligen Fluß kommen muß. Nur der Glaſur ver- dankt das Porzellan ſeinen Glanz, das unglaſirte (Biscuit) iſt matt. Wegen der geringen Bildſamkeit der Maſſe muß das Material auf das ſorgfältigſte geſchlemmt und Monate lang in feuchten Gruben abgelagert (gebeizt) werden. Dieß und die ſtarke Feuerung nebſt der ſorgfältigen und wiederholten Behandlung darin machen das Porzellan ſo theuer. Es kann zugleich mit den ſchönſten Farben verſehen werden, beſonders wichtig ſind die Scharffeuerfarben, welche die größte Hitze ertragen: dahin gehört das Blau des Kobalt, das Grün des Chroms, das Gelb des Titanoxyd, das Schwarz des Iridiumoxyds pag. 489. Die Muffelfarben ertragen das ſtarke Feuer nicht, ſie ſind viel mannigfaltiger und werden durch be- ſondere Flüſſe aufgetragen. In England macht man nur Frittporzellan, dazu kommt Kaolin Steinmark, Marga in saxis inclusa Agricola pag. 705, nennt der deutſche Berg- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0706" n="694"/><fw place="top" type="header">Steinmark.</fw><lb/> keine geſchmolzene, ſondern nur eine gefrittete, hin und wieder mit kleinen<lb/> Poren verſehene Maſſe mit ſchimmerndem Bruch. Seine Härte iſt ſo<lb/> groß, daß es mit dem Stahl Funken gibt. Halbdurchſichtig, weiß und<lb/> wenig ſpröde. Beim letzten Brennen ſchwindet das Porzellan, dem un-<lb/> geachtet vermindert ſich ſein Gewicht (Erdmann’s Journ. prakt. Chem.<lb/> 36. <hi rendition="#sub">168</hi>), ſtatt daß es höher werden ſollte. Nach dem Brennen ſollte es<lb/> die Summe der Dichtigkeiten des Feldſpathglaſes und der Porzellanerde<lb/> beſitzen, in der Berliner Fabrik alſo = 2,518 ſein, während ſie in Wirk-<lb/> lichkeit = 2,452 iſt, eine Erſcheinung, die man noch nicht erklären kann<lb/> (Pogg. Ann. 93. <hi rendition="#sub">74</hi>). Da nämlich die Porzellanerde weder ſchmilzt noch<lb/> frittet, ſo muß ſie noch mit einer ſchmelzbaren Subſtanz verſetzt werden,<lb/> dieß iſt entweder reiner farblofer Feldſpath oder Gyps, wozu man noch<lb/> etwas Quarz thut. Dieſer Fluß durchdringt nun das unſchmelzbare Kaolin,<lb/> wie Oel das Papier, und macht die Maſſe haltbar und durchſcheinend.<lb/> Beide geſchmolzene und ungeſchmolzene Maſſe, von den Chineſen ſchon<lb/> ſo ſchön als „Fleiſch und Gebein“ bezeichnet, laſſen ſich unter dem Mi-<lb/> kroſkop unterſcheiden. Außerdem verſieht man es noch mit einer <hi rendition="#g">Glaſur</hi>,<lb/> die aus denſelben Subſtanzen wie der Fluß beſteht, nur mit mehr Gyps,<lb/> weil die Glaſur in völligen Fluß kommen muß. Nur der Glaſur ver-<lb/> dankt das Porzellan ſeinen Glanz, das unglaſirte (Biscuit) iſt matt.<lb/> Wegen der geringen Bildſamkeit der Maſſe muß das Material auf das<lb/> ſorgfältigſte geſchlemmt und Monate lang in feuchten Gruben abgelagert<lb/> (gebeizt) werden. Dieß und die ſtarke Feuerung nebſt der ſorgfältigen und<lb/> wiederholten Behandlung darin machen das Porzellan ſo theuer. Es kann<lb/> zugleich mit den ſchönſten Farben verſehen werden, beſonders wichtig ſind<lb/> die <hi rendition="#g">Scharffeuerfarben</hi>, welche die größte Hitze ertragen: dahin gehört<lb/> das Blau des Kobalt, das Grün des Chroms, das Gelb des Titanoxyd,<lb/> das Schwarz des Iridiumoxyds <hi rendition="#aq">pag.</hi> 489. Die Muffelfarben ertragen<lb/> das ſtarke Feuer nicht, ſie ſind viel mannigfaltiger und werden durch be-<lb/> ſondere Flüſſe aufgetragen.</p><lb/> <p>In England macht man nur <hi rendition="#g">Frittporzellan</hi>, dazu kommt Kaolin<lb/> von Cornwallis, Plaſtiſcher Thon, ein halb verwitterter, glimmerfreier<lb/> Granit (Corniſch Stone), Feuerſtein und gebrannte Knochen. Die Maſſe<lb/> iſt viel plaſtiſcher, leicht flüſſig durch die Knochenaſche, aber weiß, klin-<lb/> gend und gleichartig wie wirkliches Porzellan. Die Glaſur iſt Blei- und<lb/> Boraxhaltig. Das Frittporzellan, was man in Frankreich vor dem Meißner<lb/> Porzellan machte, enthielt gar keine Thonerde, und war ein vollkommenes<lb/> Glas.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Steinmark,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Marga in saxis inclusa Agricola pag.</hi> 705, nennt der deutſche Berg-<lb/> mann eine ganze Gruppe von Thonen, die nicht Schichtweis vorkommen,<lb/> ſondern iſolirt im Felſen wie das Mark in den Knochen ſtecken. Sie<lb/> laſſen nicht mehr ſo unmittelbar wie die Porzellanerde ihren Urſprung<lb/> erkennen, ſind theils zerreiblich, theils feſt und homogen. Da auch einzelne<lb/> Sorten von Speckſtein <hi rendition="#aq">pag.</hi> 203 neſterartige Ablagerungen lieben, ſo iſt<lb/> ein Verwechſeln damit gar nicht zu umgehen. Nur die chemiſche Analyſe<lb/> kann dann unterſcheiden, die wenigſtens die Stoffe angibt, wenn auch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [694/0706]
Steinmark.
keine geſchmolzene, ſondern nur eine gefrittete, hin und wieder mit kleinen
Poren verſehene Maſſe mit ſchimmerndem Bruch. Seine Härte iſt ſo
groß, daß es mit dem Stahl Funken gibt. Halbdurchſichtig, weiß und
wenig ſpröde. Beim letzten Brennen ſchwindet das Porzellan, dem un-
geachtet vermindert ſich ſein Gewicht (Erdmann’s Journ. prakt. Chem.
36. 168), ſtatt daß es höher werden ſollte. Nach dem Brennen ſollte es
die Summe der Dichtigkeiten des Feldſpathglaſes und der Porzellanerde
beſitzen, in der Berliner Fabrik alſo = 2,518 ſein, während ſie in Wirk-
lichkeit = 2,452 iſt, eine Erſcheinung, die man noch nicht erklären kann
(Pogg. Ann. 93. 74). Da nämlich die Porzellanerde weder ſchmilzt noch
frittet, ſo muß ſie noch mit einer ſchmelzbaren Subſtanz verſetzt werden,
dieß iſt entweder reiner farblofer Feldſpath oder Gyps, wozu man noch
etwas Quarz thut. Dieſer Fluß durchdringt nun das unſchmelzbare Kaolin,
wie Oel das Papier, und macht die Maſſe haltbar und durchſcheinend.
Beide geſchmolzene und ungeſchmolzene Maſſe, von den Chineſen ſchon
ſo ſchön als „Fleiſch und Gebein“ bezeichnet, laſſen ſich unter dem Mi-
kroſkop unterſcheiden. Außerdem verſieht man es noch mit einer Glaſur,
die aus denſelben Subſtanzen wie der Fluß beſteht, nur mit mehr Gyps,
weil die Glaſur in völligen Fluß kommen muß. Nur der Glaſur ver-
dankt das Porzellan ſeinen Glanz, das unglaſirte (Biscuit) iſt matt.
Wegen der geringen Bildſamkeit der Maſſe muß das Material auf das
ſorgfältigſte geſchlemmt und Monate lang in feuchten Gruben abgelagert
(gebeizt) werden. Dieß und die ſtarke Feuerung nebſt der ſorgfältigen und
wiederholten Behandlung darin machen das Porzellan ſo theuer. Es kann
zugleich mit den ſchönſten Farben verſehen werden, beſonders wichtig ſind
die Scharffeuerfarben, welche die größte Hitze ertragen: dahin gehört
das Blau des Kobalt, das Grün des Chroms, das Gelb des Titanoxyd,
das Schwarz des Iridiumoxyds pag. 489. Die Muffelfarben ertragen
das ſtarke Feuer nicht, ſie ſind viel mannigfaltiger und werden durch be-
ſondere Flüſſe aufgetragen.
In England macht man nur Frittporzellan, dazu kommt Kaolin
von Cornwallis, Plaſtiſcher Thon, ein halb verwitterter, glimmerfreier
Granit (Corniſch Stone), Feuerſtein und gebrannte Knochen. Die Maſſe
iſt viel plaſtiſcher, leicht flüſſig durch die Knochenaſche, aber weiß, klin-
gend und gleichartig wie wirkliches Porzellan. Die Glaſur iſt Blei- und
Boraxhaltig. Das Frittporzellan, was man in Frankreich vor dem Meißner
Porzellan machte, enthielt gar keine Thonerde, und war ein vollkommenes
Glas.
Steinmark,
Marga in saxis inclusa Agricola pag. 705, nennt der deutſche Berg-
mann eine ganze Gruppe von Thonen, die nicht Schichtweis vorkommen,
ſondern iſolirt im Felſen wie das Mark in den Knochen ſtecken. Sie
laſſen nicht mehr ſo unmittelbar wie die Porzellanerde ihren Urſprung
erkennen, ſind theils zerreiblich, theils feſt und homogen. Da auch einzelne
Sorten von Speckſtein pag. 203 neſterartige Ablagerungen lieben, ſo iſt
ein Verwechſeln damit gar nicht zu umgehen. Nur die chemiſche Analyſe
kann dann unterſcheiden, die wenigſtens die Stoffe angibt, wenn auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |