Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Gebirgsarten: Granit.

Feuer-, Wasser- und Metamorphische-Gesteine.

Die Luft hat nur wenig zur Felsenbildung beigetragen. Sie dient
hauptsächlich zur Erzeugung der Gebirgskrume, die den Felsen vor weiterer
Zerstörung schützt. Kann man auch die dreierlei noch nicht scharf lociren,
so ist doch an den drei Arten der Bildungsweise nicht zu zweifeln. Die
eigenthümlichste Mittelstellung nimmt das metamorphische Gestein ein. Die
Metamorphose ist eine doppelte: Feuergesteine wie der Granit zerfallen
durch Einwirkung von Wasser und Luft zu Grus, der durch Infiltrationen
wieder fest zusammenbäckt; die Wasserniederschläge wurden durch Feuer
erhitzt und nahmen so ein krystallinisches Gefüge an, wie viele Schiefer
der Alpen angesehen werden.

2) Structurverhältnisse. Die Structur ist eine doppelte:
Mineral- und Felsstructur.

Mineralstructur ist körnig (Granitisch), dicht, oder die Vermischung
von beiden porphyrisch. Auch kommt es wesentlich darauf an, ob
die Minerale sich im glasigen (vulkanischen) oder frischen (urgebirgischen)
Zustande befinden. Die Felsstructur ist massig oder geschichtet; compact
oder porös. Die porösen haben eckige (Schlacken) oder runde hohle Räume
(Mandelsteine). Diese Höhlungen sind frei oder mit fremdartigen Sub-
stanzen ausgefüllt. Alles das bestimmt den Namen einer Felsart.

3) Mineralspecies-Combination. In dieser Hinsicht unter-
scheidet man einfache und gemengte Gesteine. Die Mengung ist will-
kührlich und hat keine Gränze, doch pflegt man auch hier gern auf ein
Mineral das Hauptgewicht zu legen.

Da man bei der Aufzählung kein rechtes Princip festhalten kann, so
ist es gut, auf das Alter und die Bedeutung der Gesteine in Beziehung
auf Häufigkeit Gewicht zu legen.

Im Urgebirge zeigt sich hauptsächlich der Gegensatz von Körnigen
und Porphyrschen Gesteinen. Unter Porphyren versteht man eine dichte
Grundmasse, worin sich Krystalle ausgeschieden haben.

A. Frische körnige Gesteine.

Man kann darunter alle Silikate begreifen, geschichtete und unge-
schichtete, in denen sich die einzelnen Mineraltheile sicher von einander
sondern lassen. Sie gehören hauptsächlich dem ältesten Gebirge an.

a) Feldspath herrscht vor.

1. Granit.

Enthält vorherrschend Feldspath, Glimmer ist wenig aber sichtbarer
als der Quarz. Alle drei Minerale liegen körnig nebeneinander und
können scharf von einander geschieden werden. Es ist das häufigste, älteste
und krystallinischste aller Gebirgsarten. Obgleich der Name von Granum

Gebirgsarten: Granit.

Feuer-, Waſſer- und Metamorphiſche-Geſteine.

Die Luft hat nur wenig zur Felſenbildung beigetragen. Sie dient
hauptſächlich zur Erzeugung der Gebirgskrume, die den Felſen vor weiterer
Zerſtörung ſchützt. Kann man auch die dreierlei noch nicht ſcharf lociren,
ſo iſt doch an den drei Arten der Bildungsweiſe nicht zu zweifeln. Die
eigenthümlichſte Mittelſtellung nimmt das metamorphiſche Geſtein ein. Die
Metamorphoſe iſt eine doppelte: Feuergeſteine wie der Granit zerfallen
durch Einwirkung von Waſſer und Luft zu Grus, der durch Infiltrationen
wieder feſt zuſammenbäckt; die Waſſerniederſchläge wurden durch Feuer
erhitzt und nahmen ſo ein kryſtalliniſches Gefüge an, wie viele Schiefer
der Alpen angeſehen werden.

2) Structurverhältniſſe. Die Structur iſt eine doppelte:
Mineral- und Felsſtructur.

Mineralſtructur iſt körnig (Granitiſch), dicht, oder die Vermiſchung
von beiden porphyriſch. Auch kommt es weſentlich darauf an, ob
die Minerale ſich im glaſigen (vulkaniſchen) oder friſchen (urgebirgiſchen)
Zuſtande befinden. Die Felsſtructur iſt maſſig oder geſchichtet; compact
oder porös. Die poröſen haben eckige (Schlacken) oder runde hohle Räume
(Mandelſteine). Dieſe Höhlungen ſind frei oder mit fremdartigen Sub-
ſtanzen ausgefüllt. Alles das beſtimmt den Namen einer Felsart.

3) Mineralſpecies-Combination. In dieſer Hinſicht unter-
ſcheidet man einfache und gemengte Geſteine. Die Mengung iſt will-
kührlich und hat keine Gränze, doch pflegt man auch hier gern auf ein
Mineral das Hauptgewicht zu legen.

Da man bei der Aufzählung kein rechtes Princip feſthalten kann, ſo
iſt es gut, auf das Alter und die Bedeutung der Geſteine in Beziehung
auf Häufigkeit Gewicht zu legen.

Im Urgebirge zeigt ſich hauptſächlich der Gegenſatz von Körnigen
und Porphyrſchen Geſteinen. Unter Porphyren verſteht man eine dichte
Grundmaſſe, worin ſich Kryſtalle ausgeſchieden haben.

A. Friſche körnige Geſteine.

Man kann darunter alle Silikate begreifen, geſchichtete und unge-
ſchichtete, in denen ſich die einzelnen Mineraltheile ſicher von einander
ſondern laſſen. Sie gehören hauptſächlich dem älteſten Gebirge an.

a) Feldſpath herrſcht vor.

1. Granit.

Enthält vorherrſchend Feldſpath, Glimmer iſt wenig aber ſichtbarer
als der Quarz. Alle drei Minerale liegen körnig nebeneinander und
können ſcharf von einander geſchieden werden. Es iſt das häufigſte, älteſte
und kryſtalliniſchſte aller Gebirgsarten. Obgleich der Name von Granum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0678" n="666"/>
        <fw place="top" type="header">Gebirgsarten: Granit.</fw><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Feuer-, Wa&#x017F;&#x017F;er- und Metamorphi&#x017F;che-Ge&#x017F;teine.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p>Die Luft hat nur wenig zur Fel&#x017F;enbildung beigetragen. Sie dient<lb/>
haupt&#x017F;ächlich zur Erzeugung der Gebirgskrume, die den Fel&#x017F;en vor weiterer<lb/>
Zer&#x017F;törung &#x017F;chützt. Kann man auch die dreierlei noch nicht &#x017F;charf lociren,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t doch an den drei Arten der Bildungswei&#x017F;e nicht zu zweifeln. Die<lb/>
eigenthümlich&#x017F;te Mittel&#x017F;tellung nimmt das metamorphi&#x017F;che Ge&#x017F;tein ein. Die<lb/>
Metamorpho&#x017F;e i&#x017F;t eine doppelte: Feuerge&#x017F;teine wie der Granit zerfallen<lb/>
durch Einwirkung von Wa&#x017F;&#x017F;er und Luft zu Grus, der durch Infiltrationen<lb/>
wieder fe&#x017F;t zu&#x017F;ammenbäckt; die Wa&#x017F;&#x017F;ernieder&#x017F;chläge wurden durch Feuer<lb/>
erhitzt und nahmen &#x017F;o ein kry&#x017F;tallini&#x017F;ches Gefüge an, wie viele Schiefer<lb/>
der Alpen ange&#x017F;ehen werden.</p><lb/>
        <p>2) <hi rendition="#g">Structurverhältni&#x017F;&#x017F;e</hi>. Die Structur i&#x017F;t eine doppelte:<lb/>
Mineral- und Fels&#x017F;tructur.</p><lb/>
        <p>Mineral&#x017F;tructur i&#x017F;t <hi rendition="#g">körnig</hi> (Graniti&#x017F;ch), <hi rendition="#g">dicht</hi>, oder die Vermi&#x017F;chung<lb/>
von beiden <hi rendition="#g">porphyri&#x017F;ch</hi>. Auch kommt es we&#x017F;entlich darauf an, ob<lb/>
die Minerale &#x017F;ich im gla&#x017F;igen (vulkani&#x017F;chen) oder fri&#x017F;chen (urgebirgi&#x017F;chen)<lb/>
Zu&#x017F;tande befinden. Die Fels&#x017F;tructur i&#x017F;t ma&#x017F;&#x017F;ig oder ge&#x017F;chichtet; compact<lb/>
oder porös. Die porö&#x017F;en haben eckige (Schlacken) oder runde hohle Räume<lb/>
(Mandel&#x017F;teine). Die&#x017F;e Höhlungen &#x017F;ind frei oder mit fremdartigen Sub-<lb/>
&#x017F;tanzen ausgefüllt. Alles das be&#x017F;timmt den Namen einer Felsart.</p><lb/>
        <p>3) <hi rendition="#g">Mineral&#x017F;pecies-Combination</hi>. In die&#x017F;er Hin&#x017F;icht unter-<lb/>
&#x017F;cheidet man einfache und gemengte Ge&#x017F;teine. Die Mengung i&#x017F;t will-<lb/>
kührlich und hat keine Gränze, doch pflegt man auch hier gern auf <hi rendition="#b">ein</hi><lb/>
Mineral das Hauptgewicht zu legen.</p><lb/>
        <p>Da man bei der Aufzählung kein rechtes Princip fe&#x017F;thalten kann, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es gut, auf das Alter und die Bedeutung der Ge&#x017F;teine in Beziehung<lb/>
auf Häufigkeit Gewicht zu legen.</p><lb/>
        <p>Im Urgebirge zeigt &#x017F;ich haupt&#x017F;ächlich der Gegen&#x017F;atz von Körnigen<lb/>
und Porphyr&#x017F;chen Ge&#x017F;teinen. Unter <hi rendition="#g">Porphyren</hi> ver&#x017F;teht man eine dichte<lb/>
Grundma&#x017F;&#x017F;e, worin &#x017F;ich Kry&#x017F;talle ausge&#x017F;chieden haben.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">A.</hi><hi rendition="#g">Fri&#x017F;che körnige Ge&#x017F;teine</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Man kann darunter alle Silikate begreifen, ge&#x017F;chichtete und unge-<lb/>
&#x017F;chichtete, in denen &#x017F;ich die einzelnen Mineraltheile &#x017F;icher von einander<lb/>
&#x017F;ondern la&#x017F;&#x017F;en. Sie gehören haupt&#x017F;ächlich dem älte&#x017F;ten Gebirge an.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#g">Feld&#x017F;path herr&#x017F;cht vor</hi>.</hi> </p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">1. Granit.</hi> </head><lb/>
            <p>Enthält vorherr&#x017F;chend Feld&#x017F;path, Glimmer i&#x017F;t wenig aber &#x017F;ichtbarer<lb/>
als der Quarz. Alle drei Minerale liegen körnig nebeneinander und<lb/>
können &#x017F;charf von einander ge&#x017F;chieden werden. Es i&#x017F;t das häufig&#x017F;te, älte&#x017F;te<lb/>
und kry&#x017F;tallini&#x017F;ch&#x017F;te aller Gebirgsarten. Obgleich der Name von <hi rendition="#aq">Granum</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[666/0678] Gebirgsarten: Granit. Feuer-, Waſſer- und Metamorphiſche-Geſteine. Die Luft hat nur wenig zur Felſenbildung beigetragen. Sie dient hauptſächlich zur Erzeugung der Gebirgskrume, die den Felſen vor weiterer Zerſtörung ſchützt. Kann man auch die dreierlei noch nicht ſcharf lociren, ſo iſt doch an den drei Arten der Bildungsweiſe nicht zu zweifeln. Die eigenthümlichſte Mittelſtellung nimmt das metamorphiſche Geſtein ein. Die Metamorphoſe iſt eine doppelte: Feuergeſteine wie der Granit zerfallen durch Einwirkung von Waſſer und Luft zu Grus, der durch Infiltrationen wieder feſt zuſammenbäckt; die Waſſerniederſchläge wurden durch Feuer erhitzt und nahmen ſo ein kryſtalliniſches Gefüge an, wie viele Schiefer der Alpen angeſehen werden. 2) Structurverhältniſſe. Die Structur iſt eine doppelte: Mineral- und Felsſtructur. Mineralſtructur iſt körnig (Granitiſch), dicht, oder die Vermiſchung von beiden porphyriſch. Auch kommt es weſentlich darauf an, ob die Minerale ſich im glaſigen (vulkaniſchen) oder friſchen (urgebirgiſchen) Zuſtande befinden. Die Felsſtructur iſt maſſig oder geſchichtet; compact oder porös. Die poröſen haben eckige (Schlacken) oder runde hohle Räume (Mandelſteine). Dieſe Höhlungen ſind frei oder mit fremdartigen Sub- ſtanzen ausgefüllt. Alles das beſtimmt den Namen einer Felsart. 3) Mineralſpecies-Combination. In dieſer Hinſicht unter- ſcheidet man einfache und gemengte Geſteine. Die Mengung iſt will- kührlich und hat keine Gränze, doch pflegt man auch hier gern auf ein Mineral das Hauptgewicht zu legen. Da man bei der Aufzählung kein rechtes Princip feſthalten kann, ſo iſt es gut, auf das Alter und die Bedeutung der Geſteine in Beziehung auf Häufigkeit Gewicht zu legen. Im Urgebirge zeigt ſich hauptſächlich der Gegenſatz von Körnigen und Porphyrſchen Geſteinen. Unter Porphyren verſteht man eine dichte Grundmaſſe, worin ſich Kryſtalle ausgeſchieden haben. A. Friſche körnige Geſteine. Man kann darunter alle Silikate begreifen, geſchichtete und unge- ſchichtete, in denen ſich die einzelnen Mineraltheile ſicher von einander ſondern laſſen. Sie gehören hauptſächlich dem älteſten Gebirge an. a) Feldſpath herrſcht vor. 1. Granit. Enthält vorherrſchend Feldſpath, Glimmer iſt wenig aber ſichtbarer als der Quarz. Alle drei Minerale liegen körnig nebeneinander und können ſcharf von einander geſchieden werden. Es iſt das häufigſte, älteſte und kryſtalliniſchſte aller Gebirgsarten. Obgleich der Name von Granum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/678
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/678>, abgerufen am 13.11.2024.