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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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V. Cl. Geschw. Metalle: Glaserz.
Mineral. 135 beistehendes ausgezeichnetes Individuum.
Eine geschobene Säule M = a : b : infinityc 110° 48',
ihre scharfe Kante wird durch den deutlichen Blätter-
bruch b = b : infinitya : infinityc gerade abgestumpft; c =
c : infinitya : infinityb, a = a : infinityb : infinityc
; zwei Oktaeder
über einander r = a : b : c und s = a : b : 1/2c;
drei Paare d = a : c : infinityb (mit 96° 56' in c), e =
[Abbildung] b : c : infinitya, f = b : 2c : infinitya, i = a : 1/3 b : 1/2c und n = 2a : b : infinityc.
Phillips gibt wieder andere Winkel an, weil die Kleinheit der Krystalle
keine scharfe Bestimmung zuläßt. Gewöhnlich finden sich strahlige Kry-
stalle mit einem deutlichen Blätterbruch, welche sich hin und wieder unge-
fähr unter 120° schneiden. Häufig spiegeln die blättrigen Brüche der
verschiedenen Strahlen ein, man hat seine Ablagerung sonderbarer Weise
mit Schriftzügen verglichen.

Silberweiß ins Stahlgraue, besonders auf dem blättrigen Bruch.
Sonst die Krystalle mit einem schwarzen Mulm bedeckt. Härte 2, etwas
milde, Gew. 8,3.

Vor dem Löthrohr schmilzt es so leicht als Blättererz, gibt aber keinen
gelben Bleibeschlag, als Rückstand bleibt ein bedeutendes Korn von Silber-
gold. Klaproth fand 60 Tellur, 30 Au, 10 Ag. Petz in den reinsten
59,97 Te, 26,97 Au, 11,47 Ag, 0,76 Cu, 0,25 Pb, 0,58 Sb. Petz stellt
die Formel Ag Te + 2 Au Te3 auf, welche sich vielleicht in (Au, Ag) Te2
vereinfachen läßt, da Silber und Gold isomorph zu sein pflegen. Es
würde dann mit Tellursilbergold (Au, Ag) Te pag. 507 von Nagyag in
einfachster Beziehung stehen. Wie überhaupt die Tellurerze an die Gold-
erze sich auf das engste chemisch anschließen.

Silbererze.

Sie sind für den Bergbau nebst dem gediegenen Silber pag. 475
und Hornerz pag. 422 die wichtigsten, und daher seit langer Zeit wohl
gekannt. Der Bergmann gab ihnen längst den Beinamen Gülden oder
Giltigerz, "rodt guldenertz" bei Agricola 703, also Erze, die einen großen
Werth haben. Vor dem Löthrohr sind sie in der Regel durch ein Silber-
korn erkennbar, was man auf Kohle aus ihnen reducirt. Sie brechen
meist in Gesellschaft gediegenen Silbers. Andreasberg auf dem Harz,
der Himmelsfürst bei Freiberg, die alten Schwarzwälder Gruben im Kinzig-
thale etc. sind berühmte Fundorte.

1. Glaserz Ag.

Argentum rude plumbei coloris Glas ertz Agricola 692 und 703:
cultro diffinditur perinde ac plumbum, atque dentibus compressum dila-
tatur.
Der Name läßt sich nicht gut erklären, daher wollte ihn schon
Henkel in den noch unpassenderen Glanzerz umgeändert wissen, und
Klaproth Beitr. I. 158 nannte es Silberglanzerz. Weichgewächs der
Ungarischen Bergleute. Mine d'argent vitreuse R. de l'Isle Cristall. III.
440. Argent sulfure, Sulphuret of Silver.


V. Cl. Geſchw. Metalle: Glaserz.
Mineral. 135 beiſtehendes ausgezeichnetes Individuum.
Eine geſchobene Säule M = a : b : ∞c 110° 48′,
ihre ſcharfe Kante wird durch den deutlichen Blätter-
bruch b = b : ∞a : ∞c gerade abgeſtumpft; c =
c : ∞a : ∞b, a = a : ∞b : ∞c
; zwei Oktaeder
über einander r = a : b : c und s = a : b : ½c;
drei Paare d = a : c : ∞b (mit 96° 56′ in c), e =
[Abbildung] b : c : ∞a, f = b : 2c : ∞a, i = a : ⅓b : ½c und n = 2a : b : ∞c.
Phillips gibt wieder andere Winkel an, weil die Kleinheit der Kryſtalle
keine ſcharfe Beſtimmung zuläßt. Gewöhnlich finden ſich ſtrahlige Kry-
ſtalle mit einem deutlichen Blätterbruch, welche ſich hin und wieder unge-
fähr unter 120° ſchneiden. Häufig ſpiegeln die blättrigen Brüche der
verſchiedenen Strahlen ein, man hat ſeine Ablagerung ſonderbarer Weiſe
mit Schriftzügen verglichen.

Silberweiß ins Stahlgraue, beſonders auf dem blättrigen Bruch.
Sonſt die Kryſtalle mit einem ſchwarzen Mulm bedeckt. Härte 2, etwas
milde, Gew. 8,3.

Vor dem Löthrohr ſchmilzt es ſo leicht als Blättererz, gibt aber keinen
gelben Bleibeſchlag, als Rückſtand bleibt ein bedeutendes Korn von Silber-
gold. Klaproth fand 60 Tellur, 30 Au, 10 Ag. Petz in den reinſten
59,97 Te, 26,97 Au, 11,47 Ag, 0,76 Cu, 0,25 Pb, 0,58 Sb. Petz ſtellt
die Formel Ag Te + 2 Au Te3 auf, welche ſich vielleicht in (Au, Ag) Te2
vereinfachen läßt, da Silber und Gold iſomorph zu ſein pflegen. Es
würde dann mit Tellurſilbergold (Au, Ag) Te pag. 507 von Nagyag in
einfachſter Beziehung ſtehen. Wie überhaupt die Tellurerze an die Gold-
erze ſich auf das engſte chemiſch anſchließen.

Silbererze.

Sie ſind für den Bergbau nebſt dem gediegenen Silber pag. 475
und Hornerz pag. 422 die wichtigſten, und daher ſeit langer Zeit wohl
gekannt. Der Bergmann gab ihnen längſt den Beinamen Gülden oder
Giltigerz, „rodt guldenertz“ bei Agricola 703, alſo Erze, die einen großen
Werth haben. Vor dem Löthrohr ſind ſie in der Regel durch ein Silber-
korn erkennbar, was man auf Kohle aus ihnen reducirt. Sie brechen
meiſt in Geſellſchaft gediegenen Silbers. Andreasberg auf dem Harz,
der Himmelsfürſt bei Freiberg, die alten Schwarzwälder Gruben im Kinzig-
thale ꝛc. ſind berühmte Fundorte.

1. Glaserz A̍g.

Argentum rude plumbei coloris Glas ertz Agricola 692 und 703:
cultro diffinditur perinde ac plumbum, atque dentibus compressum dila-
tatur.
Der Name läßt ſich nicht gut erklären, daher wollte ihn ſchon
Henkel in den noch unpaſſenderen Glanzerz umgeändert wiſſen, und
Klaproth Beitr. I. 158 nannte es Silberglanzerz. Weichgewächs der
Ungariſchen Bergleute. Mine d’argent vitreuse R. de l’Isle Cristall. III.
440. Argent sulfuré, Sulphuret of Silver.


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[603/0615] V. Cl. Geſchw. Metalle: Glaserz. Mineral. 135 beiſtehendes ausgezeichnetes Individuum. Eine geſchobene Säule M = a : b : ∞c 110° 48′, ihre ſcharfe Kante wird durch den deutlichen Blätter- bruch b = b : ∞a : ∞c gerade abgeſtumpft; c = c : ∞a : ∞b, a = a : ∞b : ∞c; zwei Oktaeder über einander r = a : b : c und s = a : b : ½c; drei Paare d = a : c : ∞b (mit 96° 56′ in c), e = [Abbildung] b : c : ∞a, f = b : 2c : ∞a, i = a : ⅓b : ½c und n = 2a : b : ∞c. Phillips gibt wieder andere Winkel an, weil die Kleinheit der Kryſtalle keine ſcharfe Beſtimmung zuläßt. Gewöhnlich finden ſich ſtrahlige Kry- ſtalle mit einem deutlichen Blätterbruch, welche ſich hin und wieder unge- fähr unter 120° ſchneiden. Häufig ſpiegeln die blättrigen Brüche der verſchiedenen Strahlen ein, man hat ſeine Ablagerung ſonderbarer Weiſe mit Schriftzügen verglichen. Silberweiß ins Stahlgraue, beſonders auf dem blättrigen Bruch. Sonſt die Kryſtalle mit einem ſchwarzen Mulm bedeckt. Härte 2, etwas milde, Gew. 8,3. Vor dem Löthrohr ſchmilzt es ſo leicht als Blättererz, gibt aber keinen gelben Bleibeſchlag, als Rückſtand bleibt ein bedeutendes Korn von Silber- gold. Klaproth fand 60 Tellur, 30 Au, 10 Ag. Petz in den reinſten 59,97 Te, 26,97 Au, 11,47 Ag, 0,76 Cu, 0,25 Pb, 0,58 Sb. Petz ſtellt die Formel Ag Te + 2 Au Te3 auf, welche ſich vielleicht in (Au, Ag) Te2 vereinfachen läßt, da Silber und Gold iſomorph zu ſein pflegen. Es würde dann mit Tellurſilbergold (Au, Ag) Te pag. 507 von Nagyag in einfachſter Beziehung ſtehen. Wie überhaupt die Tellurerze an die Gold- erze ſich auf das engſte chemiſch anſchließen. Silbererze. Sie ſind für den Bergbau nebſt dem gediegenen Silber pag. 475 und Hornerz pag. 422 die wichtigſten, und daher ſeit langer Zeit wohl gekannt. Der Bergmann gab ihnen längſt den Beinamen Gülden oder Giltigerz, „rodt guldenertz“ bei Agricola 703, alſo Erze, die einen großen Werth haben. Vor dem Löthrohr ſind ſie in der Regel durch ein Silber- korn erkennbar, was man auf Kohle aus ihnen reducirt. Sie brechen meiſt in Geſellſchaft gediegenen Silbers. Andreasberg auf dem Harz, der Himmelsfürſt bei Freiberg, die alten Schwarzwälder Gruben im Kinzig- thale ꝛc. ſind berühmte Fundorte. 1. Glaserz A̍g. Argentum rude plumbei coloris Glas ertz Agricola 692 und 703: cultro diffinditur perinde ac plumbum, atque dentibus compressum dila- tatur. Der Name läßt ſich nicht gut erklären, daher wollte ihn ſchon Henkel in den noch unpaſſenderen Glanzerz umgeändert wiſſen, und Klaproth Beitr. I. 158 nannte es Silberglanzerz. Weichgewächs der Ungariſchen Bergleute. Mine d’argent vitreuse R. de l’Isle Cristall. III. 440. Argent sulfuré, Sulphuret of Silver.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/615>, abgerufen am 13.11.2024.