Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritte Classe.
Gediegene Metalle.

Man stelle zu dieser nicht eben umfangreichen Klasse alle Stoffe, die
sich in der Natur frei, d. h. chemisch unverbunden, vorfinden. Es hat
das immerhin ein besoderes Interesse, wenn gleich eigentlich dahin nur
die Metalle gehören, die sich durch ihr hohes Gewicht, ihre Metallfarbe
und ihren Metallglanz auszeichnen. Letztere zerfallen in
edle und unedle.

Die edlen Metalle Gold, Silber, Platin rosten nicht, weil sie
nur ungern chemische Verbindungen eingehen, oder wenn sie solche einge-
gangen sind, sich leicht wieder scheiden lassen. Sie besitzen dabei einen
hohen Grad von Dehnbarkeit.

Die unedlen Metalle gehen zwar leicht Verbindungen ein, sind
sie aber einmal isolirt, so leisten sie den atmosphärischen Einflüssen Wider-
stand. Einige derselben, wie Kupfer, Eisen, Blei, Zinn (Cadmium, Nickel,
Kobalt, Zink), sind noch geschmeidig und dehnbar; andere, wie Antimon,
Arsenik, Tellur, Wismuth, spröde, aber leicht schmelz- und verdampfbar.

Viele Metalle haben die bemerkenswerthe Eigenschaft, sich in allen
Verhältnissen mit einander mischen (legiren) zu lassen. Die Legirungen
nehmen auffallende Eigenschaften an, die häufig ihren technischen Werth
erhöhen.

1. Gold.

Der König der Metalle, und den ältesten Völkern bekannt. Das
lateinische Aurum erinnert an das hebräische Wort Or Licht, weil seine
Farbe und Glanz mit der Sonne (Sun) verglichen wird, dem alten alche-
mistischen Zeichen. Nach der Edda sind die Menschen zuerst in Hader
gerathen, als sie Gullweig (Goldmaterie) gruben, und in der hohen Halle
brannten.

Reguläres Krystallsystem (G. Rose Pogg. Ann. 23. 166),
wie Silber und Kupfer, aber die Formen meist nicht recht scharfkantig.
Oktaeder o, Würfel h und Granatoeder d kommen gut ausgebildet vor.
Californische Oktaeder erreichen 10 Linien Durchmesser, Silliman Amer.
Journ. 2 ser. X.
102! Hauy's Cristaux triformes von Matto Grosso zeigen
alle drei Körper im Gleichgewicht, ob sie gleich auch nach einer Würfel-

30*
Dritte Claſſe.
Gediegene Metalle.

Man ſtelle zu dieſer nicht eben umfangreichen Klaſſe alle Stoffe, die
ſich in der Natur frei, d. h. chemiſch unverbunden, vorfinden. Es hat
das immerhin ein beſoderes Intereſſe, wenn gleich eigentlich dahin nur
die Metalle gehören, die ſich durch ihr hohes Gewicht, ihre Metallfarbe
und ihren Metallglanz auszeichnen. Letztere zerfallen in
edle und unedle.

Die edlen Metalle Gold, Silber, Platin roſten nicht, weil ſie
nur ungern chemiſche Verbindungen eingehen, oder wenn ſie ſolche einge-
gangen ſind, ſich leicht wieder ſcheiden laſſen. Sie beſitzen dabei einen
hohen Grad von Dehnbarkeit.

Die unedlen Metalle gehen zwar leicht Verbindungen ein, ſind
ſie aber einmal iſolirt, ſo leiſten ſie den atmoſphäriſchen Einflüſſen Wider-
ſtand. Einige derſelben, wie Kupfer, Eiſen, Blei, Zinn (Cadmium, Nickel,
Kobalt, Zink), ſind noch geſchmeidig und dehnbar; andere, wie Antimon,
Arſenik, Tellur, Wismuth, ſpröde, aber leicht ſchmelz- und verdampfbar.

Viele Metalle haben die bemerkenswerthe Eigenſchaft, ſich in allen
Verhältniſſen mit einander miſchen (legiren) zu laſſen. Die Legirungen
nehmen auffallende Eigenſchaften an, die häufig ihren techniſchen Werth
erhöhen.

1. Gold.

Der König der Metalle, und den älteſten Völkern bekannt. Das
lateiniſche Aurum erinnert an das hebräiſche Wort Or Licht, weil ſeine
Farbe und Glanz mit der Sonne (☉) verglichen wird, dem alten alche-
miſtiſchen Zeichen. Nach der Edda ſind die Menſchen zuerſt in Hader
gerathen, als ſie Gullweig (Goldmaterie) gruben, und in der hohen Halle
brannten.

Reguläres Kryſtallſyſtem (G. Roſe Pogg. Ann. 23. 166),
wie Silber und Kupfer, aber die Formen meiſt nicht recht ſcharfkantig.
Oktaeder o, Würfel h und Granatoeder d kommen gut ausgebildet vor.
Californiſche Oktaeder erreichen 10 Linien Durchmeſſer, Silliman Amer.
Journ. 2 ser. X.
102! Hauy’s Cristaux triformes von Matto Groſſo zeigen
alle drei Körper im Gleichgewicht, ob ſie gleich auch nach einer Würfel-

30*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0479" n="[467]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Dritte Cla&#x017F;&#x017F;e</hi>.<lb/>
Gediegene Metalle.</hi> </head><lb/>
        <p>Man &#x017F;telle zu die&#x017F;er nicht eben umfangreichen Kla&#x017F;&#x017F;e alle Stoffe, die<lb/>
&#x017F;ich in der Natur frei, d. h. chemi&#x017F;ch unverbunden, vorfinden. Es hat<lb/>
das immerhin ein be&#x017F;oderes Intere&#x017F;&#x017F;e, wenn gleich eigentlich dahin nur<lb/>
die Metalle gehören, die &#x017F;ich durch ihr hohes Gewicht, ihre Metallfarbe<lb/>
und ihren Metallglanz auszeichnen. Letztere zerfallen in<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">edle</hi> und <hi rendition="#g">unedle</hi>.</hi></p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#g">edlen Metalle</hi> Gold, Silber, Platin ro&#x017F;ten nicht, weil &#x017F;ie<lb/>
nur ungern chemi&#x017F;che Verbindungen eingehen, oder wenn &#x017F;ie &#x017F;olche einge-<lb/>
gangen &#x017F;ind, &#x017F;ich leicht wieder &#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en. Sie be&#x017F;itzen dabei einen<lb/>
hohen Grad von Dehnbarkeit.</p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#g">unedlen Metalle</hi> gehen zwar leicht Verbindungen ein, &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie aber einmal i&#x017F;olirt, &#x017F;o lei&#x017F;ten &#x017F;ie den atmo&#x017F;phäri&#x017F;chen Einflü&#x017F;&#x017F;en Wider-<lb/>
&#x017F;tand. Einige der&#x017F;elben, wie Kupfer, Ei&#x017F;en, Blei, Zinn (Cadmium, Nickel,<lb/>
Kobalt, Zink), &#x017F;ind noch ge&#x017F;chmeidig und dehnbar; andere, wie Antimon,<lb/>
Ar&#x017F;enik, Tellur, Wismuth, &#x017F;pröde, aber leicht &#x017F;chmelz- und verdampfbar.</p><lb/>
        <p>Viele Metalle haben die bemerkenswerthe Eigen&#x017F;chaft, &#x017F;ich in allen<lb/>
Verhältni&#x017F;&#x017F;en mit einander mi&#x017F;chen (<hi rendition="#g">legiren</hi>) zu la&#x017F;&#x017F;en. Die Legirungen<lb/>
nehmen auffallende Eigen&#x017F;chaften an, die häufig ihren techni&#x017F;chen Werth<lb/>
erhöhen.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">1. Gold.</hi> </head><lb/>
          <p>Der König der Metalle, und den älte&#x017F;ten Völkern bekannt. Das<lb/>
lateini&#x017F;che <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Aurum</hi></hi> erinnert an das hebräi&#x017F;che Wort <hi rendition="#aq">Or</hi> Licht, weil &#x017F;eine<lb/>
Farbe und Glanz mit der Sonne (&#x2609;) verglichen wird, dem alten alche-<lb/>
mi&#x017F;ti&#x017F;chen Zeichen. Nach der Edda &#x017F;ind die Men&#x017F;chen zuer&#x017F;t in Hader<lb/>
gerathen, als &#x017F;ie Gullweig (Goldmaterie) gruben, und in der hohen Halle<lb/>
brannten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Reguläres Kry&#x017F;tall&#x017F;y&#x017F;tem</hi> (G. Ro&#x017F;e Pogg. Ann. 23. <hi rendition="#sub">166</hi>),<lb/>
wie Silber und Kupfer, aber die Formen mei&#x017F;t nicht recht &#x017F;charfkantig.<lb/>
Oktaeder <hi rendition="#aq">o</hi>, Würfel <hi rendition="#aq">h</hi> und Granatoeder <hi rendition="#aq">d</hi> kommen gut ausgebildet vor.<lb/>
Californi&#x017F;che Oktaeder erreichen 10 Linien Durchme&#x017F;&#x017F;er, <hi rendition="#aq">Silliman Amer.<lb/>
Journ. 2 ser. X.</hi> <hi rendition="#sub">102</hi>! Hauy&#x2019;s <hi rendition="#aq">Cristaux triformes</hi> von Matto Gro&#x017F;&#x017F;o zeigen<lb/>
alle drei Körper im Gleichgewicht, ob &#x017F;ie gleich auch nach einer Würfel-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">30*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[467]/0479] Dritte Claſſe. Gediegene Metalle. Man ſtelle zu dieſer nicht eben umfangreichen Klaſſe alle Stoffe, die ſich in der Natur frei, d. h. chemiſch unverbunden, vorfinden. Es hat das immerhin ein beſoderes Intereſſe, wenn gleich eigentlich dahin nur die Metalle gehören, die ſich durch ihr hohes Gewicht, ihre Metallfarbe und ihren Metallglanz auszeichnen. Letztere zerfallen in edle und unedle. Die edlen Metalle Gold, Silber, Platin roſten nicht, weil ſie nur ungern chemiſche Verbindungen eingehen, oder wenn ſie ſolche einge- gangen ſind, ſich leicht wieder ſcheiden laſſen. Sie beſitzen dabei einen hohen Grad von Dehnbarkeit. Die unedlen Metalle gehen zwar leicht Verbindungen ein, ſind ſie aber einmal iſolirt, ſo leiſten ſie den atmoſphäriſchen Einflüſſen Wider- ſtand. Einige derſelben, wie Kupfer, Eiſen, Blei, Zinn (Cadmium, Nickel, Kobalt, Zink), ſind noch geſchmeidig und dehnbar; andere, wie Antimon, Arſenik, Tellur, Wismuth, ſpröde, aber leicht ſchmelz- und verdampfbar. Viele Metalle haben die bemerkenswerthe Eigenſchaft, ſich in allen Verhältniſſen mit einander miſchen (legiren) zu laſſen. Die Legirungen nehmen auffallende Eigenſchaften an, die häufig ihren techniſchen Werth erhöhen. 1. Gold. Der König der Metalle, und den älteſten Völkern bekannt. Das lateiniſche Aurum erinnert an das hebräiſche Wort Or Licht, weil ſeine Farbe und Glanz mit der Sonne (☉) verglichen wird, dem alten alche- miſtiſchen Zeichen. Nach der Edda ſind die Menſchen zuerſt in Hader gerathen, als ſie Gullweig (Goldmaterie) gruben, und in der hohen Halle brannten. Reguläres Kryſtallſyſtem (G. Roſe Pogg. Ann. 23. 166), wie Silber und Kupfer, aber die Formen meiſt nicht recht ſcharfkantig. Oktaeder o, Würfel h und Granatoeder d kommen gut ausgebildet vor. Californiſche Oktaeder erreichen 10 Linien Durchmeſſer, Silliman Amer. Journ. 2 ser. X. 102! Hauy’s Cristaux triformes von Matto Groſſo zeigen alle drei Körper im Gleichgewicht, ob ſie gleich auch nach einer Würfel- 30*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/479
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. [467]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/479>, abgerufen am 13.11.2024.