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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Erze: Buntbleierz.
Chemiker geläugnet haben, und wenn Chlor vorkommt, so scheint es an
Natron gebunden. In den Zähnen ist zwar die Fluorreaktion entschie-
dener, aber zur Constitution eines Apatit scheint Fluor auch hier nicht
hinzureichen. Dagegen sind die fossilen Knochen oft übermäßig reich an Ca Fl
(Erdmann Journ. prakt. Chem. 29. 314). Girardin und Preisser behaupten,
daß unter dem Einflusse der Fäulniß sich Ca8 P.....3 in Ca2 P..... + 2 Ca3 P.....
zersetze, ohne eine Zu- oder Abnahme an Stoffen, und letzteres Salz bilde dann
mit Ca Fl Apatit, der sich an der Oberfläche solcher veränderten Knochen
sogar in kleinen sechsseitigen Säulen noch erkennen lasse. Lassaigne fand
in den Zähnen von Anoplotherium 37 Ca3 P..... und 15 Ca Fl, und man
hat wohl behauptet, je älter die Knochen, desto fluorreicher. Dieses Fluor
kann offenbar nur von außen her hinein gekommen sein, und allerdings
hat sich auch gezeigt, daß in dem Boden und in dem Tagewasser ein ge-
ringer Fluorgehalt nicht fehlt.

Talkapatit mit 7,7 Mg untersuchte Herrmann (Erdmann Journ. prakt.
Chem. 31. 101) in kleinen matten erdartigen Krystallen aus Gängen im
Talkschiefer von Slatoust, wo er mit Chlorospinell und Apatit zusammen
vorkommt. Es möchte aber wohl nur Verwitterungsprodukt sein. Denn
auch der

Wagnerit Fuchs Schweigger's Journ. 33. 269 Mg3 P..... + Mg Fl ent-
hält nach Rammelsberg Pogg. Ann. 64. 252 40,6 P....., 46,3 Mg, 4,6 Fe,
2,4 Ca, 9,4 Fl
, wozu freilich die Formel nicht recht stimmt. Es sind
kleine weingelbe, dem Brasilianischen Topas gleichende Krystalle von 3
Gew. und Härte 5, welche zusammen mit verwittertem Bitterspath und
schön blauem Lazulith auf Klüften eines glimmerigen Thonschiefers im
Rädelgraben bei Werfen (Salzburg) vorkommen. Levy (Pogg. Ann.
10. 326) hat die Krystalle 2 + 1gliedrig beschrieben: die Säule M =
a : b : infinityc
bildet 95° 25', eine Schiefendfläche P = a : c : infinityb macht
mit M 109° 20'. Die Fläche a : infinityb : infinityc etwas blättrig. Ein hinteres
Augitartiges Paar a' : c : 1/2b macht in der Mediankante 138° 53', außer-
dem kommt aber noch ein großer Flächenreichthum vor.

Eisenapatit 3 (Fe3, Mg3) P..... + Fe Fl nannte Fuchs (Journ. prakt.
Chem. 18. 499) eine derbe blättrige nelkenbraune fettglänzende Masse,
von 3,9 Gew. und Härte 5, welche zuweilen in 2gliedrigen Säulen von
129°, woran der blättrige Bruch die Gradendfläche bilden soll, gefunden
wird. Aeußerlich große Aehnlichkeit mit dem Triplit von Limoges. Fand
sich im Granit von Zwiesel, hat im Uebrigen mit dem Apatit gar keine
Verwandtschaft.

2. Buntbleierz Weiß.

Daß es unter den Bleispathen einen schön grünfarbigen gebe, weiß
schon Henkel in seiner Pyritologia, der Bergmann konnte es kaum über-
sehen, daher nannte es Linne plumbum virens, woraus dann die Werner-
sche Benennung Grünbleierz entstand. Da sich aber auch andere
Farben, gelb, braun etc. finden, so ist der Weißische Name passender. Als
Klaproth 1785 darin die Phosphorsäure nachgewiesen hatte, nannte es
Karsten Phosphorblei, aber erst Wöhler (Pogg. Ann. 4. 161) zeigte

II. Cl. Saliniſche Erze: Buntbleierz.
Chemiker geläugnet haben, und wenn Chlor vorkommt, ſo ſcheint es an
Natron gebunden. In den Zähnen iſt zwar die Fluorreaktion entſchie-
dener, aber zur Conſtitution eines Apatit ſcheint Fluor auch hier nicht
hinzureichen. Dagegen ſind die foſſilen Knochen oft übermäßig reich an Ca F̶l
(Erdmann Journ. prakt. Chem. 29. 314). Girardin und Preiſſer behaupten,
daß unter dem Einfluſſe der Fäulniß ſich Ċa8˙˙˙˙˙3 in Ca2˙˙˙˙˙ + 2 Ċa3˙˙˙˙˙
zerſetze, ohne eine Zu- oder Abnahme an Stoffen, und letzteres Salz bilde dann
mit Ca F̶l Apatit, der ſich an der Oberfläche ſolcher veränderten Knochen
ſogar in kleinen ſechsſeitigen Säulen noch erkennen laſſe. Laſſaigne fand
in den Zähnen von Anoplotherium 37 Ċa3˙˙˙˙˙ und 15 Ca F̶l, und man
hat wohl behauptet, je älter die Knochen, deſto fluorreicher. Dieſes Fluor
kann offenbar nur von außen her hinein gekommen ſein, und allerdings
hat ſich auch gezeigt, daß in dem Boden und in dem Tagewaſſer ein ge-
ringer Fluorgehalt nicht fehlt.

Talkapatit mit 7,7 Ṁg unterſuchte Herrmann (Erdmann Journ. prakt.
Chem. 31. 101) in kleinen matten erdartigen Kryſtallen aus Gängen im
Talkſchiefer von Slatouſt, wo er mit Chloroſpinell und Apatit zuſammen
vorkommt. Es möchte aber wohl nur Verwitterungsprodukt ſein. Denn
auch der

Wagnerit Fuchs Schweigger’s Journ. 33. 269 Mg3˙˙˙˙˙ + Mg F̶l ent-
hält nach Rammelsberg Pogg. Ann. 64. 252 40,6 ˙˙˙˙˙, 46,3 Ṁg, 4,6 Ḟe,
2,4 Ċa, 9,4 Fl
, wozu freilich die Formel nicht recht ſtimmt. Es ſind
kleine weingelbe, dem Braſilianiſchen Topas gleichende Kryſtalle von 3
Gew. und Härte 5, welche zuſammen mit verwittertem Bitterſpath und
ſchön blauem Lazulith auf Klüften eines glimmerigen Thonſchiefers im
Rädelgraben bei Werfen (Salzburg) vorkommen. Levy (Pogg. Ann.
10. 326) hat die Kryſtalle 2 + 1gliedrig beſchrieben: die Säule M =
a : b : ∞c
bildet 95° 25′, eine Schiefendfläche P = a : c : ∞b macht
mit M 109° 20′. Die Fläche a : ∞b : ∞c etwas blättrig. Ein hinteres
Augitartiges Paar a' : c : ½b macht in der Mediankante 138° 53′, außer-
dem kommt aber noch ein großer Flächenreichthum vor.

Eiſenapatit 3 (Ḟe3, Ṁg3) P̶˙˙˙˙˙ + Fe F̶l nannte Fuchs (Journ. prakt.
Chem. 18. 499) eine derbe blättrige nelkenbraune fettglänzende Maſſe,
von 3,9 Gew. und Härte 5, welche zuweilen in 2gliedrigen Säulen von
129°, woran der blättrige Bruch die Gradendfläche bilden ſoll, gefunden
wird. Aeußerlich große Aehnlichkeit mit dem Triplit von Limoges. Fand
ſich im Granit von Zwieſel, hat im Uebrigen mit dem Apatit gar keine
Verwandtſchaft.

2. Buntbleierz Weiß.

Daß es unter den Bleiſpathen einen ſchön grünfarbigen gebe, weiß
ſchon Henkel in ſeiner Pyritologia, der Bergmann konnte es kaum über-
ſehen, daher nannte es Linné plumbum virens, woraus dann die Werner-
ſche Benennung Grünbleierz entſtand. Da ſich aber auch andere
Farben, gelb, braun ꝛc. finden, ſo iſt der Weißiſche Name paſſender. Als
Klaproth 1785 darin die Phosphorſäure nachgewieſen hatte, nannte es
Karſten Phosphorblei, aber erſt Wöhler (Pogg. Ann. 4. 161) zeigte

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[388/0400] II. Cl. Saliniſche Erze: Buntbleierz. Chemiker geläugnet haben, und wenn Chlor vorkommt, ſo ſcheint es an Natron gebunden. In den Zähnen iſt zwar die Fluorreaktion entſchie- dener, aber zur Conſtitution eines Apatit ſcheint Fluor auch hier nicht hinzureichen. Dagegen ſind die foſſilen Knochen oft übermäßig reich an Ca F̶l (Erdmann Journ. prakt. Chem. 29. 314). Girardin und Preiſſer behaupten, daß unter dem Einfluſſe der Fäulniß ſich Ċa8 P̶˙˙˙˙˙3 in Ca2 P̶˙˙˙˙˙ + 2 Ċa3 P̶˙˙˙˙˙ zerſetze, ohne eine Zu- oder Abnahme an Stoffen, und letzteres Salz bilde dann mit Ca F̶l Apatit, der ſich an der Oberfläche ſolcher veränderten Knochen ſogar in kleinen ſechsſeitigen Säulen noch erkennen laſſe. Laſſaigne fand in den Zähnen von Anoplotherium 37 Ċa3 P̶˙˙˙˙˙ und 15 Ca F̶l, und man hat wohl behauptet, je älter die Knochen, deſto fluorreicher. Dieſes Fluor kann offenbar nur von außen her hinein gekommen ſein, und allerdings hat ſich auch gezeigt, daß in dem Boden und in dem Tagewaſſer ein ge- ringer Fluorgehalt nicht fehlt. Talkapatit mit 7,7 Ṁg unterſuchte Herrmann (Erdmann Journ. prakt. Chem. 31. 101) in kleinen matten erdartigen Kryſtallen aus Gängen im Talkſchiefer von Slatouſt, wo er mit Chloroſpinell und Apatit zuſammen vorkommt. Es möchte aber wohl nur Verwitterungsprodukt ſein. Denn auch der Wagnerit Fuchs Schweigger’s Journ. 33. 269 Mg3 P̶˙˙˙˙˙ + Mg F̶l ent- hält nach Rammelsberg Pogg. Ann. 64. 252 40,6 P̶˙˙˙˙˙, 46,3 Ṁg, 4,6 Ḟe, 2,4 Ċa, 9,4 Fl, wozu freilich die Formel nicht recht ſtimmt. Es ſind kleine weingelbe, dem Braſilianiſchen Topas gleichende Kryſtalle von 3 Gew. und Härte 5, welche zuſammen mit verwittertem Bitterſpath und ſchön blauem Lazulith auf Klüften eines glimmerigen Thonſchiefers im Rädelgraben bei Werfen (Salzburg) vorkommen. Levy (Pogg. Ann. 10. 326) hat die Kryſtalle 2 + 1gliedrig beſchrieben: die Säule M = a : b : ∞c bildet 95° 25′, eine Schiefendfläche P = a : c : ∞b macht mit M 109° 20′. Die Fläche a : ∞b : ∞c etwas blättrig. Ein hinteres Augitartiges Paar a' : c : ½b macht in der Mediankante 138° 53′, außer- dem kommt aber noch ein großer Flächenreichthum vor. Eiſenapatit 3 (Ḟe3, Ṁg3) P̶˙˙˙˙˙ + Fe F̶l nannte Fuchs (Journ. prakt. Chem. 18. 499) eine derbe blättrige nelkenbraune fettglänzende Maſſe, von 3,9 Gew. und Härte 5, welche zuweilen in 2gliedrigen Säulen von 129°, woran der blättrige Bruch die Gradendfläche bilden ſoll, gefunden wird. Aeußerlich große Aehnlichkeit mit dem Triplit von Limoges. Fand ſich im Granit von Zwieſel, hat im Uebrigen mit dem Apatit gar keine Verwandtſchaft. 2. Buntbleierz Weiß. Daß es unter den Bleiſpathen einen ſchön grünfarbigen gebe, weiß ſchon Henkel in ſeiner Pyritologia, der Bergmann konnte es kaum über- ſehen, daher nannte es Linné plumbum virens, woraus dann die Werner- ſche Benennung Grünbleierz entſtand. Da ſich aber auch andere Farben, gelb, braun ꝛc. finden, ſo iſt der Weißiſche Name paſſender. Als Klaproth 1785 darin die Phosphorſäure nachgewieſen hatte, nannte es Karſten Phosphorblei, aber erſt Wöhler (Pogg. Ann. 4. 161) zeigte

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/400>, abgerufen am 21.12.2024.