II. Cl. Salinische Steine: Rhomboederwinkel aus der Form erschlossen.
So führt Hausmann einen Braunsteinkalk von Ihlefeld an, krumm- blättrig und kohlschwarz von Braunstein; einen Hämatokonit blutroth von Eisenoxyd, und körnig blättrig, wie der dichte Marmo rosso antico; einen Siderokonit ochergelb von Eisenoxydhydrat, wie der Numidische Marmo giallo antico.
Verschieden von solchen fremden Beimischungen sind dann diejenigen, welche als kohlensaure Verbindungen hinzutreten, und verändernd auf die Form einwirken. Diese haben noch darum ein wissenschaftliches Interesse, da es bei den rhomboedrischen öfter den Anschein gewinnt, als könnte man aus der Form auf den Inhalt und umgekehrt schließen. Wir wollen diesen
Einfluß des Inhalts auf die Form
etwas näher auseinandersetzen. Man weiß, daß die reine Ca C einen Endkantenwinkel von 105° 5', und die reine Mg C von 107° 25' hat. Nun zeigt aber der Dolomitspath = Ca C + Mg C einen Endkantenwinkel von 106° 15' = 1/2 (105° 5' + 107° 25'), der also genau in der Mitte von beiden liegt. Darnach scheint es, daß beide gemäß ihrer Atomzahl in der Mitte zusammentreffen.
Sind mir daher die Winkel w und w' zweier Stoffe bekannt, und weiß ich, welchen Winkel w'' das Doppelsalz macht, so kann ich daraus den Atomischen Gehalt berechnen. Denn es ist x w + y w' = w''; x + y = 1 oder y = 1 -- x, folglich x w + (1 -- x) w' = w'',
[Formel 1]
.
Beispiel. Beim Dolomitspath habe ich w'' = 106 · 5 gefunden, und weiß aus qualitativer Analyse, daß nur Ca C = w = 105 · 5 und Mg C = w' = 107 · 25 darin ist, folglich ist
[Formel 2]
, folglich 1/2 Ca C + 1/2 Mg C vorhanden.
Wäre w'' = 106 · 29 gefunden, so gäbe
[Formel 3]
, folglich muß 2/5 Mg C dabei sein.
Der reine Spatheisenstein hat 107° 6 = w, der Manganspath 106 · 51 = w'. Es zeigte aber der Spatheisenstein von Ehrenfriedersdorf 107° = w'', und hatte außer Mg C keinen andern Bestandtheil, folg- lich ist
[Formel 4]
, und es bleibt 2/5 Mg C.
Man könnte hiernach sogar voraussagen, unter welchem Winkel eine bis jetzt noch nicht selbstständig krystallisirte Gestalt krystallisiren müßte. So soll Johnston's Plumbocalcit aus den alten Grubenhalden von
II. Cl. Saliniſche Steine: Rhomboederwinkel aus der Form erſchloſſen.
So führt Hausmann einen Braunſteinkalk von Ihlefeld an, krumm- blättrig und kohlſchwarz von Braunſtein; einen Hämatokonit blutroth von Eiſenoxyd, und körnig blättrig, wie der dichte Marmo rosso antico; einen Siderokonit ochergelb von Eiſenoxydhydrat, wie der Numidiſche Marmo giallo antico.
Verſchieden von ſolchen fremden Beimiſchungen ſind dann diejenigen, welche als kohlenſaure Verbindungen hinzutreten, und verändernd auf die Form einwirken. Dieſe haben noch darum ein wiſſenſchaftliches Intereſſe, da es bei den rhomboedriſchen öfter den Anſchein gewinnt, als könnte man aus der Form auf den Inhalt und umgekehrt ſchließen. Wir wollen dieſen
Einfluß des Inhalts auf die Form
etwas näher auseinanderſetzen. Man weiß, daß die reine Ċa C̈ einen Endkantenwinkel von 105° 5′, und die reine Ṁg C̈ von 107° 25′ hat. Nun zeigt aber der Dolomitſpath = Ċa C̈ + Ṁg C̈ einen Endkantenwinkel von 106° 15′ = ½ (105° 5′ + 107° 25′), der alſo genau in der Mitte von beiden liegt. Darnach ſcheint es, daß beide gemäß ihrer Atomzahl in der Mitte zuſammentreffen.
Sind mir daher die Winkel w und w' zweier Stoffe bekannt, und weiß ich, welchen Winkel w'' das Doppelſalz macht, ſo kann ich daraus den Atomiſchen Gehalt berechnen. Denn es iſt x w + y w' = w''; x + y = 1 oder y = 1 — x, folglich x w + (1 — x) w' = w'',
[Formel 1]
.
Beiſpiel. Beim Dolomitſpath habe ich w'' = 106 · 5 gefunden, und weiß aus qualitativer Analyſe, daß nur Ċa C̈ = w = 105 · 5 und Ṁg C̈ = w' = 107 · 25 darin iſt, folglich iſt
[Formel 2]
, folglich ½ Ċa C̈ + ½ Ṁg C̈ vorhanden.
Der reine Spatheiſenſtein hat 107° 6 = w, der Manganſpath 106 · 51 = w'. Es zeigte aber der Spatheiſenſtein von Ehrenfriedersdorf 107° = w'', und hatte außer Ṁg C̈ keinen andern Beſtandtheil, folg- lich iſt
[Formel 4]
, und es bleibt ⅖ Ṁg C̈.
Man könnte hiernach ſogar vorausſagen, unter welchem Winkel eine bis jetzt noch nicht ſelbſtſtändig kryſtalliſirte Geſtalt kryſtalliſiren müßte. So ſoll Johnston’s Plumbocalcit aus den alten Grubenhalden von
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II. Cl. Saliniſche Steine: Rhomboederwinkel aus der Form erſchloſſen.
So führt Hausmann einen Braunſteinkalk von Ihlefeld an, krumm-
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von Eiſenoxyd, und körnig blättrig, wie der dichte Marmo rosso antico;
einen Siderokonit ochergelb von Eiſenoxydhydrat, wie der Numidiſche
Marmo giallo antico.
Verſchieden von ſolchen fremden Beimiſchungen ſind dann diejenigen,
welche als kohlenſaure Verbindungen hinzutreten, und verändernd auf die
Form einwirken. Dieſe haben noch darum ein wiſſenſchaftliches Intereſſe,
da es bei den rhomboedriſchen öfter den Anſchein gewinnt, als könnte
man aus der Form auf den Inhalt und umgekehrt ſchließen. Wir wollen
dieſen
Einfluß des Inhalts auf die Form
etwas näher auseinanderſetzen. Man weiß, daß die reine Ċa C̈ einen
Endkantenwinkel von 105° 5′, und die reine Ṁg C̈ von 107° 25′ hat.
Nun zeigt aber der Dolomitſpath = Ċa C̈ + Ṁg C̈ einen Endkantenwinkel
von 106° 15′ = ½ (105° 5′ + 107° 25′), der alſo genau in der Mitte
von beiden liegt. Darnach ſcheint es, daß beide gemäß ihrer Atomzahl
in der Mitte zuſammentreffen.
Sind mir daher die Winkel w und w' zweier Stoffe bekannt, und
weiß ich, welchen Winkel w'' das Doppelſalz macht, ſo kann ich daraus
den Atomiſchen Gehalt berechnen. Denn es iſt
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x w + (1 — x) w' = w'', [FORMEL].
Beiſpiel. Beim Dolomitſpath habe ich w'' = 106 · 5 gefunden, und
weiß aus qualitativer Analyſe, daß nur Ċa C̈ = w = 105 · 5 und
Ṁg C̈ = w' = 107 · 25 darin iſt, folglich iſt
[FORMEL],
folglich ½ Ċa C̈ + ½ Ṁg C̈ vorhanden.
Wäre w'' = 106 · 29 gefunden, ſo gäbe
[FORMEL],
folglich muß ⅖ Ṁg C̈ dabei ſein.
Der reine Spatheiſenſtein hat 107° 6 = w, der Manganſpath
106 · 51 = w'. Es zeigte aber der Spatheiſenſtein von Ehrenfriedersdorf
107° = w'', und hatte außer Ṁg C̈ keinen andern Beſtandtheil, folg-
lich iſt
[FORMEL],
und es bleibt ⅖ Ṁg C̈.
Man könnte hiernach ſogar vorausſagen, unter welchem Winkel eine
bis jetzt noch nicht ſelbſtſtändig kryſtalliſirte Geſtalt kryſtalliſiren müßte.
So ſoll Johnston’s Plumbocalcit aus den alten Grubenhalden von
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/350>, abgerufen am 21.11.2024.
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