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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 5te Fam.: Cyanit.
a : ½c : ∞b, iſt alſo gerade auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt, und
da ſie ein reguläres Sechseck von 120° an der Staurolithſäule M M o
bildet, ſo darf man auf ihr die Stücke nur um 120° gegen einander ver-
drehen, um auch zur Zwillingsſtellung zu gelangen.

Die optiſchen Axen liegen in der Ebene a : ∞b : ∞c, ihre Ebene halbirt
alſo den ſcharfen Säulenwinkel, ſie bilden unter ſich einen Winkel von
85°, welchen die Mittellinie c halbirt.

Härte 7—8, Gew. 3,7, röthlich braun, die Farbe erinnert ſehr an
blutrothen Granat, nur iſt ſie etwas dunkeler.

Blos im feinen Pulver kann er an den Kanten zu einer Schlacke
geſchmolzen werden, mit Soda unter Brauſen eine gelbe Schlacke. Die
Analyſe führt zu verſchiedenen Reſultaten: vom St. Gotthardt 3,74 Gew.
R̶⃛2 S⃛i, 29 S⃛i, 52 A̶⃛l, 17,6 F̶⃛e; von Airolo 3,66 Gew. R̶⃛3 S⃛i, 33,4 Si,
47,2 A̶⃛l, 16,5 F̶⃛e; aus der Bretagne 3,53 Gew. R̶⃛5 S⃛i4, 39,2 S⃛i, 44,9 A̶⃛l,
15,1 F̶⃛e. Man hat dieſe Schwierigkeit unter anderm dadurch zu erklären
geſucht, daß S⃛i mit A̶⃛l iſomorph ſei. Ein kleiner Talkerdegehalt fehlt nie.

5. Cyanit Wr.

Κύανος blau. Sauſſure der jüngere beſchreibt ihn 1789 als Sap-
pare
, welcher Name ſchon unter Jacob VI. (1600) in Schottland für
ihn geläufig war. Vor Werner (Bergm. Journ. 1790. III. 1, pag. 149)
hieß er gewöhnlich blauer Schörl, Hauy nannte ihn Diſthen (σϑένος
Kraft), doppeltkräftig, weil manche Kryſtalle gerieben auf Flächen von
gleicher Glätte poſitiv, andere negativ elektriſch würden.

Die Kryſtalle bilden lange Strahlen, nach Phillips Meſſungen: in
der geſchobenen Säule T/M 106° 15′, die breitere M ſehr deutlich blättrig
und glänzend, T zwar auch blättrig aber matt. Die ſcharfe Kante wird
durch o ſchief abgeſtumpft, ſo daß M/o 131° 25′ und T/o 122° 20′ bildet.
Untergeordnet und unſicher durch ſtarke Längsſtreifung pflegen die Ab-
ſtumpfungen der ſtumpfen Säulenkante T/M zu ſein, deren Hauy zwei k
und I angibt. Das Syſtem muß alſo zum gewendet 2 + 1 glied-
rigen
oder ein- und eingliedrigen gehören. Eine blättrige Endfläche
kommt zwar vor, ſie ſoll in P/M 100° 50′ und in P/T 93° 15′ machen.
Leider ſpiegelt ſie aber ſelten gut, jedoch erzeugt ſie auf M eine ausge-
zeichnete Querſtreifung, welche die Kante M/o unter 90° 15′ ſchneiden
müßte, alſo faſt ſenkrecht gegen die Säulenaxe ſtünde. Darnach ſcheint
alſo das Syſtem ein- und eingliedrig und die von Hauy ange-
gebenen Abſtumpfungen von P/T zu beiden Seiten müßten dann ungleich-
werthig ſein.

Zwillinge kommen häufig vor, ſie haben den Blätterbruch M ge-
mein, und liegen umgekehrt. Nach Mohs gewöhnlich der,
woran ſowohl T/T' als P/P' einſpringende Winkel bilden.
In dieſem Falle müſſen die Flächen M und M' ſo anein-
ander liegen, daß die Kante T/M mit T'/M' und die Kante
P/M mit Kante P'/M' parallel geht, es iſt alſo ein Gemein-
haben von M im vollſten Sinne des Wortes: der Zwil-
ling entſteht, wenn man beide Individuen auf M um 180°

[Abbildung]

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/249>, abgerufen am 07.01.2025.