im südlichen Norwegen verwachsen blaue Fasern innig mit Arfvedsonit pag. 211, der ihm durch seine Zusammensetzung gleicht.
V. Granat.
Die Thonerde spielt in ihnen eine wichtige Rolle. Die Härte und Schönheit ihrer Farben nähert sie den Edelsteinen, als welche sie auch häufig verschliffen werden. Sie sind schon sparsamer im Gebirge zu finden, als die Hauptglieder der bisher abgehandelten 4 Familien.
1. Granat.
Die Alten kannten ihn unter dem Namen Anthrax Theophrast 31, Carbunculus Plinius 37. 25. Bei Albertus Magnus de mineral. II. 7 soll das Wort Granatus zuerst vorkommen, auch Agricola 625 erwähnt Car- bunculi nigrioris aspectus, quos juniores vocarunt granatos, veteres Carchedonios. Durch Wallerius wird der Name geläufiger, man leitet ihn von der Farbe der Blüthe und Körner der Granatäpfel ab. Grenat Franz., Garnet Engl.
Reguläres System. Rhombendodekaeder vorherrschend, dasselbe daher passend Granatoeder genannt. Um und um krystallisirt, besonders ausgezeichnet eingesprengt in die Chloritschiefer am St. Gotthardt, Zillerthal, Fahlun. Niemals eine Ecke abgestumpft, daher Würfel und Oktaeder gänzlich unbekannt, was das Erkennen sehr erleichtert. Desto gewöhnlicher werden die Kanten durch das Leucitoeder a : a : 1/2a gerade abgestumpft. Sehr wohlgebildete Krystalle kommen im Glimmerschiefer von Zimatasta in Südtyrol, Acading in Connecticut, beim Grossular vom Wilui etc. vor. Nach der langen Diagonale der Leucitoederfläche häufig gestreift, wodurch die Granatflächen eingesetzt werden. Die Verbindung von beiden findet sich in ausgezeichneter Weise bei den prachtvollen Krystallen der Mussa- Alp in Piemont, am St. Gotthardt, beim Melanit von Frascati etc. Dazu gesellt sich häufig das sehr gestreifte Pyramidengranatoeder a : 1/2a : 1/3 a, die Kante zwischen Leucitoeder und Granatoeder abstumpfend. Bei den braunen Krystallen von Orawicza im Banat soll es a : 1/3 a : 1/4a sein, welche ähnlich liegt. Hauy's Aplom (aploos einfach) sind Kalkgranaten mit Streifung nach der kurzen Diagonale der Flächen, was auf Würfel deuten würde (eine einfache Primitivform). An der Massa-Alp soll auch zuweilen ein Leucitoid a : a : 1/3 a in Verbindung mit dem Würfel brechen. Daselbst fand Hr. Sismonda Krystalle, die auf ihren nach der Grana- toederkante gestreiften Leucitoederflächen stark irisiren, die Farben verschwin- den beim Naßmachen, und kommen nach dem Trocknen sogleich wieder zum Vorschein, Beweis, daß sie von der Interferenz des Lichtes durch die Streifung herrühren.
Härte 7--8, Gew. 3,1--4,3. Sehr schöne Farben, starker Glanz, aber meist geringe Durchscheinenheit.
Vor dem Löthrohr schmelzen sie im Durchschnitt nicht sonderlich schwer, die große Mannigfaltigkeit ihrer Zusammensetzung faßt man unter der Formel
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I. Cl. 5te Fam.: Granat.
im ſüdlichen Norwegen verwachſen blaue Faſern innig mit Arfvedsonit pag. 211, der ihm durch ſeine Zuſammenſetzung gleicht.
V. Granat.
Die Thonerde ſpielt in ihnen eine wichtige Rolle. Die Härte und Schönheit ihrer Farben nähert ſie den Edelſteinen, als welche ſie auch häufig verſchliffen werden. Sie ſind ſchon ſparſamer im Gebirge zu finden, als die Hauptglieder der bisher abgehandelten 4 Familien.
1. Granat.
Die Alten kannten ihn unter dem Namen Ἄνϑραξ Theophrast 31, Carbunculus Plinius 37. 25. Bei Albertus Magnus de mineral. II. 7 ſoll das Wort Granatus zuerſt vorkommen, auch Agricola 625 erwähnt Car- bunculi nigrioris aspectus, quos juniores vocarunt granatos, veteres Carchedonios. Durch Wallerius wird der Name geläufiger, man leitet ihn von der Farbe der Blüthe und Körner der Granatäpfel ab. Grénat Franz., Garnet Engl.
Reguläres Syſtem. Rhombendodekaeder vorherrſchend, daſſelbe daher paſſend Granatoeder genannt. Um und um kryſtalliſirt, beſonders ausgezeichnet eingeſprengt in die Chloritſchiefer am St. Gotthardt, Zillerthal, Fahlun. Niemals eine Ecke abgeſtumpft, daher Würfel und Oktaeder gänzlich unbekannt, was das Erkennen ſehr erleichtert. Deſto gewöhnlicher werden die Kanten durch das Leucitoeder a : a : ½a gerade abgeſtumpft. Sehr wohlgebildete Kryſtalle kommen im Glimmerſchiefer von Zimataſta in Südtyrol, Acading in Connecticut, beim Groſſular vom Wilui ꝛc. vor. Nach der langen Diagonale der Leucitoederfläche häufig geſtreift, wodurch die Granatflächen eingeſetzt werden. Die Verbindung von beiden findet ſich in ausgezeichneter Weiſe bei den prachtvollen Kryſtallen der Muſſa- Alp in Piemont, am St. Gotthardt, beim Melanit von Frascati ꝛc. Dazu geſellt ſich häufig das ſehr geſtreifte Pyramidengranatoeder a : ½a : ⅓a, die Kante zwiſchen Leucitoeder und Granatoeder abſtumpfend. Bei den braunen Kryſtallen von Orawicza im Banat ſoll es a : ⅓a : ¼a ſein, welche ähnlich liegt. Hauy’s Aplom (ἁπλόος einfach) ſind Kalkgranaten mit Streifung nach der kurzen Diagonale der Flächen, was auf Würfel deuten würde (eine einfache Primitivform). An der Maſſa-Alp ſoll auch zuweilen ein Leucitoid a : a : ⅓a in Verbindung mit dem Würfel brechen. Daſelbſt fand Hr. Sismonda Kryſtalle, die auf ihren nach der Grana- toederkante geſtreiften Leucitoederflächen ſtark iriſiren, die Farben verſchwin- den beim Naßmachen, und kommen nach dem Trocknen ſogleich wieder zum Vorſchein, Beweis, daß ſie von der Interferenz des Lichtes durch die Streifung herrühren.
Härte 7—8, Gew. 3,1—4,3. Sehr ſchöne Farben, ſtarker Glanz, aber meiſt geringe Durchſcheinenheit.
Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie im Durchſchnitt nicht ſonderlich ſchwer, die große Mannigfaltigkeit ihrer Zuſammenſetzung faßt man unter der Formel
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I. Cl. 5te Fam.: Granat.
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pag. 211, der ihm durch ſeine Zuſammenſetzung gleicht.
V. Granat.
Die Thonerde ſpielt in ihnen eine wichtige Rolle. Die Härte und
Schönheit ihrer Farben nähert ſie den Edelſteinen, als welche ſie auch
häufig verſchliffen werden. Sie ſind ſchon ſparſamer im Gebirge zu finden,
als die Hauptglieder der bisher abgehandelten 4 Familien.
1. Granat.
Die Alten kannten ihn unter dem Namen Ἄνϑραξ Theophrast 31,
Carbunculus Plinius 37. 25. Bei Albertus Magnus de mineral. II. 7 ſoll
das Wort Granatus zuerſt vorkommen, auch Agricola 625 erwähnt Car-
bunculi nigrioris aspectus, quos juniores vocarunt granatos, veteres
Carchedonios. Durch Wallerius wird der Name geläufiger, man leitet
ihn von der Farbe der Blüthe und Körner der Granatäpfel ab. Grénat
Franz., Garnet Engl.
Reguläres Syſtem. Rhombendodekaeder vorherrſchend, daſſelbe
daher paſſend Granatoeder genannt. Um und um kryſtalliſirt, beſonders
ausgezeichnet eingeſprengt in die Chloritſchiefer am St. Gotthardt, Zillerthal,
Fahlun. Niemals eine Ecke abgeſtumpft, daher Würfel und Oktaeder
gänzlich unbekannt, was das Erkennen ſehr erleichtert. Deſto gewöhnlicher
werden die Kanten durch das Leucitoeder a : a : ½a gerade abgeſtumpft.
Sehr wohlgebildete Kryſtalle kommen im Glimmerſchiefer von Zimataſta
in Südtyrol, Acading in Connecticut, beim Groſſular vom Wilui ꝛc. vor.
Nach der langen Diagonale der Leucitoederfläche häufig geſtreift, wodurch
die Granatflächen eingeſetzt werden. Die Verbindung von beiden findet
ſich in ausgezeichneter Weiſe bei den prachtvollen Kryſtallen der Muſſa-
Alp in Piemont, am St. Gotthardt, beim Melanit von Frascati ꝛc. Dazu
geſellt ſich häufig das ſehr geſtreifte Pyramidengranatoeder a : ½a : ⅓a,
die Kante zwiſchen Leucitoeder und Granatoeder abſtumpfend. Bei den
braunen Kryſtallen von Orawicza im Banat ſoll es a : ⅓a : ¼a ſein,
welche ähnlich liegt. Hauy’s Aplom (ἁπλόος einfach) ſind Kalkgranaten
mit Streifung nach der kurzen Diagonale der Flächen, was auf Würfel
deuten würde (eine einfache Primitivform). An der Maſſa-Alp ſoll auch
zuweilen ein Leucitoid a : a : ⅓a in Verbindung mit dem Würfel brechen.
Daſelbſt fand Hr. Sismonda Kryſtalle, die auf ihren nach der Grana-
toederkante geſtreiften Leucitoederflächen ſtark iriſiren, die Farben verſchwin-
den beim Naßmachen, und kommen nach dem Trocknen ſogleich wieder
zum Vorſchein, Beweis, daß ſie von der Interferenz des Lichtes durch die
Streifung herrühren.
Härte 7—8, Gew. 3,1—4,3. Sehr ſchöne Farben, ſtarker Glanz,
aber meiſt geringe Durchſcheinenheit.
Vor dem Löthrohr ſchmelzen ſie im Durchſchnitt nicht ſonderlich
ſchwer, die große Mannigfaltigkeit ihrer Zuſammenſetzung faßt man unter
der Formel
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/239>, abgerufen am 03.12.2024.
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