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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Systematik.
Weiß

am engsten an, Karsten's Archiv für Min. Geogn. Bergb. u. Hüttenk. 1829,
Bd. I. pag. 5. Es werden 7 Ordnungen unterschieden.

1) Oxydische Steine oder Silicate, denn hier spielt die Kiesel-
erde die Hauptrolle. Sie gehören unbedingt an die Spitze des Reiches,
nicht blos weil sie auf der Erde die wichtigste Rolle spielen, sondern weil
sie sich auch am meisten von den chemischen Kunstprodukten entfernen, und
der Nachahmung die größte Schwierigkeit in den Weg legen. Obenan
der Quarz, die reine Kieselerde, denn durch kein anderes kann uns der
Begriff eines Minerals deutlicher vorgeführt werden, als durch diesen.
Feldspath, Glimmer, Hornblende führen uns sogleich zu den wichtigsten
Felsgesteinen, während Granat den Uebergang zu den Edelsteinen ver-
mittelt.

2) Salinische Steine und

3) Salinische Erze umfassen beide sämmtliche Basen mit Säuren,
welche nicht Kieselsäuren sind. Erz (Metallbasis) und Stein (Erdbasis)
kann wegen des Isomorphismus nicht gut auseinander gehalten werden,
daher muß man in vielen Fällen beide mit einander vermischen. Am
Ende finden das Wasser und die künstlichen Salze ihren besten Platz.

4) Gediegene Metalle sind die einzigen einfachen Stoffe, welche
in der Natur vorkommen.

5) Oxydische Erze begreifen Metalle mit Sauerstoff und Wasser,
ohne eine Säure.

6) Geschwefelte Metalle haben statt des Sauerstoffs Schwefel,
es sind also Verbindungen von Sulphosäuren mit Sulphobasen. Statt
des Schwefels kann aber auch Selen, Antimon, Tellur auftreten.

7) Inflammabilien. Es ist gut, hierin nur das zusammenzu-
stellen, was entschieden organischen Ursprungs ist. Namentlich scheide ich
den Schwefel und Diamant davon. In dieser Weise bilden sie eine sehr
natürliche Ordnung, die aber mehr der Geognosie als der Mineralogie
angehört.

Im Ganzen kommen alle naturhistorischen Systeme wenigstens in
vielen Gliedern immer wieder auf diese Eintheilung zurück. Denn Ein-
zelnes ist darin zu natürlich, als daß davon abgewichen werden könnte.
Wo aber abgewichen wird, da trifft es meist gleichgültige Sachen. Am
wenigsten zu billigen sind diejenigen Anordnungen, worin durch eine
Menge neugeschaffener Worte das Gedächtniß beschwert wird.

Von rein chemischen Systemen sind die von Berzelius am be-
währtesten. Sein erstes wurde 1816 durch Schweigger's Journal XV. 427
in Deutschland bekannt. Es ist nach dem elektropositiven Bestandtheile
in zwei sehr ungleiche Klassen geordnet. 1ste Klasse enthält sämmtliche
Mineralien, 2te Klasse die Inflammabilien nebst den Ammoniaksalzen.
Das System beginnt:

A. Sauerstoff.

B. Brennbare Körper.

1ste Ordnung. Metalloide: Schwefel und seine Verbindungen mit
Sauerstoff; .... Kohlenstoff und Kohlensäure etc.

Syſtematik.
Weiß

am engſten an, Karſten’s Archiv für Min. Geogn. Bergb. u. Hüttenk. 1829,
Bd. I. pag. 5. Es werden 7 Ordnungen unterſchieden.

1) Oxydiſche Steine oder Silicate, denn hier ſpielt die Kieſel-
erde die Hauptrolle. Sie gehören unbedingt an die Spitze des Reiches,
nicht blos weil ſie auf der Erde die wichtigſte Rolle ſpielen, ſondern weil
ſie ſich auch am meiſten von den chemiſchen Kunſtprodukten entfernen, und
der Nachahmung die größte Schwierigkeit in den Weg legen. Obenan
der Quarz, die reine Kieſelerde, denn durch kein anderes kann uns der
Begriff eines Minerals deutlicher vorgeführt werden, als durch dieſen.
Feldſpath, Glimmer, Hornblende führen uns ſogleich zu den wichtigſten
Felsgeſteinen, während Granat den Uebergang zu den Edelſteinen ver-
mittelt.

2) Saliniſche Steine und

3) Saliniſche Erze umfaſſen beide ſämmtliche Baſen mit Säuren,
welche nicht Kieſelſäuren ſind. Erz (Metallbaſis) und Stein (Erdbaſis)
kann wegen des Iſomorphismus nicht gut auseinander gehalten werden,
daher muß man in vielen Fällen beide mit einander vermiſchen. Am
Ende finden das Waſſer und die künſtlichen Salze ihren beſten Platz.

4) Gediegene Metalle ſind die einzigen einfachen Stoffe, welche
in der Natur vorkommen.

5) Oxydiſche Erze begreifen Metalle mit Sauerſtoff und Waſſer,
ohne eine Säure.

6) Geſchwefelte Metalle haben ſtatt des Sauerſtoffs Schwefel,
es ſind alſo Verbindungen von Sulphoſäuren mit Sulphobaſen. Statt
des Schwefels kann aber auch Selen, Antimon, Tellur auftreten.

7) Inflammabilien. Es iſt gut, hierin nur das zuſammenzu-
ſtellen, was entſchieden organiſchen Urſprungs iſt. Namentlich ſcheide ich
den Schwefel und Diamant davon. In dieſer Weiſe bilden ſie eine ſehr
natürliche Ordnung, die aber mehr der Geognoſie als der Mineralogie
angehört.

Im Ganzen kommen alle naturhiſtoriſchen Syſteme wenigſtens in
vielen Gliedern immer wieder auf dieſe Eintheilung zurück. Denn Ein-
zelnes iſt darin zu natürlich, als daß davon abgewichen werden könnte.
Wo aber abgewichen wird, da trifft es meiſt gleichgültige Sachen. Am
wenigſten zu billigen ſind diejenigen Anordnungen, worin durch eine
Menge neugeſchaffener Worte das Gedächtniß beſchwert wird.

Von rein chemiſchen Syſtemen ſind die von Berzelius am be-
währteſten. Sein erſtes wurde 1816 durch Schweigger’s Journal XV. 427
in Deutſchland bekannt. Es iſt nach dem elektropoſitiven Beſtandtheile
in zwei ſehr ungleiche Klaſſen geordnet. 1ſte Klaſſe enthält ſämmtliche
Mineralien, 2te Klaſſe die Inflammabilien nebſt den Ammoniakſalzen.
Das Syſtem beginnt:

A. Sauerſtoff.

B. Brennbare Körper.

1ſte Ordnung. Metalloide: Schwefel und ſeine Verbindungen mit
Sauerſtoff; .... Kohlenſtoff und Kohlenſäure ꝛc.

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[156/0168] Syſtematik. Weiß am engſten an, Karſten’s Archiv für Min. Geogn. Bergb. u. Hüttenk. 1829, Bd. I. pag. 5. Es werden 7 Ordnungen unterſchieden. 1) Oxydiſche Steine oder Silicate, denn hier ſpielt die Kieſel- erde die Hauptrolle. Sie gehören unbedingt an die Spitze des Reiches, nicht blos weil ſie auf der Erde die wichtigſte Rolle ſpielen, ſondern weil ſie ſich auch am meiſten von den chemiſchen Kunſtprodukten entfernen, und der Nachahmung die größte Schwierigkeit in den Weg legen. Obenan der Quarz, die reine Kieſelerde, denn durch kein anderes kann uns der Begriff eines Minerals deutlicher vorgeführt werden, als durch dieſen. Feldſpath, Glimmer, Hornblende führen uns ſogleich zu den wichtigſten Felsgeſteinen, während Granat den Uebergang zu den Edelſteinen ver- mittelt. 2) Saliniſche Steine und 3) Saliniſche Erze umfaſſen beide ſämmtliche Baſen mit Säuren, welche nicht Kieſelſäuren ſind. Erz (Metallbaſis) und Stein (Erdbaſis) kann wegen des Iſomorphismus nicht gut auseinander gehalten werden, daher muß man in vielen Fällen beide mit einander vermiſchen. Am Ende finden das Waſſer und die künſtlichen Salze ihren beſten Platz. 4) Gediegene Metalle ſind die einzigen einfachen Stoffe, welche in der Natur vorkommen. 5) Oxydiſche Erze begreifen Metalle mit Sauerſtoff und Waſſer, ohne eine Säure. 6) Geſchwefelte Metalle haben ſtatt des Sauerſtoffs Schwefel, es ſind alſo Verbindungen von Sulphoſäuren mit Sulphobaſen. Statt des Schwefels kann aber auch Selen, Antimon, Tellur auftreten. 7) Inflammabilien. Es iſt gut, hierin nur das zuſammenzu- ſtellen, was entſchieden organiſchen Urſprungs iſt. Namentlich ſcheide ich den Schwefel und Diamant davon. In dieſer Weiſe bilden ſie eine ſehr natürliche Ordnung, die aber mehr der Geognoſie als der Mineralogie angehört. Im Ganzen kommen alle naturhiſtoriſchen Syſteme wenigſtens in vielen Gliedern immer wieder auf dieſe Eintheilung zurück. Denn Ein- zelnes iſt darin zu natürlich, als daß davon abgewichen werden könnte. Wo aber abgewichen wird, da trifft es meiſt gleichgültige Sachen. Am wenigſten zu billigen ſind diejenigen Anordnungen, worin durch eine Menge neugeſchaffener Worte das Gedächtniß beſchwert wird. Von rein chemiſchen Syſtemen ſind die von Berzelius am be- währteſten. Sein erſtes wurde 1816 durch Schweigger’s Journal XV. 427 in Deutſchland bekannt. Es iſt nach dem elektropoſitiven Beſtandtheile in zwei ſehr ungleiche Klaſſen geordnet. 1ſte Klaſſe enthält ſämmtliche Mineralien, 2te Klaſſe die Inflammabilien nebſt den Ammoniakſalzen. Das Syſtem beginnt: A. Sauerſtoff. B. Brennbare Körper. 1ſte Ordnung. Metalloide: Schwefel und ſeine Verbindungen mit Sauerſtoff; .... Kohlenſtoff und Kohlenſäure ꝛc.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/168>, abgerufen am 13.11.2024.