0,093, Grauspießglanz 0,087. Neumann Pogg. Ann. 23. 1; Regnault Pogg. Ann. 51. 44 u. 213; 53. 60 u. 243.
4. Latente Wärme. Wenn ein fester Körper in einen andern Aggregatszustand übergeht, so bindet er Wärme, welche für das Gefühl förmlich verschwindet; und umgekehrt wird Wärme frei. Wenn Eis thaut, braucht es Wärme, wenn aber Wasser friert, gibt es Wärme. Beim Krystallisiren der Körper wird daher immer Wärme frei, und wenn man 1 Lb Schnee mit 1 Lb Wasser von 75°C. mischt, so bekommt man 2 Lb Wasser von 0°, alle Wärme des heißen Wassers ist also für das Ther- mometer spurlos verschwunden.
5. Wärme dehnt die Körper aus und schmilzt sie end- lich. Auf der gleichmäßigen Ausdehnung des Quecksilbers beruht bekannt- lich das Thermometer, das von -- 35° bis + 350° einen richtigen Gang hat, weiter kann man nicht gehen, weil bei -- 40° das Quecksilber er- starrt, und bei 400° siedet. Die Ausdehnung beträgt beim Quecksilber zwischen 0° bis 100° , Zink , Blei , Silber , Kupfer , Gold , Platin . Trotz dieser geringen Dimensionsveränderungen hat Mit- scherlich dennoch mit Hilfe der Winkel an Krystallen nachgewiesen, daß die Ausdehnung nach verschiedenen Axen verschieden ist. Beim Kalkspath (Pogg. Ann. 10. 137) fand sich bei 100°C. eine Volumensvergrößerung von 0,00196. Ein Krystall wurde in einem Quecksilberbade mit einem Reflexionsgoniometer in Verbindung gebracht, so daß er gemessen werden konnte, und hier fand sich bei 100° eine Verminderung des Endkanten- winkels um 8 Minute, er mußte sich also in Richtung der Hauptaxe c schneller ausdehnen, als in den Nebenaxen a. Die Rechnung würde eine Ausdehnung von 0,0034 nach der Hauptaxe geben. Da dieß mit der Volumensvergrößerung nicht stimmt, so zeigten direkte Messungen, daß die Krystalle, während sie sich nach c ausdehnen, nach a sogar zusammen- ziehen. Beim Gyps wird der Winkel des Augitpaares 1/1 um 8', und die Säule f/f um 11 Minuten stumpfer. Am Schwalbenschwanz-Zwilling (Pogg. Ann. 41. 213) konnte Mitscherlich senkrecht gegen die Axe ge- schliffen die Veränderung sogar von 10° zu 10° mit bloßem Auge ver- folgen, indem die geschliffenen Gradendflächen je 1 Minuten aus ihrem horizontalen Niveau wichen, was nur Folge einer ungleichen Ausdeh- nung sein kann.
Schmelzbarkeit.
Durch die Wärme kann wahrscheinlich jeder Körper aus dem festen in den flüssigen Zustand überführt werden. Viele Substanzen bleiben bis zu einem gewissen Temperaturgrade fest, und gehen dann plötzlich in den tropfbarflüssigen Zustand über. Andere aber, wie Glas, Eisen etc., zeigen noch einen Mittelzustand, in welchem sie sich knetbar wie Wachs zeigen, also leicht gemischt (geschweißt) werden können. Zersetzen sich die Körper beim Schmelzen, wie der Kalkspath, so kann auch hier die Schmelzung in verschlossenem Gefäße bewerkstelligt werden. In Beziehung auf die Höhe der Temperatur findet jedoch eine große Verschiedenheit Statt: um zu
Schmelzbarkeit.
0,093, Grauſpießglanz 0,087. Neumann Pogg. Ann. 23. 1; Regnault Pogg. Ann. 51. 44 u. 213; 53. 60 u. 243.
4. Latente Wärme. Wenn ein feſter Körper in einen andern Aggregatszuſtand übergeht, ſo bindet er Wärme, welche für das Gefühl förmlich verſchwindet; und umgekehrt wird Wärme frei. Wenn Eis thaut, braucht es Wärme, wenn aber Waſſer friert, gibt es Wärme. Beim Kryſtalliſiren der Körper wird daher immer Wärme frei, und wenn man 1 ℔ Schnee mit 1 ℔ Waſſer von 75°C. miſcht, ſo bekommt man 2 ℔ Waſſer von 0°, alle Wärme des heißen Waſſers iſt alſo für das Ther- mometer ſpurlos verſchwunden.
5. Wärme dehnt die Körper aus und ſchmilzt ſie end- lich. Auf der gleichmäßigen Ausdehnung des Queckſilbers beruht bekannt- lich das Thermometer, das von — 35° bis + 350° einen richtigen Gang hat, weiter kann man nicht gehen, weil bei — 40° das Queckſilber er- ſtarrt, und bei 400° ſiedet. Die Ausdehnung beträgt beim Queckſilber zwiſchen 0° bis 100° , Zink , Blei , Silber , Kupfer , Gold , Platin . Trotz dieſer geringen Dimenſionsveränderungen hat Mit- ſcherlich dennoch mit Hilfe der Winkel an Kryſtallen nachgewieſen, daß die Ausdehnung nach verſchiedenen Axen verſchieden iſt. Beim Kalkſpath (Pogg. Ann. 10. 137) fand ſich bei 100°C. eine Volumensvergrößerung von 0,00196. Ein Kryſtall wurde in einem Queckſilberbade mit einem Reflexionsgoniometer in Verbindung gebracht, ſo daß er gemeſſen werden konnte, und hier fand ſich bei 100° eine Verminderung des Endkanten- winkels um 8 Minute, er mußte ſich alſo in Richtung der Hauptaxe c ſchneller ausdehnen, als in den Nebenaxen a. Die Rechnung würde eine Ausdehnung von 0,0034 nach der Hauptaxe geben. Da dieß mit der Volumensvergrößerung nicht ſtimmt, ſo zeigten direkte Meſſungen, daß die Kryſtalle, während ſie ſich nach c ausdehnen, nach a ſogar zuſammen- ziehen. Beim Gyps wird der Winkel des Augitpaares 1/1 um 8', und die Säule f/f um 11 Minuten ſtumpfer. Am Schwalbenſchwanz-Zwilling (Pogg. Ann. 41. 213) konnte Mitſcherlich ſenkrecht gegen die Axe ge- ſchliffen die Veränderung ſogar von 10° zu 10° mit bloßem Auge ver- folgen, indem die geſchliffenen Gradendflächen je 1 Minuten aus ihrem horizontalen Niveau wichen, was nur Folge einer ungleichen Ausdeh- nung ſein kann.
Schmelzbarkeit.
Durch die Wärme kann wahrſcheinlich jeder Körper aus dem feſten in den flüſſigen Zuſtand überführt werden. Viele Subſtanzen bleiben bis zu einem gewiſſen Temperaturgrade feſt, und gehen dann plötzlich in den tropfbarflüſſigen Zuſtand über. Andere aber, wie Glas, Eiſen ꝛc., zeigen noch einen Mittelzuſtand, in welchem ſie ſich knetbar wie Wachs zeigen, alſo leicht gemiſcht (geſchweißt) werden können. Zerſetzen ſich die Körper beim Schmelzen, wie der Kalkſpath, ſo kann auch hier die Schmelzung in verſchloſſenem Gefäße bewerkſtelligt werden. In Beziehung auf die Höhe der Temperatur findet jedoch eine große Verſchiedenheit Statt: um zu
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[128/0140]
Schmelzbarkeit.
0,093, Grauſpießglanz 0,087. Neumann Pogg. Ann. 23. 1; Regnault
Pogg. Ann. 51. 44 u. 213; 53. 60 u. 243.
4. Latente Wärme. Wenn ein feſter Körper in einen andern
Aggregatszuſtand übergeht, ſo bindet er Wärme, welche für das Gefühl
förmlich verſchwindet; und umgekehrt wird Wärme frei. Wenn Eis thaut,
braucht es Wärme, wenn aber Waſſer friert, gibt es Wärme. Beim
Kryſtalliſiren der Körper wird daher immer Wärme frei, und wenn man
1 ℔ Schnee mit 1 ℔ Waſſer von 75°C. miſcht, ſo bekommt man 2 ℔
Waſſer von 0°, alle Wärme des heißen Waſſers iſt alſo für das Ther-
mometer ſpurlos verſchwunden.
5. Wärme dehnt die Körper aus und ſchmilzt ſie end-
lich. Auf der gleichmäßigen Ausdehnung des Queckſilbers beruht bekannt-
lich das Thermometer, das von — 35° bis + 350° einen richtigen Gang
hat, weiter kann man nicht gehen, weil bei — 40° das Queckſilber er-
ſtarrt, und bei 400° ſiedet. Die Ausdehnung beträgt beim Queckſilber
zwiſchen 0° bis 100° [FORMEL], Zink [FORMEL], Blei [FORMEL], Silber [FORMEL], Kupfer [FORMEL], Gold
[FORMEL], Platin [FORMEL]. Trotz dieſer geringen Dimenſionsveränderungen hat Mit-
ſcherlich dennoch mit Hilfe der Winkel an Kryſtallen nachgewieſen, daß
die Ausdehnung nach verſchiedenen Axen verſchieden iſt. Beim Kalkſpath
(Pogg. Ann. 10. 137) fand ſich bei 100°C. eine Volumensvergrößerung
von 0,00196. Ein Kryſtall wurde in einem Queckſilberbade mit einem
Reflexionsgoniometer in Verbindung gebracht, ſo daß er gemeſſen werden
konnte, und hier fand ſich bei 100° eine Verminderung des Endkanten-
winkels um 8[FORMEL] Minute, er mußte ſich alſo in Richtung der Hauptaxe c
ſchneller ausdehnen, als in den Nebenaxen a. Die Rechnung würde eine
Ausdehnung von 0,0034 nach der Hauptaxe geben. Da dieß mit der
Volumensvergrößerung nicht ſtimmt, ſo zeigten direkte Meſſungen, daß die
Kryſtalle, während ſie ſich nach c ausdehnen, nach a ſogar zuſammen-
ziehen. Beim Gyps wird der Winkel des Augitpaares 1/1 um 8[FORMEL]', und
die Säule f/f um 11 Minuten ſtumpfer. Am Schwalbenſchwanz-Zwilling
(Pogg. Ann. 41. 213) konnte Mitſcherlich ſenkrecht gegen die Axe ge-
ſchliffen die Veränderung ſogar von 10° zu 10° mit bloßem Auge ver-
folgen, indem die geſchliffenen Gradendflächen je 1[FORMEL] Minuten aus ihrem
horizontalen Niveau wichen, was nur Folge einer ungleichen Ausdeh-
nung ſein kann.
Schmelzbarkeit.
Durch die Wärme kann wahrſcheinlich jeder Körper aus dem feſten
in den flüſſigen Zuſtand überführt werden. Viele Subſtanzen bleiben bis
zu einem gewiſſen Temperaturgrade feſt, und gehen dann plötzlich in den
tropfbarflüſſigen Zuſtand über. Andere aber, wie Glas, Eiſen ꝛc., zeigen
noch einen Mittelzuſtand, in welchem ſie ſich knetbar wie Wachs zeigen,
alſo leicht gemiſcht (geſchweißt) werden können. Zerſetzen ſich die Körper
beim Schmelzen, wie der Kalkſpath, ſo kann auch hier die Schmelzung in
verſchloſſenem Gefäße bewerkſtelligt werden. In Beziehung auf die Höhe
der Temperatur findet jedoch eine große Verſchiedenheit Statt: um zu
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/140>, abgerufen am 13.11.2024.
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