1) Durch mechanische Gewalt. Wenn man zwei Bergkrystalle an einander reibt, oder Glimmerblätter heftig zerreißt, so zeigen sich Funken. Zerklopft man Abends Zucker, so kann man die Erscheinung kaum über- sehen, ebenso beim Dolomit und Marmor. Die gelbe Blende von Kapnik mit dem Messer geschabt leuchtet außerordentlich schön, und die Sache ist um so merkwürdiger, als andere ganz ähnliche Blenden von Ungarn das Phänomen nicht zeigen, es muß hier also ein ganz besonderes Verhältniß Statt finden.
2) Durch Insolation. Man darf gewisse Diamanten nur kurz dem Sonnenlicht aussetzen, so leuchten sie im Finstern. Besonders auch der grüne Flußspath, Kalkspath, Arragonit, Schwerspath. Silikate leuchten dagegen nicht. Brennen erhöht die Eigenschaft noch, wie namentlich die Austerschalen beweisen.
Auch durch starke elektrische Funken kann das Leuchten, an den Stellen, wo der Funken durchging, erzeugt werden.
3) Durch Erwärmen. Flußspath (grüner) und gewisse farbige Apatite (Phosphorit von Spanien) sind hier von hohem Interesse. Die eisenoxyd-rothen Apatittafeln von Schlackenwald entwickeln schon am Tage vor dem Löthrohr eine prachtvolle grüne Farbe, die bei zu starker Feuerung über den Splitter hinzieht und verlöscht. Die Erscheinung hat mit dem sogenannten Aufglühen des Gadolinites große Aehnlichkeit. Am grünen Flußspath kann man eigenthümliches Leuchten in gleicher Weise wahr- nehmen, auch er verliert mit der Farbe die phosphorescirende Eigenschaft. Auffallenderweise soll er aber durch elektrische Schläge theilweis seine Farbe und damit seine phosphorescirende Kraft wieder bekommen (Pogg. Ann. 22. 583). Wenn man übrigens nur schwach erhitzt, so geht die phosphoresci- rende Eigenschaft nicht verloren. Bei sehr hoher Temperatur fangen Kalk- spathe und andere Minerale stark zu leuchten an, doch dürfte das wieder eine etwas andere Erscheinung sein.
So eigenthümlich und interessant auch dieses Leuchten im Dunkeln sein mag, so gehört doch eine große Geduld und Aufmerksamkeit dazu, nament- lich wenn die Erscheinung sich nur schwach zeigt, auch mögen nicht alle Augen dazu gleich organisirt sein.
Wärme.
1. Wärmestrahlung. Die Wärmestrahlen werden wie die Licht- strahlen von krystallisirten Mitteln reflektirt, gebrochen und polarisirt. Beim Brechen durch ein Prisma werden die Wärmestrahlen ebenfalls zerstreut, der Punkt größter Wärme liegt bei verschiedenen Mitteln verschieden, häufig noch außerhalb des Spectrum jenseits dem violetten Licht, so z. B. beim Steinsalzprisma, ein Beweis, daß die Wärmestrahlen im Sonnenlicht stärker gebrochen werden, als Farben. Die Polarisation hat Melloni mit 2 Glimmerblättchen nachgewiesen: er ließ mittelst einer Steinsalzlinse darauf Wärmestrahlen fallen, es gingen dann immer bei gekreuzten Polarisations- ebenen der Blättchen weniger Wärmestrahlen durch, als bei parallelen. Höchst eigenthümlich ist die Verschiedenheit in Rücksicht auf das Durch- lassen der Wärmestrahlen. Das Steinsalz läßt die Wärmestrahlen bei
Phosphorescenz. Wärme.
1) Durch mechaniſche Gewalt. Wenn man zwei Bergkryſtalle an einander reibt, oder Glimmerblätter heftig zerreißt, ſo zeigen ſich Funken. Zerklopft man Abends Zucker, ſo kann man die Erſcheinung kaum über- ſehen, ebenſo beim Dolomit und Marmor. Die gelbe Blende von Kapnik mit dem Meſſer geſchabt leuchtet außerordentlich ſchön, und die Sache iſt um ſo merkwürdiger, als andere ganz ähnliche Blenden von Ungarn das Phänomen nicht zeigen, es muß hier alſo ein ganz beſonderes Verhältniß Statt finden.
2) Durch Inſolation. Man darf gewiſſe Diamanten nur kurz dem Sonnenlicht ausſetzen, ſo leuchten ſie im Finſtern. Beſonders auch der grüne Flußſpath, Kalkſpath, Arragonit, Schwerſpath. Silikate leuchten dagegen nicht. Brennen erhöht die Eigenſchaft noch, wie namentlich die Auſterſchalen beweiſen.
Auch durch ſtarke elektriſche Funken kann das Leuchten, an den Stellen, wo der Funken durchging, erzeugt werden.
3) Durch Erwärmen. Flußſpath (grüner) und gewiſſe farbige Apatite (Phosphorit von Spanien) ſind hier von hohem Intereſſe. Die eiſenoxyd-rothen Apatittafeln von Schlackenwald entwickeln ſchon am Tage vor dem Löthrohr eine prachtvolle grüne Farbe, die bei zu ſtarker Feuerung über den Splitter hinzieht und verlöſcht. Die Erſcheinung hat mit dem ſogenannten Aufglühen des Gadolinites große Aehnlichkeit. Am grünen Flußſpath kann man eigenthümliches Leuchten in gleicher Weiſe wahr- nehmen, auch er verliert mit der Farbe die phosphorescirende Eigenſchaft. Auffallenderweiſe ſoll er aber durch elektriſche Schläge theilweis ſeine Farbe und damit ſeine phosphorescirende Kraft wieder bekommen (Pogg. Ann. 22. 583). Wenn man übrigens nur ſchwach erhitzt, ſo geht die phosphoresci- rende Eigenſchaft nicht verloren. Bei ſehr hoher Temperatur fangen Kalk- ſpathe und andere Minerale ſtark zu leuchten an, doch dürfte das wieder eine etwas andere Erſcheinung ſein.
So eigenthümlich und intereſſant auch dieſes Leuchten im Dunkeln ſein mag, ſo gehört doch eine große Geduld und Aufmerkſamkeit dazu, nament- lich wenn die Erſcheinung ſich nur ſchwach zeigt, auch mögen nicht alle Augen dazu gleich organiſirt ſein.
Wärme.
1. Wärmeſtrahlung. Die Wärmeſtrahlen werden wie die Licht- ſtrahlen von kryſtalliſirten Mitteln reflektirt, gebrochen und polariſirt. Beim Brechen durch ein Prisma werden die Wärmeſtrahlen ebenfalls zerſtreut, der Punkt größter Wärme liegt bei verſchiedenen Mitteln verſchieden, häufig noch außerhalb des Spectrum jenſeits dem violetten Licht, ſo z. B. beim Steinſalzprisma, ein Beweis, daß die Wärmeſtrahlen im Sonnenlicht ſtärker gebrochen werden, als Farben. Die Polariſation hat Melloni mit 2 Glimmerblättchen nachgewieſen: er ließ mittelſt einer Steinſalzlinſe darauf Wärmeſtrahlen fallen, es gingen dann immer bei gekreuzten Polariſations- ebenen der Blättchen weniger Wärmeſtrahlen durch, als bei parallelen. Höchſt eigenthümlich iſt die Verſchiedenheit in Rückſicht auf das Durch- laſſen der Wärmeſtrahlen. Das Steinſalz läßt die Wärmeſtrahlen bei
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0138"n="126"/><fwplace="top"type="header">Phosphorescenz. Wärme.</fw><lb/><p>1) Durch <hirendition="#g">mechaniſche Gewalt</hi>. Wenn man zwei Bergkryſtalle<lb/>
an einander reibt, oder Glimmerblätter heftig zerreißt, ſo zeigen ſich Funken.<lb/>
Zerklopft man Abends Zucker, ſo kann man die Erſcheinung kaum über-<lb/>ſehen, ebenſo beim Dolomit und Marmor. Die gelbe Blende von Kapnik<lb/>
mit dem Meſſer geſchabt leuchtet außerordentlich ſchön, und die Sache iſt<lb/>
um ſo merkwürdiger, als andere ganz ähnliche Blenden von Ungarn das<lb/>
Phänomen nicht zeigen, es muß hier alſo ein ganz beſonderes Verhältniß<lb/>
Statt finden.</p><lb/><p>2) Durch <hirendition="#g">Inſolation</hi>. Man darf gewiſſe Diamanten nur kurz<lb/>
dem Sonnenlicht ausſetzen, ſo leuchten ſie im Finſtern. Beſonders auch<lb/>
der grüne Flußſpath, Kalkſpath, Arragonit, Schwerſpath. Silikate leuchten<lb/>
dagegen nicht. Brennen erhöht die Eigenſchaft noch, wie namentlich die<lb/>
Auſterſchalen beweiſen.</p><lb/><p>Auch durch ſtarke elektriſche Funken kann das Leuchten, an den Stellen,<lb/>
wo der Funken durchging, erzeugt werden.</p><lb/><p>3) Durch <hirendition="#g">Erwärmen</hi>. Flußſpath (grüner) und gewiſſe farbige<lb/>
Apatite (Phosphorit von Spanien) ſind hier von hohem Intereſſe. Die<lb/>
eiſenoxyd-rothen Apatittafeln von Schlackenwald entwickeln ſchon am Tage<lb/>
vor dem Löthrohr eine prachtvolle grüne Farbe, die bei zu ſtarker Feuerung<lb/>
über den Splitter hinzieht und verlöſcht. Die Erſcheinung hat mit dem<lb/>ſogenannten Aufglühen des Gadolinites große Aehnlichkeit. Am grünen<lb/>
Flußſpath kann man eigenthümliches Leuchten in gleicher Weiſe wahr-<lb/>
nehmen, auch er verliert mit der Farbe die phosphorescirende Eigenſchaft.<lb/>
Auffallenderweiſe ſoll er aber durch elektriſche Schläge theilweis ſeine Farbe<lb/>
und damit ſeine phosphorescirende Kraft wieder bekommen (Pogg. Ann.<lb/>
22. <hirendition="#sub">583</hi>). Wenn man übrigens nur ſchwach erhitzt, ſo geht die phosphoresci-<lb/>
rende Eigenſchaft nicht verloren. Bei ſehr hoher Temperatur fangen Kalk-<lb/>ſpathe und andere Minerale ſtark zu leuchten an, doch dürfte das wieder<lb/>
eine etwas andere Erſcheinung ſein.</p><lb/><p>So eigenthümlich und intereſſant auch dieſes Leuchten im Dunkeln ſein<lb/>
mag, ſo gehört doch eine große Geduld und Aufmerkſamkeit dazu, nament-<lb/>
lich wenn die Erſcheinung ſich nur ſchwach zeigt, auch mögen nicht alle<lb/>
Augen dazu gleich organiſirt ſein.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wärme.</hi></head><lb/><p>1. <hirendition="#g">Wärmeſtrahlung</hi>. Die Wärmeſtrahlen werden wie die Licht-<lb/>ſtrahlen von kryſtalliſirten Mitteln reflektirt, gebrochen und polariſirt. Beim<lb/>
Brechen durch ein Prisma werden die Wärmeſtrahlen ebenfalls zerſtreut,<lb/>
der Punkt größter Wärme liegt bei verſchiedenen Mitteln verſchieden, häufig<lb/>
noch außerhalb des Spectrum jenſeits dem violetten Licht, ſo z. B. beim<lb/>
Steinſalzprisma, ein Beweis, daß die Wärmeſtrahlen im Sonnenlicht ſtärker<lb/>
gebrochen werden, als Farben. Die Polariſation hat Melloni mit 2<lb/>
Glimmerblättchen nachgewieſen: er ließ mittelſt einer Steinſalzlinſe darauf<lb/>
Wärmeſtrahlen fallen, es gingen dann immer bei gekreuzten Polariſations-<lb/>
ebenen der Blättchen weniger Wärmeſtrahlen durch, als bei parallelen.<lb/>
Höchſt eigenthümlich iſt die Verſchiedenheit in Rückſicht auf das Durch-<lb/>
laſſen der Wärmeſtrahlen. Das <hirendition="#g">Steinſalz</hi> läßt die Wärmeſtrahlen bei<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[126/0138]
Phosphorescenz. Wärme.
1) Durch mechaniſche Gewalt. Wenn man zwei Bergkryſtalle
an einander reibt, oder Glimmerblätter heftig zerreißt, ſo zeigen ſich Funken.
Zerklopft man Abends Zucker, ſo kann man die Erſcheinung kaum über-
ſehen, ebenſo beim Dolomit und Marmor. Die gelbe Blende von Kapnik
mit dem Meſſer geſchabt leuchtet außerordentlich ſchön, und die Sache iſt
um ſo merkwürdiger, als andere ganz ähnliche Blenden von Ungarn das
Phänomen nicht zeigen, es muß hier alſo ein ganz beſonderes Verhältniß
Statt finden.
2) Durch Inſolation. Man darf gewiſſe Diamanten nur kurz
dem Sonnenlicht ausſetzen, ſo leuchten ſie im Finſtern. Beſonders auch
der grüne Flußſpath, Kalkſpath, Arragonit, Schwerſpath. Silikate leuchten
dagegen nicht. Brennen erhöht die Eigenſchaft noch, wie namentlich die
Auſterſchalen beweiſen.
Auch durch ſtarke elektriſche Funken kann das Leuchten, an den Stellen,
wo der Funken durchging, erzeugt werden.
3) Durch Erwärmen. Flußſpath (grüner) und gewiſſe farbige
Apatite (Phosphorit von Spanien) ſind hier von hohem Intereſſe. Die
eiſenoxyd-rothen Apatittafeln von Schlackenwald entwickeln ſchon am Tage
vor dem Löthrohr eine prachtvolle grüne Farbe, die bei zu ſtarker Feuerung
über den Splitter hinzieht und verlöſcht. Die Erſcheinung hat mit dem
ſogenannten Aufglühen des Gadolinites große Aehnlichkeit. Am grünen
Flußſpath kann man eigenthümliches Leuchten in gleicher Weiſe wahr-
nehmen, auch er verliert mit der Farbe die phosphorescirende Eigenſchaft.
Auffallenderweiſe ſoll er aber durch elektriſche Schläge theilweis ſeine Farbe
und damit ſeine phosphorescirende Kraft wieder bekommen (Pogg. Ann.
22. 583). Wenn man übrigens nur ſchwach erhitzt, ſo geht die phosphoresci-
rende Eigenſchaft nicht verloren. Bei ſehr hoher Temperatur fangen Kalk-
ſpathe und andere Minerale ſtark zu leuchten an, doch dürfte das wieder
eine etwas andere Erſcheinung ſein.
So eigenthümlich und intereſſant auch dieſes Leuchten im Dunkeln ſein
mag, ſo gehört doch eine große Geduld und Aufmerkſamkeit dazu, nament-
lich wenn die Erſcheinung ſich nur ſchwach zeigt, auch mögen nicht alle
Augen dazu gleich organiſirt ſein.
Wärme.
1. Wärmeſtrahlung. Die Wärmeſtrahlen werden wie die Licht-
ſtrahlen von kryſtalliſirten Mitteln reflektirt, gebrochen und polariſirt. Beim
Brechen durch ein Prisma werden die Wärmeſtrahlen ebenfalls zerſtreut,
der Punkt größter Wärme liegt bei verſchiedenen Mitteln verſchieden, häufig
noch außerhalb des Spectrum jenſeits dem violetten Licht, ſo z. B. beim
Steinſalzprisma, ein Beweis, daß die Wärmeſtrahlen im Sonnenlicht ſtärker
gebrochen werden, als Farben. Die Polariſation hat Melloni mit 2
Glimmerblättchen nachgewieſen: er ließ mittelſt einer Steinſalzlinſe darauf
Wärmeſtrahlen fallen, es gingen dann immer bei gekreuzten Polariſations-
ebenen der Blättchen weniger Wärmeſtrahlen durch, als bei parallelen.
Höchſt eigenthümlich iſt die Verſchiedenheit in Rückſicht auf das Durch-
laſſen der Wärmeſtrahlen. Das Steinſalz läßt die Wärmeſtrahlen bei
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/138>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.