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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Diamagnetismus. Electricität.
mit starken Magneten in Berührung bringt. Eisenglanz von Elba fein
pulverisirt kann man mit einem starken Magnet bis auf das letzte Körnchen
wegnehmen, Beweis, daß das etwa beigemengte Magneteisen nicht der
Grund sein kann. Plücker (Pogg. Ann. 74. 343) hat sogar die Inten-
sität verschiedener Eisen-, Nickel- und Manganerze in Zahlen auszudrücken
gesucht. Wenn selbst Felsen, wie Basalt, Serpentin, Thoneisenstein von
Aalen etc. sich magnetisch zeigen, so verdanken sie dieß entweder dem bei-
gemischten Magneteisen, oder der Einwirkung des Erdmagnetismus. De-
lesse behauptet, daß dieser polare Magnetismus von den Krystallaxen un-
abhängig sei.

Diamagnetismus. Obgleich Brugmans schon 1778 erkannte,
daß eine Wismuthnadel zwischen die Pole eines Magnets gebracht so
abgestoßen wird, daß sie senkrecht gegen die Verbindungslinie beider Pole
steht, so fand doch erst Faraday (Pogg. Ann. 69. 289), daß alle Körper
an einem Coconfaden zwischen die kräftigen Pole eines Elektromagneten
gebracht entweder angezogen (axial) oder abgestoßen (aequatorial) werden.
Körper die sich axial stellen, heißen Magnetisch, und die sich äquato-
rial diamagnetisch. Für diese ist Wismuth, was für jene Eisen.
Plücker (Pogg. Ann. 81. 115) zeigte weiter, daß diese Einwirkung bei
Krystallen in eigenthümlicher Weise modificirt werde: es zeigen sich mag-
netische Axen, die im Allgemeinen mit den optischen zusammenfallen. Wis-
muth, Antimon, Arsenik stellen sich mit ihrer rhomboedrischen Hauptaxe
als diamagnetische Körper äquatorial, ebenso isländischer Doppelspath.
Andere Kalkspathe verhielten sich freilich entgegengesetzt, Beweis genug
für die Schwierigkeit dieser feinen Untersuchungen, welche hier zu verfolgen
zu weit gehen würde. Schon der Erdmagnetismus kann beim Cyanit
öfter eine Axenstellung der Säule nach Norden bewirken.

Electricität.

Hat ihren Namen vom Bernstein (elektron), der gerieben kleine
Körper anzieht und abstoßt, was schon die syrischen Frauen wußten,
aber erst im 17ten Jahrhundert erfuhr man, daß auch andere Harze,
Schwefel, Glas etc. diese Eigenschaft haben.

Elektroskope dienen zur Wahrnehmung der Elektricität. Das ein-
fachste ist das elektrische Pendel, Hollundermark an einem Seiden-
faden aufgehängt. Empfindlicher ist Hauy's elektrische Nadel, ein
Messingdrath an beiden Enden zu einer Kugel verdickt schwingt horizon-
tal in einem Glashütchen auf einer feinen Stahlspitze nach Art der Mag-
netnadel. Behrens Goldblatt-Elektrometer (Gilbert's Annal. 23.
24) verbessert von Bohnenberger (daselbst 51. 190) und Fechner (Pogg.
Ann. 41. 230) benutzte Rieß zu seinen Untersuchungen, auch Coulombs
Drehwage kann zu einem sehr empfindlichen Apparat gemacht werden.

Leiter und Nichtleiter. Metalle und geschwefelte Erze sind
gute Leiter, auch salinische Erze isoliren nur unvollkommen. Salinische
Steine und Silikate isoliren dagegen im Allgemeinen gut, wie auch Glas,
Schwefel und Harze. Seide und trockne Luft isoliren, Wasser und Wasser-
dampf leiten. Daher ein feuchter Zustand der Luft dem Experiment hin-
derlich. Uebrigens weist Wiedemann (Pogg. Ann. 76. 404) auf sinnreiche

Diamagnetismus. Electricität.
mit ſtarken Magneten in Berührung bringt. Eiſenglanz von Elba fein
pulveriſirt kann man mit einem ſtarken Magnet bis auf das letzte Körnchen
wegnehmen, Beweis, daß das etwa beigemengte Magneteiſen nicht der
Grund ſein kann. Plücker (Pogg. Ann. 74. 343) hat ſogar die Inten-
ſität verſchiedener Eiſen-, Nickel- und Manganerze in Zahlen auszudrücken
geſucht. Wenn ſelbſt Felſen, wie Baſalt, Serpentin, Thoneiſenſtein von
Aalen ꝛc. ſich magnetiſch zeigen, ſo verdanken ſie dieß entweder dem bei-
gemiſchten Magneteiſen, oder der Einwirkung des Erdmagnetismus. De-
leſſe behauptet, daß dieſer polare Magnetismus von den Kryſtallaxen un-
abhängig ſei.

Diamagnetismus. Obgleich Brugmans ſchon 1778 erkannte,
daß eine Wismuthnadel zwiſchen die Pole eines Magnets gebracht ſo
abgeſtoßen wird, daß ſie ſenkrecht gegen die Verbindungslinie beider Pole
ſteht, ſo fand doch erſt Faraday (Pogg. Ann. 69. 289), daß alle Körper
an einem Coconfaden zwiſchen die kräftigen Pole eines Elektromagneten
gebracht entweder angezogen (axial) oder abgeſtoßen (aequatorial) werden.
Körper die ſich axial ſtellen, heißen Magnetiſch, und die ſich äquato-
rial diamagnetiſch. Für dieſe iſt Wismuth, was für jene Eiſen.
Plücker (Pogg. Ann. 81. 115) zeigte weiter, daß dieſe Einwirkung bei
Kryſtallen in eigenthümlicher Weiſe modificirt werde: es zeigen ſich mag-
netiſche Axen, die im Allgemeinen mit den optiſchen zuſammenfallen. Wis-
muth, Antimon, Arſenik ſtellen ſich mit ihrer rhomboedriſchen Hauptaxe
als diamagnetiſche Körper äquatorial, ebenſo isländiſcher Doppelſpath.
Andere Kalkſpathe verhielten ſich freilich entgegengeſetzt, Beweis genug
für die Schwierigkeit dieſer feinen Unterſuchungen, welche hier zu verfolgen
zu weit gehen würde. Schon der Erdmagnetismus kann beim Cyanit
öfter eine Axenſtellung der Säule nach Norden bewirken.

Electricität.

Hat ihren Namen vom Bernſtein (ἤλεκτϱον), der gerieben kleine
Körper anzieht und abſtoßt, was ſchon die ſyriſchen Frauen wußten,
aber erſt im 17ten Jahrhundert erfuhr man, daß auch andere Harze,
Schwefel, Glas ꝛc. dieſe Eigenſchaft haben.

Elektroſkope dienen zur Wahrnehmung der Elektricität. Das ein-
fachſte iſt das elektriſche Pendel, Hollundermark an einem Seiden-
faden aufgehängt. Empfindlicher iſt Hauy’s elektriſche Nadel, ein
Meſſingdrath an beiden Enden zu einer Kugel verdickt ſchwingt horizon-
tal in einem Glashütchen auf einer feinen Stahlſpitze nach Art der Mag-
netnadel. Behrens Goldblatt-Elektrometer (Gilbert’s Annal. 23.
24) verbeſſert von Bohnenberger (daſelbſt 51. 190) und Fechner (Pogg.
Ann. 41. 230) benutzte Rieß zu ſeinen Unterſuchungen, auch Coulombs
Drehwage kann zu einem ſehr empfindlichen Apparat gemacht werden.

Leiter und Nichtleiter. Metalle und geſchwefelte Erze ſind
gute Leiter, auch ſaliniſche Erze iſoliren nur unvollkommen. Saliniſche
Steine und Silikate iſoliren dagegen im Allgemeinen gut, wie auch Glas,
Schwefel und Harze. Seide und trockne Luft iſoliren, Waſſer und Waſſer-
dampf leiten. Daher ein feuchter Zuſtand der Luft dem Experiment hin-
derlich. Uebrigens weist Wiedemann (Pogg. Ann. 76. 404) auf ſinnreiche

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[123/0135] Diamagnetismus. Electricität. mit ſtarken Magneten in Berührung bringt. Eiſenglanz von Elba fein pulveriſirt kann man mit einem ſtarken Magnet bis auf das letzte Körnchen wegnehmen, Beweis, daß das etwa beigemengte Magneteiſen nicht der Grund ſein kann. Plücker (Pogg. Ann. 74. 343) hat ſogar die Inten- ſität verſchiedener Eiſen-, Nickel- und Manganerze in Zahlen auszudrücken geſucht. Wenn ſelbſt Felſen, wie Baſalt, Serpentin, Thoneiſenſtein von Aalen ꝛc. ſich magnetiſch zeigen, ſo verdanken ſie dieß entweder dem bei- gemiſchten Magneteiſen, oder der Einwirkung des Erdmagnetismus. De- leſſe behauptet, daß dieſer polare Magnetismus von den Kryſtallaxen un- abhängig ſei. Diamagnetismus. Obgleich Brugmans ſchon 1778 erkannte, daß eine Wismuthnadel zwiſchen die Pole eines Magnets gebracht ſo abgeſtoßen wird, daß ſie ſenkrecht gegen die Verbindungslinie beider Pole ſteht, ſo fand doch erſt Faraday (Pogg. Ann. 69. 289), daß alle Körper an einem Coconfaden zwiſchen die kräftigen Pole eines Elektromagneten gebracht entweder angezogen (axial) oder abgeſtoßen (aequatorial) werden. Körper die ſich axial ſtellen, heißen Magnetiſch, und die ſich äquato- rial diamagnetiſch. Für dieſe iſt Wismuth, was für jene Eiſen. Plücker (Pogg. Ann. 81. 115) zeigte weiter, daß dieſe Einwirkung bei Kryſtallen in eigenthümlicher Weiſe modificirt werde: es zeigen ſich mag- netiſche Axen, die im Allgemeinen mit den optiſchen zuſammenfallen. Wis- muth, Antimon, Arſenik ſtellen ſich mit ihrer rhomboedriſchen Hauptaxe als diamagnetiſche Körper äquatorial, ebenſo isländiſcher Doppelſpath. Andere Kalkſpathe verhielten ſich freilich entgegengeſetzt, Beweis genug für die Schwierigkeit dieſer feinen Unterſuchungen, welche hier zu verfolgen zu weit gehen würde. Schon der Erdmagnetismus kann beim Cyanit öfter eine Axenſtellung der Säule nach Norden bewirken. Electricität. Hat ihren Namen vom Bernſtein (ἤλεκτϱον), der gerieben kleine Körper anzieht und abſtoßt, was ſchon die ſyriſchen Frauen wußten, aber erſt im 17ten Jahrhundert erfuhr man, daß auch andere Harze, Schwefel, Glas ꝛc. dieſe Eigenſchaft haben. Elektroſkope dienen zur Wahrnehmung der Elektricität. Das ein- fachſte iſt das elektriſche Pendel, Hollundermark an einem Seiden- faden aufgehängt. Empfindlicher iſt Hauy’s elektriſche Nadel, ein Meſſingdrath an beiden Enden zu einer Kugel verdickt ſchwingt horizon- tal in einem Glashütchen auf einer feinen Stahlſpitze nach Art der Mag- netnadel. Behrens Goldblatt-Elektrometer (Gilbert’s Annal. 23. 24) verbeſſert von Bohnenberger (daſelbſt 51. 190) und Fechner (Pogg. Ann. 41. 230) benutzte Rieß zu ſeinen Unterſuchungen, auch Coulombs Drehwage kann zu einem ſehr empfindlichen Apparat gemacht werden. Leiter und Nichtleiter. Metalle und geſchwefelte Erze ſind gute Leiter, auch ſaliniſche Erze iſoliren nur unvollkommen. Saliniſche Steine und Silikate iſoliren dagegen im Allgemeinen gut, wie auch Glas, Schwefel und Harze. Seide und trockne Luft iſoliren, Waſſer und Waſſer- dampf leiten. Daher ein feuchter Zuſtand der Luft dem Experiment hin- derlich. Uebrigens weist Wiedemann (Pogg. Ann. 76. 404) auf ſinnreiche

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/135>, abgerufen am 13.11.2024.