oder zweene halbe Cirkel mit Puncten stehen, s. (e); so bedeuten sie daß das Stück allda schließe. Das Zeichen auf dem E, s. (f), heisset der Custos; und zeiget den Ort an, auf welchem die erste Note der fol- genden fünf Linien steht.
Das VI. Hauptstück. Vom Gebrauche der Zunge, bey dem Blasen auf der Flöte.
1. §.
Die Zunge ist eigentlich das Mittel, wodurch die Töne auf der Flöte lebhaft vorgetragen werden können. Sie ist zur musikalischen Aussprache höchst nöthig; und verrichtet eben das, was der Bo- genstrich bey der Violine thut. Es unterscheidet sich dadurch ein Flöten- spieler von dem andern: so daß, wenn ihrer etliche ein Stück wechsels- weise spielen, man dasselbe, wegen des unterschiedenen Vortrages, öfters kaum mehr kennen kann. Dieses rühret nun mehrentheils vom rechten oder unrechten Gebrauche der Zunge her. Es ist wahr, daß auch an den Fingern viel gelegen ist. Sie sind nicht nur nöthig, um die Höhe oder Tiefe jedes Tones zu bestimmen, und die Jntervalle von einander zu un- terscheiden; sondern auch, um jeder Note ihre gehörige Zeit zu geben. Sie können aber doch der Lebhaftigkeit des Vortrages nicht so behülflich seyn, als es die Zunge ist. Denn diese muß den Ausdruck der Leiden- schaften, in allen Stücken, er mag prächtig oder traurig, lustig oder annehmlich, oder wie er sonst wolle, seyn, beleben.
2. §.
Um nun vermittelst der Zunge, und des durch dieselbe ausgestoßenen Windes, den Ton in der Flöte recht zur Ansprache zu bringen, muß man, nach Beschaffenheit der zu spielenden Noten, in währendem Bla- sen gleichsam gewisse Sylben aussprechen. Diese Sylben sind von dreyer- ley Art. Die eine ist: ti oder di; die andere: tiri; und die dritte: did'll.
Die
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oder zweene halbe Cirkel mit Puncten ſtehen, ſ. (e); ſo bedeuten ſie daß das Stuͤck allda ſchließe. Das Zeichen auf dem E, ſ. (f), heiſſet der Cuſtos; und zeiget den Ort an, auf welchem die erſte Note der fol- genden fuͤnf Linien ſteht.
Das VI. Hauptſtuͤck. Vom Gebrauche der Zunge, bey dem Blaſen auf der Floͤte.
1. §.
Die Zunge iſt eigentlich das Mittel, wodurch die Toͤne auf der Floͤte lebhaft vorgetragen werden koͤnnen. Sie iſt zur muſikaliſchen Ausſprache hoͤchſt noͤthig; und verrichtet eben das, was der Bo- genſtrich bey der Violine thut. Es unterſcheidet ſich dadurch ein Floͤten- ſpieler von dem andern: ſo daß, wenn ihrer etliche ein Stuͤck wechſels- weiſe ſpielen, man daſſelbe, wegen des unterſchiedenen Vortrages, oͤfters kaum mehr kennen kann. Dieſes ruͤhret nun mehrentheils vom rechten oder unrechten Gebrauche der Zunge her. Es iſt wahr, daß auch an den Fingern viel gelegen iſt. Sie ſind nicht nur noͤthig, um die Hoͤhe oder Tiefe jedes Tones zu beſtimmen, und die Jntervalle von einander zu un- terſcheiden; ſondern auch, um jeder Note ihre gehoͤrige Zeit zu geben. Sie koͤnnen aber doch der Lebhaftigkeit des Vortrages nicht ſo behuͤlflich ſeyn, als es die Zunge iſt. Denn dieſe muß den Ausdruck der Leiden- ſchaften, in allen Stuͤcken, er mag praͤchtig oder traurig, luſtig oder annehmlich, oder wie er ſonſt wolle, ſeyn, beleben.
2. §.
Um nun vermittelſt der Zunge, und des durch dieſelbe ausgeſtoßenen Windes, den Ton in der Floͤte recht zur Anſprache zu bringen, muß man, nach Beſchaffenheit der zu ſpielenden Noten, in waͤhrendem Bla- ſen gleichſam gewiſſe Sylben ausſprechen. Dieſe Sylben ſind von dreyer- ley Art. Die eine iſt: ti oder di; die andere: tiri; und die dritte: did’ll.
Die
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oder zweene halbe Cirkel mit Puncten ſtehen, ſ. (e); ſo bedeuten ſie
daß das Stuͤck allda ſchließe. Das Zeichen auf dem E, ſ. (f), heiſſet
der Cuſtos; und zeiget den Ort an, auf welchem die erſte Note der fol-
genden fuͤnf Linien ſteht.
Das VI. Hauptſtuͤck.
Vom Gebrauche der Zunge, bey dem Blaſen
auf der Floͤte.
1. §.
Die Zunge iſt eigentlich das Mittel, wodurch die Toͤne auf der Floͤte
lebhaft vorgetragen werden koͤnnen. Sie iſt zur muſikaliſchen
Ausſprache hoͤchſt noͤthig; und verrichtet eben das, was der Bo-
genſtrich bey der Violine thut. Es unterſcheidet ſich dadurch ein Floͤten-
ſpieler von dem andern: ſo daß, wenn ihrer etliche ein Stuͤck wechſels-
weiſe ſpielen, man daſſelbe, wegen des unterſchiedenen Vortrages, oͤfters
kaum mehr kennen kann. Dieſes ruͤhret nun mehrentheils vom rechten
oder unrechten Gebrauche der Zunge her. Es iſt wahr, daß auch an den
Fingern viel gelegen iſt. Sie ſind nicht nur noͤthig, um die Hoͤhe oder
Tiefe jedes Tones zu beſtimmen, und die Jntervalle von einander zu un-
terſcheiden; ſondern auch, um jeder Note ihre gehoͤrige Zeit zu geben.
Sie koͤnnen aber doch der Lebhaftigkeit des Vortrages nicht ſo behuͤlflich
ſeyn, als es die Zunge iſt. Denn dieſe muß den Ausdruck der Leiden-
ſchaften, in allen Stuͤcken, er mag praͤchtig oder traurig, luſtig oder
annehmlich, oder wie er ſonſt wolle, ſeyn, beleben.
2. §.
Um nun vermittelſt der Zunge, und des durch dieſelbe ausgeſtoßenen
Windes, den Ton in der Floͤte recht zur Anſprache zu bringen, muß
man, nach Beſchaffenheit der zu ſpielenden Noten, in waͤhrendem Bla-
ſen gleichſam gewiſſe Sylben ausſprechen. Dieſe Sylben ſind von dreyer-
ley Art. Die eine iſt: ti oder di; die andere: tiri; und die dritte: did’ll.
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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/79>, abgerufen am 22.07.2024.
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