Structur zu hoch ist, muß man die Flöte einwärts drehen, und die Oberlippe ein wenig vorwärts schieben.
Wenn man in einem Stücke wechselsweise sachte und stark spielet; so muß man zu dem erstern die Flöte so viel auswärts, und zu dem letz- tern um so viel einwärts drehen, als das Schwachblasen erniedriget, und das Starkblasen erhöhet.
24. §.
Wenn man nun diese Erinnerungen alle wohl in Acht nimmt; so wird man niemals weder zu hoch noch zu tief spielen; sondern die Flöte wird allezeit rein seyn; welches aber außer dem nicht geschehen kann. Und so fern man sich die großen Terzen, so etwas über sich schweben müs- sen, im Gehöre recht bekannt machet; so kann man sehr leicht hinter diese Vortheile kommen.
25. §.
Mit Bewegung der Brust kann man dem Tone in der Flöte auch viel helfen. Sie muß aber nicht mit einer Heftigkeit, nämlich zit- ternd; sondern mit Gelaßenheit geschehen. Thäte man das Gegentheil, so würde der Ton zu rauschend werden. Eine proportionirliche Oeffnung der Zähne und des Mundes, und Ausdehnung der Kehle, verursachen einen dicken, runden, und männlichen Ton. Das Hin- und wiederziehen der Lippen machet den Ton zugleich schwebend und annehmlich. Man hüte sich, in der zweyten Octave, die Oberlippe der untern vorzuschieben.
26. §.
Endlich ist noch zu merken, daß, wenn man die Flöte mäßigen, und etwas schwächer spielen will, wie es im Adagio erfodert wird, man das Mundloch ein wenig mehr, als oben gelehret worden, mit der Lippe bedecken müße. Weil aber die Flöte hierdurch etwas tiefer wird: so ist eben nöthig daß man, an dem in dem Kopfstücke befindlichen Propfe, eine Schraube habe; vermittelst welcher man denselben, um die Flöte so viel zu erhöhen, als das schwächer Spielen, und die mehrere Bedeckung des Loches austrägt, aus seiner ordentlichen Lage, um einen guten Meßer- rücken breit, tiefer in die Flöte hinein drücken könne: s. den 10. 11. 12. §. des I. Hauptstücks. Hierdurch wird die Flöte um so viel verkürzet, und folglich höher: und man kann auf solche Art, mit den übrigen Jnstru- menten, allezeit in einerley Stimmung bleiben.
Das
G 2
Von dem Anſatze.
Structur zu hoch iſt, muß man die Floͤte einwaͤrts drehen, und die Oberlippe ein wenig vorwaͤrts ſchieben.
Wenn man in einem Stuͤcke wechſelsweiſe ſachte und ſtark ſpielet; ſo muß man zu dem erſtern die Floͤte ſo viel auswaͤrts, und zu dem letz- tern um ſo viel einwaͤrts drehen, als das Schwachblaſen erniedriget, und das Starkblaſen erhoͤhet.
24. §.
Wenn man nun dieſe Erinnerungen alle wohl in Acht nimmt; ſo wird man niemals weder zu hoch noch zu tief ſpielen; ſondern die Floͤte wird allezeit rein ſeyn; welches aber außer dem nicht geſchehen kann. Und ſo fern man ſich die großen Terzen, ſo etwas uͤber ſich ſchweben muͤſ- ſen, im Gehoͤre recht bekannt machet; ſo kann man ſehr leicht hinter dieſe Vortheile kommen.
25. §.
Mit Bewegung der Bruſt kann man dem Tone in der Floͤte auch viel helfen. Sie muß aber nicht mit einer Heftigkeit, naͤmlich zit- ternd; ſondern mit Gelaßenheit geſchehen. Thaͤte man das Gegentheil, ſo wuͤrde der Ton zu rauſchend werden. Eine proportionirliche Oeffnung der Zaͤhne und des Mundes, und Ausdehnung der Kehle, verurſachen einen dicken, runden, und maͤnnlichen Ton. Das Hin- und wiederziehen der Lippen machet den Ton zugleich ſchwebend und annehmlich. Man huͤte ſich, in der zweyten Octave, die Oberlippe der untern vorzuſchieben.
26. §.
Endlich iſt noch zu merken, daß, wenn man die Floͤte maͤßigen, und etwas ſchwaͤcher ſpielen will, wie es im Adagio erfodert wird, man das Mundloch ein wenig mehr, als oben gelehret worden, mit der Lippe bedecken muͤße. Weil aber die Floͤte hierdurch etwas tiefer wird: ſo iſt eben noͤthig daß man, an dem in dem Kopfſtuͤcke befindlichen Propfe, eine Schraube habe; vermittelſt welcher man denſelben, um die Floͤte ſo viel zu erhoͤhen, als das ſchwaͤcher Spielen, und die mehrere Bedeckung des Loches austraͤgt, aus ſeiner ordentlichen Lage, um einen guten Meßer- ruͤcken breit, tiefer in die Floͤte hinein druͤcken koͤnne: ſ. den 10. 11. 12. §. des I. Hauptſtuͤcks. Hierdurch wird die Floͤte um ſo viel verkuͤrzet, und folglich hoͤher: und man kann auf ſolche Art, mit den uͤbrigen Jnſtru- menten, allezeit in einerley Stimmung bleiben.
Das
G 2
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Von dem Anſatze.
Structur zu hoch iſt, muß man die Floͤte einwaͤrts drehen, und die
Oberlippe ein wenig vorwaͤrts ſchieben.
Wenn man in einem Stuͤcke wechſelsweiſe ſachte und ſtark ſpielet;
ſo muß man zu dem erſtern die Floͤte ſo viel auswaͤrts, und zu dem letz-
tern um ſo viel einwaͤrts drehen, als das Schwachblaſen erniedriget, und
das Starkblaſen erhoͤhet.
24. §.
Wenn man nun dieſe Erinnerungen alle wohl in Acht nimmt; ſo
wird man niemals weder zu hoch noch zu tief ſpielen; ſondern die Floͤte
wird allezeit rein ſeyn; welches aber außer dem nicht geſchehen kann.
Und ſo fern man ſich die großen Terzen, ſo etwas uͤber ſich ſchweben muͤſ-
ſen, im Gehoͤre recht bekannt machet; ſo kann man ſehr leicht hinter dieſe
Vortheile kommen.
25. §.
Mit Bewegung der Bruſt kann man dem Tone in der Floͤte auch
viel helfen. Sie muß aber nicht mit einer Heftigkeit, naͤmlich zit-
ternd; ſondern mit Gelaßenheit geſchehen. Thaͤte man das Gegentheil,
ſo wuͤrde der Ton zu rauſchend werden. Eine proportionirliche Oeffnung
der Zaͤhne und des Mundes, und Ausdehnung der Kehle, verurſachen einen
dicken, runden, und maͤnnlichen Ton. Das Hin- und wiederziehen der
Lippen machet den Ton zugleich ſchwebend und annehmlich. Man huͤte
ſich, in der zweyten Octave, die Oberlippe der untern vorzuſchieben.
26. §.
Endlich iſt noch zu merken, daß, wenn man die Floͤte maͤßigen,
und etwas ſchwaͤcher ſpielen will, wie es im Adagio erfodert wird, man
das Mundloch ein wenig mehr, als oben gelehret worden, mit der Lippe
bedecken muͤße. Weil aber die Floͤte hierdurch etwas tiefer wird: ſo iſt
eben noͤthig daß man, an dem in dem Kopfſtuͤcke befindlichen Propfe, eine
Schraube habe; vermittelſt welcher man denſelben, um die Floͤte ſo viel
zu erhoͤhen, als das ſchwaͤcher Spielen, und die mehrere Bedeckung des
Loches austraͤgt, aus ſeiner ordentlichen Lage, um einen guten Meßer-
ruͤcken breit, tiefer in die Floͤte hinein druͤcken koͤnne: ſ. den 10. 11. 12. §.
des I. Hauptſtuͤcks. Hierdurch wird die Floͤte um ſo viel verkuͤrzet, und
folglich hoͤher: und man kann auf ſolche Art, mit den uͤbrigen Jnſtru-
menten, allezeit in einerley Stimmung bleiben.
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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/69>, abgerufen am 22.07.2024.
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