Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.Das XVIII. Hauptstück. Wie ein Musikus genheit, einen jeden Satz der Sache gemäß einzurichten. Die Sinfo-nie aber bliebe doch noch auch zu andern Absichten brauchbar. 44. §. Ein Quatuor, oder eine Sonate mit drey concertirenden Jnstru- Sechs gewisse Quatuor für unterschiedene Jnstrumente, mei- 45. §. Ein Trio erfodert zwar nicht eine so mühsame Arbeit, als ein Qua- eine
Das XVIII. Hauptſtuͤck. Wie ein Muſikus genheit, einen jeden Satz der Sache gemaͤß einzurichten. Die Sinfo-nie aber bliebe doch noch auch zu andern Abſichten brauchbar. 44. §. Ein Quatuor, oder eine Sonate mit drey concertirenden Jnſtru- Sechs gewiſſe Quatuor fuͤr unterſchiedene Jnſtrumente, mei- 45. §. Ein Trio erfodert zwar nicht eine ſo muͤhſame Arbeit, als ein Qua- eine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0320" n="302"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Hauptſtuͤck. Wie ein Muſikus</hi></fw><lb/> genheit, einen jeden Satz der Sache gemaͤß einzurichten. Die Sinfo-<lb/> nie aber bliebe doch noch auch zu andern Abſichten brauchbar.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>44. §.</head><lb/> <p>Ein <hi rendition="#fr">Quatuor,</hi> oder eine Sonate mit drey concertirenden Jnſtru-<lb/> menten, und einer Grundſtimme, iſt eigentlich der Probierſtein eines echten<lb/> Contrapunctiſten; aber auch eine Gelegenheit, wobey mancher, der in<lb/> ſeiner Wiſſenſchaft nicht recht gegruͤndet iſt, zu Falle kommen kann.<lb/> Der Gebrauch davon iſt noch niemals ſehr gemein geworden; folglich<lb/> kann er auch nicht allen ſo gar bekannt ſeyn. Es iſt zu befuͤrchten, daß<lb/> endlich dieſe Art von Muſik das Schickſal der verlohrenen Kuͤnſte werde<lb/> erfahren muͤſſen. Zu einem guten Quatuor gehoͤret: 1) ein reiner vier-<lb/> ſtimmiger Satz; 2) ein harmoniſcher guter Geſang; 3) richtige und<lb/> kurze Jmitationen; 4) eine mit vieler Beurtheilung angeſtellete Ver-<lb/> miſchung der concertirenden Jnſtrumente; 5) eine recht baßmaͤßige Grund-<lb/> ſtimme; 6) ſolche Gedanken die man mit einander umkehren kann, naͤm-<lb/> lich, daß man ſowohl daruͤber als darunter bauen koͤnne; wobey die Mit-<lb/> telſtimmen zum wenigſten einen leidlichen, und nicht misfaͤlligen Geſang<lb/> behalten muͤſſen. 7) Man muß nicht bemerken koͤnnen, ob dieſe oder jene<lb/> Stimme den Vorzug habe. 8) Eine jede Stimme muß, wenn ſie pau-<lb/> ſiret hat, nicht als eine Mittelſtimme, ſondern als eine Hauptſtimme,<lb/> mit einem gefaͤlligen Geſange wieder eintreten: doch iſt dieſes nicht von<lb/> der Grundſtimme, ſondern nur von den dreyen concertirenden Oberſtim-<lb/> men zu verſtehen. 9) Wenn eine Fuge vorkoͤmmt; ſo muß dieſelbe, mit<lb/> allen vier Stimmen, nach allen Regeln, meiſterhaft, doch aber dabey<lb/> ſchmackhaft ausgefuͤhret ſeyn.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sechs gewiſſe Quatuor</hi> fuͤr unterſchiedene Jnſtrumente, mei-<lb/> ſtentheils Floͤte, Hoboe, und Violine, welche Herr <hi rendition="#fr">Telemann</hi> ſchon<lb/> vor ziemlich langer Zeit geſetzet hat, die aber nicht in Kupfer geſto-<lb/> chen worden ſind, koͤnnen, in dieſer Art von Muſik, vorzuͤglich ſchoͤne<lb/> Muſter abgeben.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>45. §.</head><lb/> <p>Ein <hi rendition="#fr">Trio</hi> erfodert zwar nicht eine ſo muͤhſame Arbeit, als ein Qua-<lb/> tuor; doch aber von Seiten des Componiſten faſt eben dieſelbe Wiſſen-<lb/> ſchaft; wenn es anders von der rechten Art ſeyn ſoll. Doch hat es dieſes<lb/> voraus, daß man darinne galantere und gefaͤlligere Gedanken anbringen<lb/> kann, als im Quatuor: weil eine concertirende Stimme weniger iſt.<lb/> Es muß alſo in einem Trio 1) ein ſolcher Geſang erfunden werden, der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0320]
Das XVIII. Hauptſtuͤck. Wie ein Muſikus
genheit, einen jeden Satz der Sache gemaͤß einzurichten. Die Sinfo-
nie aber bliebe doch noch auch zu andern Abſichten brauchbar.
44. §.
Ein Quatuor, oder eine Sonate mit drey concertirenden Jnſtru-
menten, und einer Grundſtimme, iſt eigentlich der Probierſtein eines echten
Contrapunctiſten; aber auch eine Gelegenheit, wobey mancher, der in
ſeiner Wiſſenſchaft nicht recht gegruͤndet iſt, zu Falle kommen kann.
Der Gebrauch davon iſt noch niemals ſehr gemein geworden; folglich
kann er auch nicht allen ſo gar bekannt ſeyn. Es iſt zu befuͤrchten, daß
endlich dieſe Art von Muſik das Schickſal der verlohrenen Kuͤnſte werde
erfahren muͤſſen. Zu einem guten Quatuor gehoͤret: 1) ein reiner vier-
ſtimmiger Satz; 2) ein harmoniſcher guter Geſang; 3) richtige und
kurze Jmitationen; 4) eine mit vieler Beurtheilung angeſtellete Ver-
miſchung der concertirenden Jnſtrumente; 5) eine recht baßmaͤßige Grund-
ſtimme; 6) ſolche Gedanken die man mit einander umkehren kann, naͤm-
lich, daß man ſowohl daruͤber als darunter bauen koͤnne; wobey die Mit-
telſtimmen zum wenigſten einen leidlichen, und nicht misfaͤlligen Geſang
behalten muͤſſen. 7) Man muß nicht bemerken koͤnnen, ob dieſe oder jene
Stimme den Vorzug habe. 8) Eine jede Stimme muß, wenn ſie pau-
ſiret hat, nicht als eine Mittelſtimme, ſondern als eine Hauptſtimme,
mit einem gefaͤlligen Geſange wieder eintreten: doch iſt dieſes nicht von
der Grundſtimme, ſondern nur von den dreyen concertirenden Oberſtim-
men zu verſtehen. 9) Wenn eine Fuge vorkoͤmmt; ſo muß dieſelbe, mit
allen vier Stimmen, nach allen Regeln, meiſterhaft, doch aber dabey
ſchmackhaft ausgefuͤhret ſeyn.
Sechs gewiſſe Quatuor fuͤr unterſchiedene Jnſtrumente, mei-
ſtentheils Floͤte, Hoboe, und Violine, welche Herr Telemann ſchon
vor ziemlich langer Zeit geſetzet hat, die aber nicht in Kupfer geſto-
chen worden ſind, koͤnnen, in dieſer Art von Muſik, vorzuͤglich ſchoͤne
Muſter abgeben.
45. §.
Ein Trio erfodert zwar nicht eine ſo muͤhſame Arbeit, als ein Qua-
tuor; doch aber von Seiten des Componiſten faſt eben dieſelbe Wiſſen-
ſchaft; wenn es anders von der rechten Art ſeyn ſoll. Doch hat es dieſes
voraus, daß man darinne galantere und gefaͤlligere Gedanken anbringen
kann, als im Quatuor: weil eine concertirende Stimme weniger iſt.
Es muß alſo in einem Trio 1) ein ſolcher Geſang erfunden werden, der
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |