ja einige einen so unvernünftigen Stolz bey sich fassen: so würde doch ein Anführer übel thun, wenn er um jener willen, andere wollte leiden lassen, welche diese Gelegenheit sich öffentlich zu zeigen als eine Wohl- that, zu ihrem Besten, erkennen, und zum Nutzen anzuwenden bemü- het sind.
13. §.
Endlich muß auch ein Anführer: die Jnstrumentisten, bey einer Musik, gut einzutheilen, zu stellen, und anzuordnen wissen. Auf die, nach gehöriger Verhältniß eingerichtete, gute Besetzung und Stellung der Jnstrumente, kömmt viel an. Jm Orchesterplatze eines Opernhauses, kann der erste Clavicymbal in die Mitte, und zwar mit dem breiten Ende gegen das Parterre, und mit der Spitze gegen das Theater gesetzet werden: damit der Spieler desselben die Sänger im Gesichte habe. Zu seiner Rechten kann der Violoncell, zur Linken der Contraviolon seinen Platz haben. Neben dem ersten Clavicymbal, zur Rechten, kann der An- führer, ein wenig vorwärts, und erhöhet sitzen. Die Violinisten und Bratschisten können von ihm an einen engen länglichten Kreiß formiren; so daß die letzten mit dem Rücken an das Theater, und bis an die Spitze des Clavicymbals kommen: damit sie den Anführer alle sehen und hören können. Jst aber das Orchester so geraum, daß vier Personen, in der Breite, neben einander Platz haben: so können die Ausführer der zwey- ten Violine, zu zweenen und zweenen hinter einander, in der Mitte, zwischen den Ausführern der ersten Violine, und den, mit dem Rücken am Theater sitzenden Bratschisten, sitzen: denn ie näher die Jnstrumente beysammen sind, ie bessere Wirkung thut es. Auf derselben Seite, am Ende, wo die Violinisten aufhören, kann noch ein Violoncell, und ein großer Violon Platz finden. Auf der linken Seite des ersten Clavicymbals stelle man den zweyten, die Länge am Theater hin, und mit der Spitze gegen den ersten zugekehret: doch so, daß die Bassons noch dahinter Platz fin- den können; woferne man sie nicht, zu des zweyten Clavicymbals rechter Seite, hinter die Flöten, bringen will. Bey diesem zweyten Clavicym- bal, können noch ein paar Violoncelle ihre Stelle haben. Auf dieser linken Seite des Orchesters, können die Hoboen und Waldhörner, mit dem Rücken nach den Zuhörern gekehret, wie auf der rechten Seite die ersten Violinen, in einer Reihe sitzen: die Flöten aber, nahe bey dem er- sten Clavicymbal, in die Quere postiret werden, so daß sie das Gesicht gegen den Clavicymbal, und das untere Ende der Flöte gegen das Par-
terre
Von den Eigenſchaften eines Anfuͤhrers der Muſik.
ja einige einen ſo unvernuͤnftigen Stolz bey ſich faſſen: ſo wuͤrde doch ein Anfuͤhrer uͤbel thun, wenn er um jener willen, andere wollte leiden laſſen, welche dieſe Gelegenheit ſich oͤffentlich zu zeigen als eine Wohl- that, zu ihrem Beſten, erkennen, und zum Nutzen anzuwenden bemuͤ- het ſind.
13. §.
Endlich muß auch ein Anfuͤhrer: die Jnſtrumentiſten, bey einer Muſik, gut einzutheilen, zu ſtellen, und anzuordnen wiſſen. Auf die, nach gehoͤriger Verhaͤltniß eingerichtete, gute Beſetzung und Stellung der Jnſtrumente, koͤmmt viel an. Jm Orcheſterplatze eines Opernhauſes, kann der erſte Clavicymbal in die Mitte, und zwar mit dem breiten Ende gegen das Parterre, und mit der Spitze gegen das Theater geſetzet werden: damit der Spieler deſſelben die Saͤnger im Geſichte habe. Zu ſeiner Rechten kann der Violoncell, zur Linken der Contraviolon ſeinen Platz haben. Neben dem erſten Clavicymbal, zur Rechten, kann der An- fuͤhrer, ein wenig vorwaͤrts, und erhoͤhet ſitzen. Die Violiniſten und Bratſchiſten koͤnnen von ihm an einen engen laͤnglichten Kreiß formiren; ſo daß die letzten mit dem Ruͤcken an das Theater, und bis an die Spitze des Clavicymbals kommen: damit ſie den Anfuͤhrer alle ſehen und hoͤren koͤnnen. Jſt aber das Orcheſter ſo geraum, daß vier Perſonen, in der Breite, neben einander Platz haben: ſo koͤnnen die Ausfuͤhrer der zwey- ten Violine, zu zweenen und zweenen hinter einander, in der Mitte, zwiſchen den Ausfuͤhrern der erſten Violine, und den, mit dem Ruͤcken am Theater ſitzenden Bratſchiſten, ſitzen: denn ie naͤher die Jnſtrumente beyſammen ſind, ie beſſere Wirkung thut es. Auf derſelben Seite, am Ende, wo die Violiniſten aufhoͤren, kann noch ein Violoncell, und ein großer Violon Platz finden. Auf der linken Seite des erſten Clavicymbals ſtelle man den zweyten, die Laͤnge am Theater hin, und mit der Spitze gegen den erſten zugekehret: doch ſo, daß die Baſſons noch dahinter Platz fin- den koͤnnen; woferne man ſie nicht, zu des zweyten Clavicymbals rechter Seite, hinter die Floͤten, bringen will. Bey dieſem zweyten Clavicym- bal, koͤnnen noch ein paar Violoncelle ihre Stelle haben. Auf dieſer linken Seite des Orcheſters, koͤnnen die Hoboen und Waldhoͤrner, mit dem Ruͤcken nach den Zuhoͤrern gekehret, wie auf der rechten Seite die erſten Violinen, in einer Reihe ſitzen: die Floͤten aber, nahe bey dem er- ſten Clavicymbal, in die Quere poſtiret werden, ſo daß ſie das Geſicht gegen den Clavicymbal, und das untere Ende der Floͤte gegen das Par-
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Von den Eigenſchaften eines Anfuͤhrers der Muſik.
ja einige einen ſo unvernuͤnftigen Stolz bey ſich faſſen: ſo wuͤrde doch
ein Anfuͤhrer uͤbel thun, wenn er um jener willen, andere wollte leiden
laſſen, welche dieſe Gelegenheit ſich oͤffentlich zu zeigen als eine Wohl-
that, zu ihrem Beſten, erkennen, und zum Nutzen anzuwenden bemuͤ-
het ſind.
13. §.
Endlich muß auch ein Anfuͤhrer: die Jnſtrumentiſten, bey einer
Muſik, gut einzutheilen, zu ſtellen, und anzuordnen wiſſen. Auf die,
nach gehoͤriger Verhaͤltniß eingerichtete, gute Beſetzung und Stellung
der Jnſtrumente, koͤmmt viel an. Jm Orcheſterplatze eines Opernhauſes,
kann der erſte Clavicymbal in die Mitte, und zwar mit dem breiten
Ende gegen das Parterre, und mit der Spitze gegen das Theater geſetzet
werden: damit der Spieler deſſelben die Saͤnger im Geſichte habe. Zu
ſeiner Rechten kann der Violoncell, zur Linken der Contraviolon ſeinen
Platz haben. Neben dem erſten Clavicymbal, zur Rechten, kann der An-
fuͤhrer, ein wenig vorwaͤrts, und erhoͤhet ſitzen. Die Violiniſten und
Bratſchiſten koͤnnen von ihm an einen engen laͤnglichten Kreiß formiren;
ſo daß die letzten mit dem Ruͤcken an das Theater, und bis an die Spitze
des Clavicymbals kommen: damit ſie den Anfuͤhrer alle ſehen und hoͤren
koͤnnen. Jſt aber das Orcheſter ſo geraum, daß vier Perſonen, in der
Breite, neben einander Platz haben: ſo koͤnnen die Ausfuͤhrer der zwey-
ten Violine, zu zweenen und zweenen hinter einander, in der Mitte,
zwiſchen den Ausfuͤhrern der erſten Violine, und den, mit dem Ruͤcken am
Theater ſitzenden Bratſchiſten, ſitzen: denn ie naͤher die Jnſtrumente
beyſammen ſind, ie beſſere Wirkung thut es. Auf derſelben Seite, am
Ende, wo die Violiniſten aufhoͤren, kann noch ein Violoncell, und ein großer
Violon Platz finden. Auf der linken Seite des erſten Clavicymbals ſtelle
man den zweyten, die Laͤnge am Theater hin, und mit der Spitze gegen
den erſten zugekehret: doch ſo, daß die Baſſons noch dahinter Platz fin-
den koͤnnen; woferne man ſie nicht, zu des zweyten Clavicymbals rechter
Seite, hinter die Floͤten, bringen will. Bey dieſem zweyten Clavicym-
bal, koͤnnen noch ein paar Violoncelle ihre Stelle haben. Auf dieſer
linken Seite des Orcheſters, koͤnnen die Hoboen und Waldhoͤrner, mit
dem Ruͤcken nach den Zuhoͤrern gekehret, wie auf der rechten Seite die
erſten Violinen, in einer Reihe ſitzen: die Floͤten aber, nahe bey dem er-
ſten Clavicymbal, in die Quere poſtiret werden, ſo daß ſie das Geſicht
gegen den Clavicymbal, und das untere Ende der Floͤte gegen das Par-
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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/201>, abgerufen am 22.07.2024.
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