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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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sechzehendes Capitel.
statten; ja obwohl der Friede selbst ein
solcher Stand ist/ der vor die Men-
schen/ alsfern sie von denen wilden
Thieren unter schieden sind/ eigentlich
und gantz besonders gehöret; so ist
der Krieg nichts desto weniger biß-
weilen zugelassen/ und wohl gar höchst
nöthig/ wenn man nemlich wegen
anderer Leute Boßheit das Seinige
nicht erhalten/ oder ohne gebrauchte
Gewalt zu seinen Gerechtsamen
nicht gelangen kan. Jedoch wird sich
ein jeder schon selbst so vorsichtig und
bescheiden zu verhalten wissen/ daß er
niemahls zun Waffen greiffe/ wo-
fern aus sothaner Anthung des erlit-
tenen Unrechts mehr Schaden/ als
Vortheil zugewarten stehet.

§. 2.

Die Gerechtigkeit der Ur-
sachen/
worüber einem Krieg zu füh-
ren erlaubet ist/ sind vornehmlich die-
se/ wenn man sich und das Seinige
zu erhalten/ und wider anderer feind-

seeli-
B b 6

ſechzehendes Capitel.
ſtatten; ja obwohl der Friede ſelbſt ein
ſolcher Stand iſt/ der vor die Men-
ſchen/ alsfern ſie von denen wilden
Thieren unter ſchieden ſind/ eigentlich
und gantz beſonders gehoͤret; ſo iſt
der Krieg nichts deſto weniger biß-
weilen zugelaſſen/ und wohl gaꝛ hoͤchſt
noͤthig/ wenn man nemlich wegen
anderer Leute Boßheit das Seinige
nicht erhalten/ oder ohne gebrauchte
Gewalt zu ſeinen Gerechtſamen
nicht gelangen kan. Jedoch wird ſich
ein jeder ſchon ſelbſt ſo vorſichtig und
beſcheiden zu verhalten wiſſen/ daß er
niemahls zun Waffen greiffe/ wo-
fern aus ſothaner Anthung des erlit-
tenen Unrechts mehr Schaden/ als
Vortheil zugewarten ſtehet.

§. 2.

Die Gerechtigkeit der Ur-
ſachen/
woruͤber einem Krieg zu fuͤh-
ren erlaubet iſt/ ſind vornehmlich die-
ſe/ wenn man ſich und das Seinige
zu erhalten/ und wider anderer feind-

ſeeli-
B b 6
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[575/0639] ſechzehendes Capitel. ſtatten; ja obwohl der Friede ſelbſt ein ſolcher Stand iſt/ der vor die Men- ſchen/ alsfern ſie von denen wilden Thieren unter ſchieden ſind/ eigentlich und gantz beſonders gehoͤret; ſo iſt der Krieg nichts deſto weniger biß- weilen zugelaſſen/ und wohl gaꝛ hoͤchſt noͤthig/ wenn man nemlich wegen anderer Leute Boßheit das Seinige nicht erhalten/ oder ohne gebrauchte Gewalt zu ſeinen Gerechtſamen nicht gelangen kan. Jedoch wird ſich ein jeder ſchon ſelbſt ſo vorſichtig und beſcheiden zu verhalten wiſſen/ daß er niemahls zun Waffen greiffe/ wo- fern aus ſothaner Anthung des erlit- tenen Unrechts mehr Schaden/ als Vortheil zugewarten ſtehet. §. 2. Die Gerechtigkeit der Ur- ſachen/ woruͤber einem Krieg zu fuͤh- ren erlaubet iſt/ ſind vornehmlich die- ſe/ wenn man ſich und das Seinige zu erhalten/ und wider anderer feind- ſeeli- B b 6

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/639>, abgerufen am 24.11.2024.