Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

vierzehendes Capitel.
que Gesetzen vor unehrlich erkläret
wird/ gehet der gute Nahme gäntzlich
verlohren. Und zwar auff die Weise/
daß er entweder zugleich mit am Le-
ben gestraffet/ und also auch sein Ge-
dächtniß mit dergleichen Schimpff
beleget; oder daß er aus dem Lande
getrieben/ oder da er ja in demselben
verbleibet/ anders doch nicht/ als ein
Ehren-verlustiges faules Gliedmaß
geachtet werde.

§. 10.

Und demnach ists offenbahr/
daß die einfache Achtung/ oder na-
türliche Ehre ohne Ursache/ und
nach dero blossem Belieben nieman-
den von der hohen Obrigkeit könne
abgenommen werden; sintemahl die-
ses einer Republique im geringsten
nicht zu Nutze gereichet/ und man al-
so nicht sehen kan/ wie ihr dergleichen
Macht jemahls eingeräumet wor-
den. Gleichwie es im Gegentheil
auch kein warhafftiger Schimpff o-

der

vierzehendes Capitel.
que Geſetzen vor unehrlich erklaͤret
wird/ gehet der gute Nahme gaͤntzlich
verlohren. Und zwar auff die Weiſe/
daß er entweder zugleich mit am Le-
ben geſtraffet/ und alſo auch ſein Ge-
daͤchtniß mit dergleichen Schimpff
beleget; oder daß er aus dem Lande
getrieben/ oder da er ja in demſelben
verbleibet/ anders doch nicht/ als ein
Ehren-verluſtiges faules Gliedmaß
geachtet werde.

§. 10.

Und demnach iſts offenbahr/
daß die einfache Achtung/ oder na-
tuͤrliche Ehre ohne Urſache/ und
nach dero bloſſem Belieben nieman-
den von der hohen Obrigkeit koͤnne
abgenommen werden; ſintemahl die-
ſes einer Republique im geringſten
nicht zu Nutze gereichet/ und man al-
ſo nicht ſehen kan/ wie ihr dergleichen
Macht jemahls eingeraͤumet wor-
den. Gleichwie es im Gegentheil
auch kein warhafftiger Schimpff o-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0627" n="563"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierzehendes Capitel.</hi></fw><lb/>
que Ge&#x017F;etzen <hi rendition="#fr">vor unehrlich erkla&#x0364;ret</hi><lb/>
wird/ gehet der gute Nahme ga&#x0364;ntzlich<lb/>
verlohren. Und zwar auff die Wei&#x017F;e/<lb/>
daß er entweder zugleich mit am Le-<lb/>
ben ge&#x017F;traffet/ und al&#x017F;o auch &#x017F;ein Ge-<lb/>
da&#x0364;chtniß mit dergleichen Schimpff<lb/>
beleget; oder daß er aus dem Lande<lb/>
getrieben/ oder da er ja in dem&#x017F;elben<lb/>
verbleibet/ anders doch nicht/ als ein<lb/>
Ehren-verlu&#x017F;tiges faules Gliedmaß<lb/>
geachtet werde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.</head>
            <p>Und demnach i&#x017F;ts offenbahr/<lb/>
daß <hi rendition="#fr">die einfache Achtung/</hi> oder <hi rendition="#fr">na-<lb/>
tu&#x0364;rliche Ehre</hi> ohne Ur&#x017F;ache/ und<lb/>
nach dero blo&#x017F;&#x017F;em Belieben nieman-<lb/>
den von der hohen Obrigkeit ko&#x0364;nne<lb/>
abgenommen werden; &#x017F;intemahl die-<lb/>
&#x017F;es einer <hi rendition="#aq">Republi</hi>que im gering&#x017F;ten<lb/>
nicht zu Nutze gereichet/ und man al-<lb/>
&#x017F;o nicht &#x017F;ehen kan/ wie ihr dergleichen<lb/>
Macht jemahls eingera&#x0364;umet wor-<lb/>
den. Gleichwie es im Gegentheil<lb/>
auch kein warhafftiger Schimpff o-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[563/0627] vierzehendes Capitel. que Geſetzen vor unehrlich erklaͤret wird/ gehet der gute Nahme gaͤntzlich verlohren. Und zwar auff die Weiſe/ daß er entweder zugleich mit am Le- ben geſtraffet/ und alſo auch ſein Ge- daͤchtniß mit dergleichen Schimpff beleget; oder daß er aus dem Lande getrieben/ oder da er ja in demſelben verbleibet/ anders doch nicht/ als ein Ehren-verluſtiges faules Gliedmaß geachtet werde. §. 10. Und demnach iſts offenbahr/ daß die einfache Achtung/ oder na- tuͤrliche Ehre ohne Urſache/ und nach dero bloſſem Belieben nieman- den von der hohen Obrigkeit koͤnne abgenommen werden; ſintemahl die- ſes einer Republique im geringſten nicht zu Nutze gereichet/ und man al- ſo nicht ſehen kan/ wie ihr dergleichen Macht jemahls eingeraͤumet wor- den. Gleichwie es im Gegentheil auch kein warhafftiger Schimpff o- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/627
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/627>, abgerufen am 24.11.2024.