Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
guten Bürgers/ und denn letzlich
das jenige/ so bey einem Menschen
von Natur der bürgerlichen
Staats-Verfassung zuwider ist/

in etwas genauere Erwegung zie-
het.

§. 4.

Wer ein Bürger oder
Unterthan
wird/ der muß seine na-
türliche Freyheit quittiren/ und sich
eines andern Regierung unterwerf-
fen/ welche unter andern auch das
Recht über Leben und Tod in sich be-
greiffet; er muß nach seinem Befehl
viel Dinges thun/ welches er sonst
wohl bleiben liesse/ und hingegen viel
unterlassen/ wornach ihm sonst gelü-
stete. Denn es müssen die meisten
Geschäffte nach dem gemeinen Be-
sten der Gesellschafft eingerichtet
seyn/ welches offtmahls dem Inter-
esse
eines Privat Bürgers entgegen
zu stehen scheinet. Nun aber weiß
man wohl/ daß der Mensch/ seiner

ange-

Des andern Buchs
guten Buͤrgers/ und denn letzlich
das jenige/ ſo bey einem Menſchen
von Natur der buͤrgerlichen
Staats-Verfaſſung zuwider iſt/

in etwas genauere Erwegung zie-
het.

§. 4.

Wer ein Buͤrger oder
Unterthan
wird/ der muß ſeine na-
tuͤrliche Freyheit quittiren/ und ſich
eines andern Regierung unterwerf-
fen/ welche unter andern auch das
Recht uͤber Leben und Tod in ſich be-
greiffet; er muß nach ſeinem Befehl
viel Dinges thun/ welches er ſonſt
wohl bleiben lieſſe/ und hingegen viel
unterlaſſen/ wornach ihm ſonſt geluͤ-
ſtete. Denn es muͤſſen die meiſten
Geſchaͤffte nach dem gemeinen Be-
ſten der Geſellſchafft eingerichtet
ſeyn/ welches offtmahls dem Inter-
eſſe
eines Privat Buͤrgers entgegen
zu ſtehen ſcheinet. Nun aber weiß
man wohl/ daß der Menſch/ ſeiner

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0510" n="446"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">guten Bu&#x0364;rgers/</hi> und denn letzlich<lb/><hi rendition="#fr">das jenige/ &#x017F;o bey einem Men&#x017F;chen<lb/>
von Natur der bu&#x0364;rgerlichen<lb/>
Staats-Verfa&#x017F;&#x017F;ung zuwider i&#x017F;t/</hi><lb/>
in etwas genauere Erwegung zie-<lb/>
het.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p>Wer <hi rendition="#fr">ein Bu&#x0364;rger oder<lb/>
Unterthan</hi> wird/ der muß &#x017F;eine na-<lb/>
tu&#x0364;rliche Freyheit <hi rendition="#aq">quitti</hi>ren/ und &#x017F;ich<lb/>
eines andern Regierung unterwerf-<lb/>
fen/ welche unter andern auch das<lb/>
Recht u&#x0364;ber Leben und Tod in &#x017F;ich be-<lb/>
greiffet; er muß nach &#x017F;einem Befehl<lb/>
viel Dinges thun/ welches er &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
wohl bleiben lie&#x017F;&#x017F;e/ und hingegen viel<lb/>
unterla&#x017F;&#x017F;en/ wornach ihm &#x017F;on&#x017F;t gelu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tete. Denn es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die mei&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte nach dem gemeinen Be-<lb/>
&#x017F;ten der Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft eingerichtet<lb/>
&#x017F;eyn/ welches offtmahls dem <hi rendition="#aq">Inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e</hi> eines Privat Bu&#x0364;rgers entgegen<lb/>
zu &#x017F;tehen &#x017F;cheinet. Nun aber weiß<lb/>
man wohl/ daß der Men&#x017F;ch/ &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0510] Des andern Buchs guten Buͤrgers/ und denn letzlich das jenige/ ſo bey einem Menſchen von Natur der buͤrgerlichen Staats-Verfaſſung zuwider iſt/ in etwas genauere Erwegung zie- het. §. 4. Wer ein Buͤrger oder Unterthan wird/ der muß ſeine na- tuͤrliche Freyheit quittiren/ und ſich eines andern Regierung unterwerf- fen/ welche unter andern auch das Recht uͤber Leben und Tod in ſich be- greiffet; er muß nach ſeinem Befehl viel Dinges thun/ welches er ſonſt wohl bleiben lieſſe/ und hingegen viel unterlaſſen/ wornach ihm ſonſt geluͤ- ſtete. Denn es muͤſſen die meiſten Geſchaͤffte nach dem gemeinen Be- ſten der Geſellſchafft eingerichtet ſeyn/ welches offtmahls dem Inter- eſſe eines Privat Buͤrgers entgegen zu ſtehen ſcheinet. Nun aber weiß man wohl/ daß der Menſch/ ſeiner ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/510
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/510>, abgerufen am 24.11.2024.