Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Des ersten Buchs
oder/ da es/ den Worten nach/ gar
zu enge abgefasset/ es noch auf meh-
rere und sonderbare Fälle extendi-
ret werden müsse/ weil sonsten gar
was ungeräumtes daraus erfolgen
würde. Denn nachdemmal es nicht
möglich ist/ alle Begebenheiten zu-
vorher zu sehen/ und zu exprimi-
ren; So müssen die Richter/ denen
die allgemeinen Gesetze auf alle vor-
fallende Casus zu fügen und einzu-
richten geziemet/ dergleichen Fälle
von deroselben strengen Verbindlig-
keit ausnehmen/ welche der Gesetz-
Geber/ dafern er zugegen gewesen/
oder sie zuvoraus gesehen/ selbst wür-
de ausgenommen haben.

§. 11.

Ferner/ so bekommen die
menschlichen Actiones von ihrer
Ubereinstimmung mit der morali-
schen Richtschnure gewisse Eigen-
schafften und Benennungen. Und
zwar/ so heissen diejenigen/ von wel-

chen

Des erſten Buchs
oder/ da es/ den Worten nach/ gar
zu enge abgefaſſet/ es noch auf meh-
rere und ſonderbare Faͤlle extendi-
ret werden muͤſſe/ weil ſonſten gar
was ungeraͤumtes daraus erfolgen
wuͤrde. Denn nachdemmal es nicht
moͤglich iſt/ alle Begebenheiten zu-
vorher zu ſehen/ und zu exprimi-
ren; So muͤſſen die Richter/ denen
die allgemeinen Geſetze auf alle vor-
fallende Caſus zu fuͤgen und einzu-
richten geziemet/ dergleichen Faͤlle
von deroſelben ſtrengen Verbindlig-
keit ausnehmen/ welche der Geſetz-
Geber/ dafern er zugegen geweſen/
oder ſie zuvoraus geſehen/ ſelbſt wuͤr-
de ausgenommen haben.

§. 11.

Ferner/ ſo bekommen die
menſchlichen Actiones von ihrer
Ubereinſtimmung mit der morali-
ſchen Richtſchnure gewiſſe Eigen-
ſchafften und Benennungen. Und
zwar/ ſo heiſſen diejenigen/ von wel-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0122" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
oder/ da es/ den Worten nach/ gar<lb/>
zu enge abgefa&#x017F;&#x017F;et/ es noch auf meh-<lb/>
rere und &#x017F;onderbare Fa&#x0364;lle <hi rendition="#aq">extendi-</hi><lb/>
ret werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ weil &#x017F;on&#x017F;ten gar<lb/>
was ungera&#x0364;umtes daraus erfolgen<lb/>
wu&#x0364;rde. Denn nachdemmal es nicht<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t/ alle Begebenheiten zu-<lb/>
vorher zu &#x017F;ehen/ und zu <hi rendition="#aq">exprimi-</hi><lb/>
ren; So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Richter/ denen<lb/>
die allgemeinen Ge&#x017F;etze auf alle vor-<lb/>
fallende <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us</hi> zu fu&#x0364;gen und einzu-<lb/>
richten geziemet/ dergleichen Fa&#x0364;lle<lb/>
von dero&#x017F;elben &#x017F;trengen Verbindlig-<lb/>
keit ausnehmen/ welche der Ge&#x017F;etz-<lb/>
Geber/ dafern er zugegen gewe&#x017F;en/<lb/>
oder &#x017F;ie zuvoraus ge&#x017F;ehen/ &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;r-<lb/>
de ausgenommen haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.</head>
            <p>Ferner/ &#x017F;o bekommen die<lb/>
men&#x017F;chlichen <hi rendition="#aq">Actiones</hi> von ihrer<lb/>
Uberein&#x017F;timmung mit der <hi rendition="#aq">morali-</hi><lb/>
&#x017F;chen Richt&#x017F;chnure gewi&#x017F;&#x017F;e Eigen-<lb/>
&#x017F;chafften und Benennungen. Und<lb/>
zwar/ &#x017F;o hei&#x017F;&#x017F;en diejenigen/ von wel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0122] Des erſten Buchs oder/ da es/ den Worten nach/ gar zu enge abgefaſſet/ es noch auf meh- rere und ſonderbare Faͤlle extendi- ret werden muͤſſe/ weil ſonſten gar was ungeraͤumtes daraus erfolgen wuͤrde. Denn nachdemmal es nicht moͤglich iſt/ alle Begebenheiten zu- vorher zu ſehen/ und zu exprimi- ren; So muͤſſen die Richter/ denen die allgemeinen Geſetze auf alle vor- fallende Caſus zu fuͤgen und einzu- richten geziemet/ dergleichen Faͤlle von deroſelben ſtrengen Verbindlig- keit ausnehmen/ welche der Geſetz- Geber/ dafern er zugegen geweſen/ oder ſie zuvoraus geſehen/ ſelbſt wuͤr- de ausgenommen haben. §. 11. Ferner/ ſo bekommen die menſchlichen Actiones von ihrer Ubereinſtimmung mit der morali- ſchen Richtſchnure gewiſſe Eigen- ſchafften und Benennungen. Und zwar/ ſo heiſſen diejenigen/ von wel- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/122
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/122>, abgerufen am 25.12.2024.