Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Pabst.
und Mißbräuche entdeckte/ und der
Münche und Pfaffen Betriegerey und
ärgerliches Leben durch die Hechel zog;
wiese auch/ daß die Obrigkeit befugt wä-
re/ so thane Mißbräuche abzuschaffen. Zu
dem Ende/ und damit er Rückenhalt be-
kähme/ er deroselben Stand/ Hoheit und
Gewalt/ davon die Pfaffen bißhero
gantz verkleinerlich gelehret hatten/ her-
außstrich. Welches alles Anfangs einen
grossen Beyfall bekahm/ und weit und
breit umb sich griffe.

§. 26.

Damit man aber verstehe/Beschaf-
fenheit
selbiger
Zeiten.

warumb dieser schlechte Münch dem
Pabst einen so grossen Streich versetzen
können/ ist nechst der Göttlichen Dire-
ction
wohl zu betrachten/ die Beschaf-
fenheit selbiger Zeit/ und was für Dispo-
sitiones
und Bewegung der Gemüther
bey den Leuten sich gefunden haben. Und
zwar so war erstlich Lutheri Sache den
Ablaß betreffend gut und raisonabel, so
daß ihme auch Anfangs viel Theologi die
sich ihme nachgehends hefftig widersetz-
ten/ etliche Cardinäle/ und Hertzog Geor-
ge von Sachsen selbst favorisirten. Seine
Gegenpart waren solche Leute/ über wel-
cher Thorheit und Boßheit ehrliche Leute
seuffzten. Es war auch Anfangs nie-

mand/

vom Pabſt.
und Mißbraͤuche entdeckte/ und der
Muͤnche und Pfaffen Betriegerey und
aͤrgerliches Leben durch die Hechel zog;
wieſe auch/ daß die Obrigkeit befugt waͤ-
re/ ſo thane Mißbraͤuche abzuſchaffen. Zu
dem Ende/ und damit er Ruͤckenhalt be-
kaͤhme/ er deroſelben Stand/ Hoheit und
Gewalt/ davon die Pfaffen bißhero
gantz verkleinerlich gelehret hatten/ her-
außſtrich. Welches alles Anfangs einen
groſſen Beyfall bekahm/ und weit und
breit umb ſich griffe.

§. 26.

Damit man aber verſtehe/Beſchaf-
fenheit
ſelbiger
Zeiten.

warumb dieſer ſchlechte Muͤnch dem
Pabſt einen ſo groſſen Streich verſetzen
koͤnnen/ iſt nechſt der Goͤttlichen Dire-
ction
wohl zu betrachten/ die Beſchaf-
fenheit ſelbiger Zeit/ und was fuͤr Diſpo-
ſitiones
und Bewegung der Gemuͤther
bey den Leuten ſich gefunden haben. Und
zwar ſo war erſtlich Lutheri Sache den
Ablaß betreffend gut und raiſonabel, ſo
daß ihme auch Anfangs viel Theologi die
ſich ihme nachgehends hefftig widerſetz-
ten/ etliche Cardinaͤle/ und Hertzog Geor-
ge von Sachſen ſelbſt favoriſirten. Seine
Gegenpart waren ſolche Leute/ uͤber wel-
cher Thorheit und Boßheit ehrliche Leute
ſeuffzten. Es war auch Anfangs nie-

mand/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0841" n="811"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pab&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
und Mißbra&#x0364;uche entdeckte/ und der<lb/>
Mu&#x0364;nche und Pfaffen Betriegerey und<lb/>
a&#x0364;rgerliches Leben durch die Hechel zog;<lb/>
wie&#x017F;e auch/ daß die Obrigkeit befugt wa&#x0364;-<lb/>
re/ &#x017F;o thane Mißbra&#x0364;uche abzu&#x017F;chaffen. Zu<lb/>
dem Ende/ und damit er Ru&#x0364;ckenhalt be-<lb/>
ka&#x0364;hme/ er dero&#x017F;elben Stand/ Hoheit und<lb/>
Gewalt/ davon die Pfaffen bißhero<lb/>
gantz verkleinerlich gelehret hatten/ her-<lb/>
auß&#x017F;trich. Welches alles Anfangs einen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Beyfall bekahm/ und weit und<lb/>
breit umb &#x017F;ich griffe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 26.</head>
            <p>Damit man aber ver&#x017F;tehe/<note place="right">Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit<lb/>
&#x017F;elbiger<lb/>
Zeiten.</note><lb/>
warumb die&#x017F;er &#x017F;chlechte Mu&#x0364;nch dem<lb/>
Pab&#x017F;t einen &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Streich ver&#x017F;etzen<lb/>
ko&#x0364;nnen/ i&#x017F;t nech&#x017F;t der Go&#x0364;ttlichen <hi rendition="#aq">Dire-<lb/>
ction</hi> wohl zu betrachten/ die Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit &#x017F;elbiger Zeit/ und was fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Di&#x017F;po-<lb/>
&#x017F;itiones</hi> und Bewegung der Gemu&#x0364;ther<lb/>
bey den Leuten &#x017F;ich gefunden haben. Und<lb/>
zwar &#x017F;o war er&#x017F;tlich Lutheri Sache den<lb/>
Ablaß betreffend gut und <hi rendition="#aq">rai&#x017F;onabel,</hi> &#x017F;o<lb/>
daß ihme auch Anfangs viel <hi rendition="#aq">Theologi</hi> die<lb/>
&#x017F;ich ihme nachgehends hefftig wider&#x017F;etz-<lb/>
ten/ etliche Cardina&#x0364;le/ und Hertzog Geor-<lb/>
ge von Sach&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">favori&#x017F;ir</hi>ten. Seine<lb/>
Gegenpart waren &#x017F;olche Leute/ u&#x0364;ber wel-<lb/>
cher Thorheit und Boßheit ehrliche Leute<lb/>
&#x017F;euffzten. Es war auch Anfangs nie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mand/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[811/0841] vom Pabſt. und Mißbraͤuche entdeckte/ und der Muͤnche und Pfaffen Betriegerey und aͤrgerliches Leben durch die Hechel zog; wieſe auch/ daß die Obrigkeit befugt waͤ- re/ ſo thane Mißbraͤuche abzuſchaffen. Zu dem Ende/ und damit er Ruͤckenhalt be- kaͤhme/ er deroſelben Stand/ Hoheit und Gewalt/ davon die Pfaffen bißhero gantz verkleinerlich gelehret hatten/ her- außſtrich. Welches alles Anfangs einen groſſen Beyfall bekahm/ und weit und breit umb ſich griffe. §. 26. Damit man aber verſtehe/ warumb dieſer ſchlechte Muͤnch dem Pabſt einen ſo groſſen Streich verſetzen koͤnnen/ iſt nechſt der Goͤttlichen Dire- ction wohl zu betrachten/ die Beſchaf- fenheit ſelbiger Zeit/ und was fuͤr Diſpo- ſitiones und Bewegung der Gemuͤther bey den Leuten ſich gefunden haben. Und zwar ſo war erſtlich Lutheri Sache den Ablaß betreffend gut und raiſonabel, ſo daß ihme auch Anfangs viel Theologi die ſich ihme nachgehends hefftig widerſetz- ten/ etliche Cardinaͤle/ und Hertzog Geor- ge von Sachſen ſelbſt favoriſirten. Seine Gegenpart waren ſolche Leute/ uͤber wel- cher Thorheit und Boßheit ehrliche Leute ſeuffzten. Es war auch Anfangs nie- mand/ Beſchaf- fenheit ſelbiger Zeiten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/841
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/841>, abgerufen am 21.12.2024.