Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. unser Heyland nach seiner Auferstehungseine Jünger als Abgesandten und Apostel in alle Welt ausgeschicket/ die Christl. Leh- re zu promulgiren/ und einzuführen; wel- che ihre Vollmacht hier und dar zu pre- digen nicht von der hohen Obrigkeit/ son- dern von Gott selbst hatten; und gegen welche sich so wohl der König als der ge- meine Mann muste anschicken/ als gegen Gottes unmittelbare Mundbotten/ und was sie ankündigen würden/ mit Gehor- sam annehmen. Wäre auch ohne dem ungereimt/ daß sich einer einige Direction wolte anmassen in den Sachen/ darin er noch nicht unterwiesen ist. Worbey auch folget/ daß diese Frage muß verstanden werden von sothaner hohen Obrigkeit/ die selbst der Christlichen Religion in ih- rem rechten Verstande zugethan ist/ nicht von ungläubiger/ oder die in den Haupt- puncten der Christlichen Lehre irrig ist. Denn diesen letztern einige Direction in der Religion einzuräumen/ wäre den Wolff zum Hüter der Schafe gesetzet. §. 6. Diese Frage nun kan man auffDieser Re-
vom Pabſt. unſer Heyland nach ſeiner Auferſtehungſeine Juͤnger als Abgeſandtẽ und Apoſtel in alle Welt ausgeſchicket/ die Chriſtl. Leh- re zu promulgiren/ und einzufuͤhren; wel- che ihre Vollmacht hier und dar zu pre- digen nicht von der hohen Obrigkeit/ ſon- dern von Gott ſelbſt hatten; und gegen welche ſich ſo wohl der Koͤnig als der ge- meine Mann muſte anſchicken/ als gegen Gottes unmittelbare Mundbotten/ und was ſie ankuͤndigen wuͤrden/ mit Gehor- ſam annehmen. Waͤre auch ohne dem ungereimt/ daß ſich einer einige Direction wolte anmaſſen in den Sachen/ darin er noch nicht unterwieſen iſt. Worbey auch folget/ daß dieſe Frage muß verſtanden werden von ſothaner hohen Obrigkeit/ die ſelbſt der Chriſtlichen Religion in ih- rem rechten Verſtande zugethan iſt/ nicht von unglaͤubiger/ oder die in den Haupt- puncten der Chriſtlichen Lehre irrig iſt. Denn dieſen letztern einige Direction in der Religion einzuraͤumen/ waͤre den Wolff zum Huͤter der Schafe geſetzet. §. 6. Dieſe Frage nun kan man auffDieſer Re-
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vom Pabſt.
unſer Heyland nach ſeiner Auferſtehung
ſeine Juͤnger als Abgeſandtẽ und Apoſtel
in alle Welt ausgeſchicket/ die Chriſtl. Leh-
re zu promulgiren/ und einzufuͤhren; wel-
che ihre Vollmacht hier und dar zu pre-
digen nicht von der hohen Obrigkeit/ ſon-
dern von Gott ſelbſt hatten; und gegen
welche ſich ſo wohl der Koͤnig als der ge-
meine Mann muſte anſchicken/ als gegen
Gottes unmittelbare Mundbotten/ und
was ſie ankuͤndigen wuͤrden/ mit Gehor-
ſam annehmen. Waͤre auch ohne dem
ungereimt/ daß ſich einer einige Direction
wolte anmaſſen in den Sachen/ darin er
noch nicht unterwieſen iſt. Worbey auch
folget/ daß dieſe Frage muß verſtanden
werden von ſothaner hohen Obrigkeit/
die ſelbſt der Chriſtlichen Religion in ih-
rem rechten Verſtande zugethan iſt/ nicht
von unglaͤubiger/ oder die in den Haupt-
puncten der Chriſtlichen Lehre irrig iſt.
Denn dieſen letztern einige Direction in
der Religion einzuraͤumen/ waͤre den
Wolff zum Huͤter der Schafe geſetzet.
§. 6. Dieſe Frage nun kan man auff
dreyerley Weiſe betrachten/ erſtlich: ob
ſolche Nothwendigkeit herruͤhre aus der
Natur einer jeden Religion ins geſamt?
Oder zweytens/ ob ſie herkomme aus der
beſondern Eigenſchafft der Chriſtlichen
Re-
Dieſer
Frage Be-
trachtung
aus der
Natur ei-
ner jeden
Religion.
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