Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
verdrossen/ es mögen Studia oder Kauff-
mannschafft/ oder Manufacturen/ son-
derlich die mehr auf Geschwindigkeit des
Verstandes und der Hände/ als auf
schwere Arbeit ankommen. Hingegen
will man an dieser Nation die Leichtsin-
nigkeit tadeln/ welche sich sonderlich bey
den jungen und unerfahrnen Leuten mit
grossem Verdruß anderer Nationen
heraus lässet; auch daß viele unter ih-
nen gleichsam Glorie von der Unzucht
machen/ und sich derer bißweilen auch
ohne die That rühmen; daß auch unter
dem Schein der Freyheit sich aller-
hand dissolut Wesen mit einschlei-
chet.

§. 26.

Das Land/ darin diese mäch-Art und
Reichthum
des Lan-
des.

tige Nation sitzet/ ist sehr bequem gele-
gen/ fast mitten in der Europaeischen
Christenheit/ so daß es mit allen gute
Correspondence halten/ auch verweh-
ren kan/ daß einer nicht gantz Europam
unter sich bringen kan. Hat an einer
Seiten die Mittelländische See/ an der
andern den Ocean/ beyde mit vielen und
ziemlichen Häfen versehen. Wird auch
durch verschiedene grosse Schiffreiche
Ströme getheilet; worzu der grosse Ca-
nal kömmt mit zwölff Schlüsen/ damit
der jetzige König die Garonne und Aude,

und

von Franckreich.
verdroſſen/ es moͤgen Studia oder Kauff-
mannſchafft/ oder Manufacturen/ ſon-
derlich die mehr auf Geſchwindigkeit des
Verſtandes und der Haͤnde/ als auf
ſchwere Arbeit ankommen. Hingegen
will man an dieſer Nation die Leichtſin-
nigkeit tadeln/ welche ſich ſonderlich bey
den jungen und unerfahrnen Leuten mit
groſſem Verdruß anderer Nationen
heraus laͤſſet; auch daß viele unter ih-
nen gleichſam Glorie von der Unzucht
machen/ und ſich derer bißweilen auch
ohne die That ruͤhmen; daß auch unter
dem Schein der Freyheit ſich aller-
hand diſſolut Weſen mit einſchlei-
chet.

§. 26.

Das Land/ darin dieſe maͤch-Art und
Reichthum
des Lan-
des.

tige Nation ſitzet/ iſt ſehr bequem gele-
gen/ faſt mitten in der Europæiſchen
Chriſtenheit/ ſo daß es mit allen gute
Correſpondence halten/ auch verweh-
ren kan/ daß einer nicht gantz Europam
unter ſich bringen kan. Hat an einer
Seiten die Mittellaͤndiſche See/ an der
andern den Ocean/ beyde mit vielen und
ziemlichen Haͤfen verſehen. Wird auch
durch verſchiedene groſſe Schiffreiche
Stroͤme getheilet; worzu der groſſe Ca-
nal koͤmmt mit zwoͤlff Schluͤſen/ damit
der jetzige Koͤnig die Garonne und Aude,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0493" n="463"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
verdro&#x017F;&#x017F;en/ es mo&#x0364;gen <hi rendition="#aq">Studia</hi> oder Kauff-<lb/>
mann&#x017F;chafft/ oder <hi rendition="#aq">Manufactu</hi>ren/ &#x017F;on-<lb/>
derlich die mehr auf Ge&#x017F;chwindigkeit des<lb/>
Ver&#x017F;tandes und der Ha&#x0364;nde/ als auf<lb/>
&#x017F;chwere Arbeit ankommen. Hingegen<lb/>
will man an die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Nation</hi> die Leicht&#x017F;in-<lb/>
nigkeit tadeln/ welche &#x017F;ich &#x017F;onderlich bey<lb/>
den jungen und unerfahrnen Leuten mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;em Verdruß anderer <hi rendition="#aq">Nationen</hi><lb/>
heraus la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et; auch daß viele unter ih-<lb/>
nen gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">Glorie</hi> von der Unzucht<lb/>
machen/ und &#x017F;ich derer bißweilen auch<lb/>
ohne die That ru&#x0364;hmen; daß auch unter<lb/>
dem Schein der Freyheit &#x017F;ich aller-<lb/>
hand <hi rendition="#aq">di&#x017F;&#x017F;olut</hi> We&#x017F;en mit ein&#x017F;chlei-<lb/>
chet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 26.</head>
            <p>Das Land/ darin die&#x017F;e ma&#x0364;ch-<note place="right">Art und<lb/>
Reichthum<lb/>
des Lan-<lb/>
des.</note><lb/>
tige <hi rendition="#aq">Nation</hi> &#x017F;itzet/ i&#x017F;t &#x017F;ehr bequem gele-<lb/>
gen/ fa&#x017F;t mitten in der Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>i&#x017F;chen<lb/>
Chri&#x017F;tenheit/ &#x017F;o daß es mit allen gute<lb/><hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondence</hi> halten/ auch verweh-<lb/>
ren kan/ daß einer nicht gantz <hi rendition="#aq">Europam</hi><lb/>
unter &#x017F;ich bringen kan. Hat an einer<lb/>
Seiten die Mittella&#x0364;ndi&#x017F;che See/ an der<lb/>
andern den <hi rendition="#aq">Ocean/</hi> beyde mit vielen und<lb/>
ziemlichen Ha&#x0364;fen ver&#x017F;ehen. Wird auch<lb/>
durch ver&#x017F;chiedene gro&#x017F;&#x017F;e Schiffreiche<lb/>
Stro&#x0364;me getheilet; worzu der gro&#x017F;&#x017F;e Ca-<lb/>
nal ko&#x0364;mmt mit zwo&#x0364;lff Schlu&#x0364;&#x017F;en/ damit<lb/>
der jetzige Ko&#x0364;nig die <hi rendition="#aq">Garonne</hi> und <hi rendition="#aq">Aude,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463/0493] von Franckreich. verdroſſen/ es moͤgen Studia oder Kauff- mannſchafft/ oder Manufacturen/ ſon- derlich die mehr auf Geſchwindigkeit des Verſtandes und der Haͤnde/ als auf ſchwere Arbeit ankommen. Hingegen will man an dieſer Nation die Leichtſin- nigkeit tadeln/ welche ſich ſonderlich bey den jungen und unerfahrnen Leuten mit groſſem Verdruß anderer Nationen heraus laͤſſet; auch daß viele unter ih- nen gleichſam Glorie von der Unzucht machen/ und ſich derer bißweilen auch ohne die That ruͤhmen; daß auch unter dem Schein der Freyheit ſich aller- hand diſſolut Weſen mit einſchlei- chet. §. 26. Das Land/ darin dieſe maͤch- tige Nation ſitzet/ iſt ſehr bequem gele- gen/ faſt mitten in der Europæiſchen Chriſtenheit/ ſo daß es mit allen gute Correſpondence halten/ auch verweh- ren kan/ daß einer nicht gantz Europam unter ſich bringen kan. Hat an einer Seiten die Mittellaͤndiſche See/ an der andern den Ocean/ beyde mit vielen und ziemlichen Haͤfen verſehen. Wird auch durch verſchiedene groſſe Schiffreiche Stroͤme getheilet; worzu der groſſe Ca- nal koͤmmt mit zwoͤlff Schluͤſen/ damit der jetzige Koͤnig die Garonne und Aude, und Art und Reichthum des Lan- des.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/493
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/493>, abgerufen am 30.12.2024.