Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das III. Capitel
So entdeckte noch darzu An. 1500. Petrus
Alvarus Capralis,
oder wie andere wollen
Americus Vesputius die Landschaft Bra-
silien in America, die von Portugesen mit
vielen Colonien besetzet worden. Und in
solchen Wachsthum hat Portugal unter
König Emanuel/ so An. 1 21. starb/ zuge-
nommen/ dessen Regierung die Portugesen
die güldene Zeit zu nennen pflagen. Jhm
Joannes
III.
folgte sein Sohn Joannes III. unter dem
diese Glückseeligkeit continuirte. Dieser
hat Franciscum Xavier und andere Jesui-
ten nach Jndien geschickt/ die sich bemü-
het an selbigen Orten das Christenthum
zu pflantzen. Und rühmen sie zwar von ei-
ner grossen Menge Heyden/ die sie bekeh-
ret und getauffet haben sollen. Ob aber
alles sich also verhalte/ wie sie ausgeben/
und ob auch selbige Leute mehr als den
blossen Nahmen von Christen ang enom-
men/ mögen diejenigen urtheilen/ so mit
ihnen umbgangen. Es starb dieser König
Anno 1557.

Sebastian.
§. 6.

Joanni III. folgte sein Enckel Seba-
stian,
ein Kind von drey Jahren/ dessen
Vormund der Cardinal Henrich seines
Vatern Bruder war/ weil die Großmut-
ter sich von dieser Last entschuldiget hatte.
Durch dieses jungen Herrn allzu grosse
Hitze hat Portugal einen sothanen Stoß
bekommen/ daß es auf einmahl von der
Spitze seiner Glückseeligkeit herunter ge-

Das III. Capitel
So entdeckte noch darzu An. 1500. Petrus
Alvarus Capralis,
oder wie andere wollen
Americus Veſputius die Landſchaft Bra-
ſilien in America, die von Portugeſen mit
vielen Colonien beſetzet worden. Und in
ſolchẽ Wachsthum hat Portugal unter
Koͤnig Emanuel/ ſo An. 1 21. ſtarb/ zuge-
nom̃en/ deſſen Regierung die Portugeſen
die guͤldene Zeit zu nennen pflagen. Jhm
Joannes
III.
folgte ſein Sohn Joannes III. unter dem
dieſe Gluͤckſeeligkeit continuirte. Dieſer
hat Franciſcum Xavier und andere Jeſui-
ten nach Jndien geſchickt/ die ſich bemuͤ-
het an ſelbigen Orten das Chriſtenthum
zu pflantzen. Und ruͤhmen ſie zwar von ei-
ner groſſen Menge Heyden/ die ſie bekeh-
ret und getauffet haben ſollen. Ob aber
alles ſich alſo verhalte/ wie ſie ausgeben/
und ob auch ſelbige Leute mehr als den
bloſſen Nahmen von Chriſten ang enom-
men/ moͤgen diejenigen urtheilen/ ſo mit
ihnen umbgangen. Es ſtarb dieſer Koͤnig
Anno 1557.

Sebaſtian.
§. 6.

Joanni III. folgte ſein Enckel Seba-
ſtian,
ein Kind von drey Jahren/ deſſen
Vormund der Cardinal Henrich ſeines
Vateꝛn Bruder war/ weil die Gꝛoßmut-
ter ſich von dieſer Laſt entſchuldiget hatte.
Durch dieſes jungen Herrn allzu groſſe
Hitze hat Portugal einen ſothanen Stoß
bekommen/ daß es auf einmahl von der
Spitze ſeiner Gluͤckſeeligkeit herunter ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
So entdeckte noch darzu An. 1500. <hi rendition="#aq">Petrus<lb/>
Alvarus Capralis,</hi> oder wie andere wollen<lb/><hi rendition="#aq">Americus Ve&#x017F;putius</hi> die Land&#x017F;chaft Bra-<lb/>
&#x017F;ilien in <hi rendition="#aq">America,</hi> die von Portuge&#x017F;en mit<lb/>
vielen <hi rendition="#aq">Colonien</hi> be&#x017F;etzet worden. Und in<lb/>
&#x017F;olche&#x0303; Wachsthum hat Portugal unter<lb/>
Ko&#x0364;nig Emanuel/ &#x017F;o An. 1 21. &#x017F;tarb/ zuge-<lb/>
nom&#x0303;en/ de&#x017F;&#x017F;en Regierung die Portuge&#x017F;en<lb/>
die gu&#x0364;ldene Zeit zu nennen pflagen. Jhm<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Joannes<lb/>
III.</hi></note>folgte &#x017F;ein Sohn <hi rendition="#aq">Joannes III.</hi> unter dem<lb/>
die&#x017F;e Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit <hi rendition="#aq">continuirte.</hi> Die&#x017F;er<lb/>
hat <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cum Xavier</hi> und andere Je&#x017F;ui-<lb/>
ten nach Jndien ge&#x017F;chickt/ die &#x017F;ich bemu&#x0364;-<lb/>
het an &#x017F;elbigen Orten das Chri&#x017F;tenthum<lb/>
zu pflantzen. Und ru&#x0364;hmen &#x017F;ie zwar von ei-<lb/>
ner gro&#x017F;&#x017F;en Menge Heyden/ die &#x017F;ie bekeh-<lb/>
ret und getauffet haben &#x017F;ollen. Ob aber<lb/>
alles &#x017F;ich al&#x017F;o verhalte/ wie &#x017F;ie ausgeben/<lb/>
und ob auch &#x017F;elbige Leute mehr als den<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Nahmen von Chri&#x017F;ten ang enom-<lb/>
men/ mo&#x0364;gen diejenigen urtheilen/ &#x017F;o mit<lb/>
ihnen umbgangen. Es &#x017F;tarb die&#x017F;er Ko&#x0364;nig<lb/>
Anno 1557.</p>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">Seba&#x017F;tian.</hi> </note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p><hi rendition="#aq">Joanni III.</hi> folgte &#x017F;ein Enckel <hi rendition="#aq">Seba-<lb/>
&#x017F;tian,</hi> ein Kind von drey Jahren/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Vormund der Cardinal Henrich &#x017F;eines<lb/>
Vate&#xA75B;n Bruder war/ weil die G&#xA75B;oßmut-<lb/>
ter &#x017F;ich von die&#x017F;er La&#x017F;t ent&#x017F;chuldiget hatte.<lb/>
Durch die&#x017F;es jungen Herrn allzu gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Hitze hat Portugal einen &#x017F;othanen Stoß<lb/>
bekommen/ daß es auf einmahl von der<lb/>
Spitze &#x017F;einer Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit herunter ge-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0196] Das III. Capitel So entdeckte noch darzu An. 1500. Petrus Alvarus Capralis, oder wie andere wollen Americus Veſputius die Landſchaft Bra- ſilien in America, die von Portugeſen mit vielen Colonien beſetzet worden. Und in ſolchẽ Wachsthum hat Portugal unter Koͤnig Emanuel/ ſo An. 1 21. ſtarb/ zuge- nom̃en/ deſſen Regierung die Portugeſen die guͤldene Zeit zu nennen pflagen. Jhm folgte ſein Sohn Joannes III. unter dem dieſe Gluͤckſeeligkeit continuirte. Dieſer hat Franciſcum Xavier und andere Jeſui- ten nach Jndien geſchickt/ die ſich bemuͤ- het an ſelbigen Orten das Chriſtenthum zu pflantzen. Und ruͤhmen ſie zwar von ei- ner groſſen Menge Heyden/ die ſie bekeh- ret und getauffet haben ſollen. Ob aber alles ſich alſo verhalte/ wie ſie ausgeben/ und ob auch ſelbige Leute mehr als den bloſſen Nahmen von Chriſten ang enom- men/ moͤgen diejenigen urtheilen/ ſo mit ihnen umbgangen. Es ſtarb dieſer Koͤnig Anno 1557. Joannes III. §. 6. Joanni III. folgte ſein Enckel Seba- ſtian, ein Kind von drey Jahren/ deſſen Vormund der Cardinal Henrich ſeines Vateꝛn Bruder war/ weil die Gꝛoßmut- ter ſich von dieſer Laſt entſchuldiget hatte. Durch dieſes jungen Herrn allzu groſſe Hitze hat Portugal einen ſothanen Stoß bekommen/ daß es auf einmahl von der Spitze ſeiner Gluͤckſeeligkeit herunter ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/196
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/196>, abgerufen am 20.11.2024.