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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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des Teutschen Reichs.
§. 9.

Es waren noch nicht der Kranckheiten
genug/ wo nicht die Religion, welche son-
sten die Gemüther auffs genauste zu ver-
binden pfleget/ Teutschland in Theile zer-
rissen/ und hefftig beschädiget. Und ent-
stehet die Ursach solches Widerwillens
nicht allein aus den unterschiedlichen mey-
nungen/ und weil es den Priestern gebräuch-
lich/ daß sie denen/ die anderer meynung
seyn/ den Himmel absprechen; Sondern
weil die Catholischen Priester eines guten
theils ihrer Güter durch die Protestan-
ten
verlüstig worden/ welche wieder zu er-
langen sie Tag und Nacht angetrieben
werden. Da jene für eine faulheit hielten/
daß jenige wieder loß zu geben/ was sie ein-
mahl eingenommen. Ja es finden sich et-
liche/ die ins gemein dafür halten/ daß der
Priester allzu grosse Güter dem Regiment
sehr beschwerlich fallen/ vornemlich weil
die Pfaffen und Münche von einem an-
dern Haupte außerhalb des Teutschen Re-

giments
N iiij
des Teutſchen Reichs.
§. 9.

Es waren noch nicht der Kranckheiten
genug/ wo nicht die Religion, welche ſon-
ſten die Gemuͤther auffs genauſte zu ver-
binden pfleget/ Teutſchland in Theile zer-
riſſen/ und hefftig beſchaͤdiget. Und ent-
ſtehet die Urſach ſolches Widerwillens
nicht allein aus den unterſchiedlichen mey-
nungen/ uñ weil es den Prieſtern gebraͤuch-
lich/ daß ſie denen/ die anderer meynung
ſeyn/ den Himmel abſprechen; Sondern
weil die Catholiſchen Prieſter eines guten
theils ihrer Guͤter durch die Proteſtan-
ten
verluͤſtig worden/ welche wieder zu er-
langen ſie Tag und Nacht angetrieben
werden. Da jene fuͤr eine faulheit hielten/
daß jenige wieder loß zu geben/ was ſie ein-
mahl eingenommen. Ja es finden ſich et-
liche/ die ins gemein dafuͤr halten/ daß der
Prieſter allzu groſſe Guͤter dem Regiment
ſehr beſchwerlich fallen/ vornemlich weil
die Pfaffen und Muͤnche von einem an-
dern Haupte außerhalb des Teutſchen Re-

giments
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[271/0293] des Teutſchen Reichs. §. 9. Es waren noch nicht der Kranckheiten genug/ wo nicht die Religion, welche ſon- ſten die Gemuͤther auffs genauſte zu ver- binden pfleget/ Teutſchland in Theile zer- riſſen/ und hefftig beſchaͤdiget. Und ent- ſtehet die Urſach ſolches Widerwillens nicht allein aus den unterſchiedlichen mey- nungen/ uñ weil es den Prieſtern gebraͤuch- lich/ daß ſie denen/ die anderer meynung ſeyn/ den Himmel abſprechen; Sondern weil die Catholiſchen Prieſter eines guten theils ihrer Guͤter durch die Proteſtan- ten verluͤſtig worden/ welche wieder zu er- langen ſie Tag und Nacht angetrieben werden. Da jene fuͤr eine faulheit hielten/ daß jenige wieder loß zu geben/ was ſie ein- mahl eingenommen. Ja es finden ſich et- liche/ die ins gemein dafuͤr halten/ daß der Prieſter allzu groſſe Guͤter dem Regiment ſehr beſchwerlich fallen/ vornemlich weil die Pfaffen und Muͤnche von einem an- dern Haupte außerhalb des Teutſchen Re- giments N iiij

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/293>, abgerufen am 20.11.2024.