Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand gen der Laster/ so bey denen jenseits den Alp-gebirgen ungebräuchlich/ und unbekandte Flüche nach Hause bringen. Es lässet auch Franckreich die meisten reysende mit kei- nen andern Künsten von sich/ als daß sie hernach desto garstiger schwelgen/ und die gradus der Venerischen reudigkeit gemei- niglich aus eigener erfahrung zu erzehlen wissen. Etliche/ die einen Verdruß ha- ben im Vaterlande durch viel umbschweif- fe zu den vergeblichen Schul Tituln zu ge- langen/ halten es doch für einen Gewinn/ daß sie in Jtalien und Franckreich gewe- sen. Denn bey uns kan man mit geringe- rer Schande und Unkosten eines Doctors Titul neben der unwissenheit erlangen/ und also mit sich nacher Hause bringen; wie- wol auch bey ihnen bißweilen aus einem genugsam groben Holtze dergleichen Mer- curii geschneittelt werden. §. 4. Weil aber niemand starck oder schwach dern
Vom Zuſtand gen der Laſter/ ſo bey denen jenſeits den Alp-gebirgen ungebraͤuchlich/ und unbekandte Fluͤche nach Hauſe bringen. Es laͤſſet auch Franckreich die meiſten reyſende mit kei- nen andern Kuͤnſten von ſich/ als daß ſie hernach deſto garſtiger ſchwelgen/ und die gradus der Veneriſchen reudigkeit gemei- niglich aus eigener erfahrung zu erzehlen wiſſen. Etliche/ die einen Verdruß ha- ben im Vaterlande duꝛch viel umbſchweif- fe zu den vergeblichen Schul Tituln zu ge- langen/ halten es doch fuͤr einen Gewinn/ daß ſie in Jtalien und Franckreich gewe- ſen. Denn bey uns kan man mit geringe- rer Schande und Unkoſten eines Doctors Titul neben der unwiſſenheit erlangen/ und alſo mit ſich nacher Hauſe bringen; wie- wol auch bey ihnen bißweilen aus einem genugſam groben Holtze dergleichen Mer- curii geſchneittelt werden. §. 4. Weil aber niemand ſtarck oder ſchwach dern
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Vom Zuſtand
gen der Laſter/ ſo bey denen jenſeits den Alp-
gebirgen ungebraͤuchlich/ und unbekandte
Fluͤche nach Hauſe bringen. Es laͤſſet auch
Franckreich die meiſten reyſende mit kei-
nen andern Kuͤnſten von ſich/ als daß ſie
hernach deſto garſtiger ſchwelgen/ und die
gradus der Veneriſchen reudigkeit gemei-
niglich aus eigener erfahrung zu erzehlen
wiſſen. Etliche/ die einen Verdruß ha-
ben im Vaterlande duꝛch viel umbſchweif-
fe zu den vergeblichen Schul Tituln zu ge-
langen/ halten es doch fuͤr einen Gewinn/
daß ſie in Jtalien und Franckreich gewe-
ſen. Denn bey uns kan man mit geringe-
rer Schande und Unkoſten eines Doctors
Titul neben der unwiſſenheit erlangen/ und
alſo mit ſich nacher Hauſe bringen; wie-
wol auch bey ihnen bißweilen aus einem
genugſam groben Holtze dergleichen Mer-
curii geſchneittelt werden.
§. 4.
Weil aber niemand ſtarck oder ſchwach
kan genennet werden/ wo er nicht mit an-
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