IV. Einige Eigenheiten der Teutschen Verfassung, wie sie insonderheit von den Zeiten des dreyßig- jährigen Krieges und Westphälischen Friedens her merklich geworden.
I. Vortheile der Teutschen Verfassung, daß unsere Lan- desherren eigentlich nur die Gewalt haben sollen Gutes, nichts Böses zu thun. -- II. III. Nur der Wahn, Herr des Landes zu seyn, und eine unglückliche Nacheiferungssucht hat oft üble Folgen. -- IV. Vor den Zeiten des dreyßig- jährigen Krieges war unter den Fürsten noch eine ganz an- dere Lebensart. -- V. Der Aufwand fieng aber schon an merklich zu steigen. -- VI. VII. Auf dem Westphälischen Friedenscongresse entstand vollends der Streit über Rang und Excellenz zwischen republicanischen und churfürstlichen Gesandten, -- VIII-X. und die Churfürsten setzen sich Kö- nigen gleich. -- XI. XII. Das veranlaßte aber wieder Nach- eiferung der Fürsten und anderer Stände. -- XIII. Einige Häuser wurden selbst durch den Westphälischen Frieden merk- lich vergrößert. -- Auch bequemten sich immer mehrere, das Recht der Erstgebuhrt einzuführen, -- XIV. und die Nachgebohrnen nicht sowohl mit einer eignen Botmäßigkeit, als nur mit jährlichen Geldzahlungen zu versorgen.
Alles zusammengenommen, was der TeutschenI. Verfassung eigen ist, wie sie der Westphä- lische Friede nunmehr eigentlich auf festen Fuß ge- setzt hat, zeigt sich ein Hauptvortheil derselben dar- in, daß, wenn alles in der gehörigen Ordnung ist, ein jeder Landesherr Mittel und Wege gnug hat, in seinem Lande Gutes zu thun, und, wenn er hingegen Böses thun möchte, entweder Land- stände dagegen ins Mittel treten, oder auch alle und jede Unterthanen noch bey einem höhern Rich- ter Hülfe suchen können. -- Gewiß im Ganzen
eine
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4) Einige Eigenheiten der T. Verf.
IV. Einige Eigenheiten der Teutſchen Verfaſſung, wie ſie inſonderheit von den Zeiten des dreyßig- jaͤhrigen Krieges und Weſtphaͤliſchen Friedens her merklich geworden.
I. Vortheile der Teutſchen Verfaſſung, daß unſere Lan- desherren eigentlich nur die Gewalt haben ſollen Gutes, nichts Boͤſes zu thun. — II. III. Nur der Wahn, Herr des Landes zu ſeyn, und eine ungluͤckliche Nacheiferungsſucht hat oft uͤble Folgen. — IV. Vor den Zeiten des dreyßig- jaͤhrigen Krieges war unter den Fuͤrſten noch eine ganz an- dere Lebensart. — V. Der Aufwand fieng aber ſchon an merklich zu ſteigen. — VI. VII. Auf dem Weſtphaͤliſchen Friedenscongreſſe entſtand vollends der Streit uͤber Rang und Excellenz zwiſchen republicaniſchen und churfuͤrſtlichen Geſandten, — VIII-X. und die Churfuͤrſten ſetzen ſich Koͤ- nigen gleich. — XI. XII. Das veranlaßte aber wieder Nach- eiferung der Fuͤrſten und anderer Staͤnde. — XIII. Einige Haͤuſer wurden ſelbſt durch den Weſtphaͤliſchen Frieden merk- lich vergroͤßert. — Auch bequemten ſich immer mehrere, das Recht der Erſtgebuhrt einzufuͤhren, — XIV. und die Nachgebohrnen nicht ſowohl mit einer eignen Botmaͤßigkeit, als nur mit jaͤhrlichen Geldzahlungen zu verſorgen.
Alles zuſammengenommen, was der TeutſchenI. Verfaſſung eigen iſt, wie ſie der Weſtphaͤ- liſche Friede nunmehr eigentlich auf feſten Fuß ge- ſetzt hat, zeigt ſich ein Hauptvortheil derſelben dar- in, daß, wenn alles in der gehoͤrigen Ordnung iſt, ein jeder Landesherr Mittel und Wege gnug hat, in ſeinem Lande Gutes zu thun, und, wenn er hingegen Boͤſes thun moͤchte, entweder Land- ſtaͤnde dagegen ins Mittel treten, oder auch alle und jede Unterthanen noch bey einem hoͤhern Rich- ter Huͤlfe ſuchen koͤnnen. — Gewiß im Ganzen
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4) Einige Eigenheiten der T. Verf.
IV.
Einige Eigenheiten der Teutſchen Verfaſſung,
wie ſie inſonderheit von den Zeiten des dreyßig-
jaͤhrigen Krieges und Weſtphaͤliſchen Friedens
her merklich geworden.
I. Vortheile der Teutſchen Verfaſſung, daß unſere Lan-
desherren eigentlich nur die Gewalt haben ſollen Gutes,
nichts Boͤſes zu thun. — II. III. Nur der Wahn, Herr
des Landes zu ſeyn, und eine ungluͤckliche Nacheiferungsſucht
hat oft uͤble Folgen. — IV. Vor den Zeiten des dreyßig-
jaͤhrigen Krieges war unter den Fuͤrſten noch eine ganz an-
dere Lebensart. — V. Der Aufwand fieng aber ſchon an
merklich zu ſteigen. — VI. VII. Auf dem Weſtphaͤliſchen
Friedenscongreſſe entſtand vollends der Streit uͤber Rang
und Excellenz zwiſchen republicaniſchen und churfuͤrſtlichen
Geſandten, — VIII-X. und die Churfuͤrſten ſetzen ſich Koͤ-
nigen gleich. — XI. XII. Das veranlaßte aber wieder Nach-
eiferung der Fuͤrſten und anderer Staͤnde. — XIII. Einige
Haͤuſer wurden ſelbſt durch den Weſtphaͤliſchen Frieden merk-
lich vergroͤßert. — Auch bequemten ſich immer mehrere,
das Recht der Erſtgebuhrt einzufuͤhren, — XIV. und die
Nachgebohrnen nicht ſowohl mit einer eignen Botmaͤßigkeit,
als nur mit jaͤhrlichen Geldzahlungen zu verſorgen.
Alles zuſammengenommen, was der Teutſchen
Verfaſſung eigen iſt, wie ſie der Weſtphaͤ-
liſche Friede nunmehr eigentlich auf feſten Fuß ge-
ſetzt hat, zeigt ſich ein Hauptvortheil derſelben dar-
in, daß, wenn alles in der gehoͤrigen Ordnung
iſt, ein jeder Landesherr Mittel und Wege gnug
hat, in ſeinem Lande Gutes zu thun, und, wenn
er hingegen Boͤſes thun moͤchte, entweder Land-
ſtaͤnde dagegen ins Mittel treten, oder auch alle
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ter Huͤlfe ſuchen koͤnnen. — Gewiß im Ganzen
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/225>, abgerufen am 22.02.2025.
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