ten der Königin Elisabeth, wo Alles, auch die zarten Hoffräuleins, noch zu Pferde sich zu Balle begaben.
Den 27sten.
Ich hatte die Ehre, beim Herzog von Clarence zu speisen, wo auch die Prinzessin Augusta, die Herzogin von Kent mit ihrer Tochter und die Herzogin von Gloucester gegenwärtig waren. Der Herzog macht einen sehr freundlichen Wirth, und erinnert sich im- mer gütig der verschiednen Epochen und Länder, wo er mich früher gesehen. Er hat sehr viel National- Englisches, im besten Sinne des Worts, auch die englische Liebe zur Häuslichkeit. Es war heute der Geburtstag der Prinzessin Carolath, den er feierte, und ihre Gesundheit dabei ausbrachte, welches die sanfte Emilie, ohngeachtet der Intimität, mit der sie hier als Verwandtin der liebenswürdigen Herzogin behandelt wird, doch vielfach erröthen machte.
Unter den übrigen Gästen muß ich den Admiral Sir George Cockburn erwähnen, der Napoleon nach Helena führte, und mir nach Tisch viel von des Kai- sers ungemeinem Talent erzählte, diejenigen zu ge- winnen, welche er zu gewinnen die Absicht hatte. Der Admiral bewunderte auch die Aufrichtigkeit, mit der Napoleon über sich selbst, wie über eine fremde historische Person sprach, und unter andern offen äußerte: die Russen hätten ihn in Moskau so völlig
3*
ten der Königin Eliſabeth, wo Alles, auch die zarten Hoffräuleins, noch zu Pferde ſich zu Balle begaben.
Den 27ſten.
Ich hatte die Ehre, beim Herzog von Clarence zu ſpeiſen, wo auch die Prinzeſſin Auguſta, die Herzogin von Kent mit ihrer Tochter und die Herzogin von Glouceſter gegenwärtig waren. Der Herzog macht einen ſehr freundlichen Wirth, und erinnert ſich im- mer gütig der verſchiednen Epochen und Länder, wo er mich früher geſehen. Er hat ſehr viel National- Engliſches, im beſten Sinne des Worts, auch die engliſche Liebe zur Häuslichkeit. Es war heute der Geburtstag der Prinzeſſin Carolath, den er feierte, und ihre Geſundheit dabei ausbrachte, welches die ſanfte Emilie, ohngeachtet der Intimität, mit der ſie hier als Verwandtin der liebenswürdigen Herzogin behandelt wird, doch vielfach erröthen machte.
Unter den übrigen Gäſten muß ich den Admiral Sir George Cockburn erwähnen, der Napoleon nach Helena führte, und mir nach Tiſch viel von des Kai- ſers ungemeinem Talent erzählte, diejenigen zu ge- winnen, welche er zu gewinnen die Abſicht hatte. Der Admiral bewunderte auch die Aufrichtigkeit, mit der Napoleon über ſich ſelbſt, wie über eine fremde hiſtoriſche Perſon ſprach, und unter andern offen äußerte: die Ruſſen hätten ihn in Moskau ſo völlig
3*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0051"n="35"/>
ten der Königin Eliſabeth, wo Alles, auch die zarten<lb/>
Hoffräuleins, noch zu Pferde ſich zu Balle begaben.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 27ſten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Ich hatte die Ehre, beim Herzog von Clarence zu<lb/>ſpeiſen, wo auch die Prinzeſſin Auguſta, die Herzogin<lb/>
von Kent mit ihrer Tochter und die Herzogin von<lb/>
Glouceſter gegenwärtig waren. Der Herzog macht<lb/>
einen ſehr freundlichen Wirth, und erinnert ſich im-<lb/>
mer gütig der verſchiednen Epochen und Länder, wo<lb/>
er mich früher geſehen. Er hat ſehr viel National-<lb/>
Engliſches, im beſten Sinne des Worts, auch die<lb/>
engliſche Liebe zur Häuslichkeit. Es war heute der<lb/>
Geburtstag der Prinzeſſin Carolath, den er feierte,<lb/>
und ihre Geſundheit dabei ausbrachte, welches die<lb/>ſanfte Emilie, ohngeachtet der Intimität, mit der ſie<lb/>
hier als Verwandtin der liebenswürdigen Herzogin<lb/>
behandelt wird, doch vielfach erröthen machte.</p><lb/><p>Unter den übrigen Gäſten muß ich den Admiral<lb/>
Sir George Cockburn erwähnen, der Napoleon nach<lb/>
Helena führte, und mir nach Tiſch viel von des Kai-<lb/>ſers ungemeinem Talent erzählte, diejenigen zu ge-<lb/>
winnen, welche er zu gewinnen die Abſicht hatte.<lb/>
Der Admiral bewunderte auch die Aufrichtigkeit, mit<lb/>
der Napoleon über ſich ſelbſt, wie über eine fremde<lb/>
hiſtoriſche Perſon ſprach, und unter andern offen<lb/>
äußerte: die Ruſſen hätten ihn in Moskau ſo völlig<lb/><fwplace="bottom"type="sig">3*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[35/0051]
ten der Königin Eliſabeth, wo Alles, auch die zarten
Hoffräuleins, noch zu Pferde ſich zu Balle begaben.
Den 27ſten.
Ich hatte die Ehre, beim Herzog von Clarence zu
ſpeiſen, wo auch die Prinzeſſin Auguſta, die Herzogin
von Kent mit ihrer Tochter und die Herzogin von
Glouceſter gegenwärtig waren. Der Herzog macht
einen ſehr freundlichen Wirth, und erinnert ſich im-
mer gütig der verſchiednen Epochen und Länder, wo
er mich früher geſehen. Er hat ſehr viel National-
Engliſches, im beſten Sinne des Worts, auch die
engliſche Liebe zur Häuslichkeit. Es war heute der
Geburtstag der Prinzeſſin Carolath, den er feierte,
und ihre Geſundheit dabei ausbrachte, welches die
ſanfte Emilie, ohngeachtet der Intimität, mit der ſie
hier als Verwandtin der liebenswürdigen Herzogin
behandelt wird, doch vielfach erröthen machte.
Unter den übrigen Gäſten muß ich den Admiral
Sir George Cockburn erwähnen, der Napoleon nach
Helena führte, und mir nach Tiſch viel von des Kai-
ſers ungemeinem Talent erzählte, diejenigen zu ge-
winnen, welche er zu gewinnen die Abſicht hatte.
Der Admiral bewunderte auch die Aufrichtigkeit, mit
der Napoleon über ſich ſelbſt, wie über eine fremde
hiſtoriſche Perſon ſprach, und unter andern offen
äußerte: die Ruſſen hätten ihn in Moskau ſo völlig
3*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/51>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.