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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Auch diese Gewitter, die sich an Asiens Gränze
zusammenziehen, schlagen vielleicht erst später mitten
in Europa am heftigsten ein. Mit uns hoffe ich
aber, wird der Donnergott seyn, Preußens Zukunft
steht in meiner Ahnung selbst hoher und glänzender
da, als sie ihm bis jetzt das Schicksal gönnte, nur
verliere es seine Devise nicht aus den Augen: "Vor-
wärts!"

Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief,
der mich sehr belustigte, besonders die von H. vergeb-
lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die
in S ... so wenig Anwendung finden, denn wohl
hast Du Recht:

"Rien de plus triste qu'un bon mot qui se perd
dans l'oreille d'un sot,"

und in diesem Falle mag er sich oft genug befinden.



Da man jetzt Zeit hat, das Schauspiel zu besuchen,
und gerade die besten Akteurs spielen, so widmete ich
viele meiner Abende diesem ästhetischen Zeitvertreibe,
und sah unter andern gestern mit erneutem Vergnü-
gen Kembles künstlerische Darstellung des Falstaff
wieder, von der ich Dir schon einmal schrieb. Nach-
holen kann ich jetzt noch, daß sein Costume, in weiß
und rothen Farben, sehr gewählt, und von der sorg-
fältigsten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt

Auch dieſe Gewitter, die ſich an Aſiens Gränze
zuſammenziehen, ſchlagen vielleicht erſt ſpäter mitten
in Europa am heftigſten ein. Mit uns hoffe ich
aber, wird der Donnergott ſeyn, Preußens Zukunft
ſteht in meiner Ahnung ſelbſt hoher und glänzender
da, als ſie ihm bis jetzt das Schickſal gönnte, nur
verliere es ſeine Deviſe nicht aus den Augen: „Vor-
wärts!“

Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief,
der mich ſehr beluſtigte, beſonders die von H. vergeb-
lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die
in S … ſo wenig Anwendung finden, denn wohl
haſt Du Recht:

„Rien de plus triste qu’un bon mot qui se perd
dans l’oreille d’un sot,“

und in dieſem Falle mag er ſich oft genug befinden.



Da man jetzt Zeit hat, das Schauſpiel zu beſuchen,
und gerade die beſten Akteurs ſpielen, ſo widmete ich
viele meiner Abende dieſem äſthetiſchen Zeitvertreibe,
und ſah unter andern geſtern mit erneutem Vergnü-
gen Kembles künſtleriſche Darſtellung des Falſtaff
wieder, von der ich Dir ſchon einmal ſchrieb. Nach-
holen kann ich jetzt noch, daß ſein Coſtume, in weiß
und rothen Farben, ſehr gewählt, und von der ſorg-
fältigſten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt

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[248/0264] Auch dieſe Gewitter, die ſich an Aſiens Gränze zuſammenziehen, ſchlagen vielleicht erſt ſpäter mitten in Europa am heftigſten ein. Mit uns hoffe ich aber, wird der Donnergott ſeyn, Preußens Zukunft ſteht in meiner Ahnung ſelbſt hoher und glänzender da, als ſie ihm bis jetzt das Schickſal gönnte, nur verliere es ſeine Deviſe nicht aus den Augen: „Vor- wärts!“ Zu Haus angekommen, fand ich Deinen Brief, der mich ſehr beluſtigte, beſonders die von H. vergeb- lich in Paris auf Bouteillen gezogenen Saillien, die in S … ſo wenig Anwendung finden, denn wohl haſt Du Recht: „Rien de plus triste qu’un bon mot qui se perd dans l’oreille d’un sot,“ und in dieſem Falle mag er ſich oft genug befinden. Den 20ſten. Da man jetzt Zeit hat, das Schauſpiel zu beſuchen, und gerade die beſten Akteurs ſpielen, ſo widmete ich viele meiner Abende dieſem äſthetiſchen Zeitvertreibe, und ſah unter andern geſtern mit erneutem Vergnü- gen Kembles künſtleriſche Darſtellung des Falſtaff wieder, von der ich Dir ſchon einmal ſchrieb. Nach- holen kann ich jetzt noch, daß ſein Coſtume, in weiß und rothen Farben, ſehr gewählt, und von der ſorg- fältigſten Eleganz, wenn gleich ein wenig abgenutzt

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/264>, abgerufen am 13.11.2024.