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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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den darum gewickelten rohen Faden sich langsam fort-
drehen sieht, ohne daß, wie gesagt, eine einzige
menschliche Hand das Ganze berührte.

Es war eben die Zeit der hiesigen Messe, welche
eine Menge Curiositäten herbeigezogen hatte, unter
andern eine schöne Sammlung wilder Thiere. Zwei
bengalische Tiger von enormer Größe waren so voll-
ständig gezähmt, daß selbst Damen und Kinder ge-
stattet ward, zu ihnen in den Käficht hineinzutreten,
oder die Thiere selbst in die Reitbahn herauszulassen,
worin die Sammlung aufgestellt war. Kein Hund
konnte frömmer seyn, doch bezweifle ich, daß unsere
Polizei solche Experimente geduldet haben würde. Ein
merkwürdiges, und so viel ich weiß, noch nie in Eu-
ropa gesehenes Thier, war das gehörnte Pferd, oder
Neyl Ghu aus der asiatischen Tartarei vom Hi-
malaya-Gebirge, schön und flüchtig, und von einer
höchst seltsamen Construktion einiger Theile. Neu
war mir auch der schöne persische Waldesel, der schnel-
ler und dauerhafter als ein Pferd laufen, und Wo-
chen lang ohne Nahrung zu leben im Stande seyn
soll. Wie auf der Pfaueninsel bei Berlin befand sich
auch hier ein Riese und ein Zwerg mit unter der
Thiersammlung.



Ehe ich Nottingham verließ, besuchte ich den in
der Nähe gelegenen Sitz des Lord Middleton, dessen

den darum gewickelten rohen Faden ſich langſam fort-
drehen ſieht, ohne daß, wie geſagt, eine einzige
menſchliche Hand das Ganze berührte.

Es war eben die Zeit der hieſigen Meſſe, welche
eine Menge Curioſitäten herbeigezogen hatte, unter
andern eine ſchöne Sammlung wilder Thiere. Zwei
bengaliſche Tiger von enormer Größe waren ſo voll-
ſtändig gezähmt, daß ſelbſt Damen und Kinder ge-
ſtattet ward, zu ihnen in den Käficht hineinzutreten,
oder die Thiere ſelbſt in die Reitbahn herauszulaſſen,
worin die Sammlung aufgeſtellt war. Kein Hund
konnte frömmer ſeyn, doch bezweifle ich, daß unſere
Polizei ſolche Experimente geduldet haben würde. Ein
merkwürdiges, und ſo viel ich weiß, noch nie in Eu-
ropa geſehenes Thier, war das gehörnte Pferd, oder
Neyl Ghu aus der aſiatiſchen Tartarei vom Hi-
malaya-Gebirge, ſchön und flüchtig, und von einer
höchſt ſeltſamen Conſtruktion einiger Theile. Neu
war mir auch der ſchöne perſiſche Waldeſel, der ſchnel-
ler und dauerhafter als ein Pferd laufen, und Wo-
chen lang ohne Nahrung zu leben im Stande ſeyn
ſoll. Wie auf der Pfaueninſel bei Berlin befand ſich
auch hier ein Rieſe und ein Zwerg mit unter der
Thierſammlung.



Ehe ich Nottingham verließ, beſuchte ich den in
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[232/0248] den darum gewickelten rohen Faden ſich langſam fort- drehen ſieht, ohne daß, wie geſagt, eine einzige menſchliche Hand das Ganze berührte. Es war eben die Zeit der hieſigen Meſſe, welche eine Menge Curioſitäten herbeigezogen hatte, unter andern eine ſchöne Sammlung wilder Thiere. Zwei bengaliſche Tiger von enormer Größe waren ſo voll- ſtändig gezähmt, daß ſelbſt Damen und Kinder ge- ſtattet ward, zu ihnen in den Käficht hineinzutreten, oder die Thiere ſelbſt in die Reitbahn herauszulaſſen, worin die Sammlung aufgeſtellt war. Kein Hund konnte frömmer ſeyn, doch bezweifle ich, daß unſere Polizei ſolche Experimente geduldet haben würde. Ein merkwürdiges, und ſo viel ich weiß, noch nie in Eu- ropa geſehenes Thier, war das gehörnte Pferd, oder Neyl Ghu aus der aſiatiſchen Tartarei vom Hi- malaya-Gebirge, ſchön und flüchtig, und von einer höchſt ſeltſamen Conſtruktion einiger Theile. Neu war mir auch der ſchöne perſiſche Waldeſel, der ſchnel- ler und dauerhafter als ein Pferd laufen, und Wo- chen lang ohne Nahrung zu leben im Stande ſeyn ſoll. Wie auf der Pfaueninſel bei Berlin befand ſich auch hier ein Rieſe und ein Zwerg mit unter der Thierſammlung. London, den 6ten. Ehe ich Nottingham verließ, beſuchte ich den in der Nähe gelegenen Sitz des Lord Middleton, deſſen

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/248>, abgerufen am 23.11.2024.