Ich hatte etwas lange nach der gestrigen fati- guanten Tour geschlafen, und verließ daher Scar- borough erst um 2 Uhr. Der Weg bis Whithy ist der vielen Berge wegen schwierig und der Anblick der Gegend sonderbar. So weit man umherblickt, kein Strauch, kein Haus, keine Mauer noch Zaun. Nichts als endlos wogende Hügel, oft von der selt- samen Form regelmäßig aufgestürzter Halden, dicht mit Heidekraut bedeckt, das in der Nähe die schönsten violetten und rosenrothen Blüthen darbietet, in der Ferne aber nur ein und dieselbe düstere, rothbraune Farbe über das ganze Land breitet, welches den Grouse-Jägern eine reiche Erndte darbietet. Keine Abwechselung als eine Menge weißer Punkte, die sich langsam hin und her bewegen -- und was sind
Neunzehnter Brief.
Whitby den 25ſten.
Theure Julie!
Ich hatte etwas lange nach der geſtrigen fati- guanten Tour geſchlafen, und verließ daher Scar- borough erſt um 2 Uhr. Der Weg bis Whithy iſt der vielen Berge wegen ſchwierig und der Anblick der Gegend ſonderbar. So weit man umherblickt, kein Strauch, kein Haus, keine Mauer noch Zaun. Nichts als endlos wogende Hügel, oft von der ſelt- ſamen Form regelmäßig aufgeſtürzter Halden, dicht mit Heidekraut bedeckt, das in der Nähe die ſchönſten violetten und roſenrothen Blüthen darbietet, in der Ferne aber nur ein und dieſelbe düſtere, rothbraune Farbe über das ganze Land breitet, welches den Grouſe-Jägern eine reiche Erndte darbietet. Keine Abwechſelung als eine Menge weißer Punkte, die ſich langſam hin und her bewegen — und was ſind
<TEI><text><body><pbfacs="#f0218"n="[202]"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Neunzehnter Brief</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Whitby den 25ſten.</hi></dateline><lb/><salute>Theure Julie!</salute></opener><lb/><p>Ich hatte etwas lange nach der geſtrigen fati-<lb/>
guanten Tour geſchlafen, und verließ daher Scar-<lb/>
borough erſt um 2 Uhr. Der Weg bis Whithy iſt<lb/>
der vielen Berge wegen ſchwierig und der Anblick<lb/>
der Gegend ſonderbar. So weit man umherblickt,<lb/>
kein Strauch, kein Haus, keine Mauer noch Zaun.<lb/>
Nichts als endlos wogende Hügel, oft von der ſelt-<lb/>ſamen Form regelmäßig aufgeſtürzter Halden, dicht<lb/>
mit Heidekraut bedeckt, das in der Nähe die ſchönſten<lb/>
violetten und roſenrothen Blüthen darbietet, in der<lb/>
Ferne aber nur ein und dieſelbe düſtere, rothbraune<lb/>
Farbe über das ganze Land breitet, welches den<lb/>
Grouſe-Jägern eine reiche Erndte darbietet. Keine<lb/>
Abwechſelung als eine Menge weißer Punkte, die ſich<lb/>
langſam hin und her bewegen — und was ſind<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[202]/0218]
Neunzehnter Brief.
Whitby den 25ſten.
Theure Julie!
Ich hatte etwas lange nach der geſtrigen fati-
guanten Tour geſchlafen, und verließ daher Scar-
borough erſt um 2 Uhr. Der Weg bis Whithy iſt
der vielen Berge wegen ſchwierig und der Anblick
der Gegend ſonderbar. So weit man umherblickt,
kein Strauch, kein Haus, keine Mauer noch Zaun.
Nichts als endlos wogende Hügel, oft von der ſelt-
ſamen Form regelmäßig aufgeſtürzter Halden, dicht
mit Heidekraut bedeckt, das in der Nähe die ſchönſten
violetten und roſenrothen Blüthen darbietet, in der
Ferne aber nur ein und dieſelbe düſtere, rothbraune
Farbe über das ganze Land breitet, welches den
Grouſe-Jägern eine reiche Erndte darbietet. Keine
Abwechſelung als eine Menge weißer Punkte, die ſich
langſam hin und her bewegen — und was ſind
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. [202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/218>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.