Himmel sterben, diejenigen aber, welche sich zu der Zeit in völliger Ungnade befanden, einen weit schwe- rern Tod und größere Gewissensbisse erleiden muß- ten. Man kann sich eine solche Zeit, einen solchen Hof und solches Leben gewiß nicht mehr recht treu vorstellen, aber grade für unsern Stand mag es allerdings nicht so übel gewesen seyn. Ich machte viele Betrachtungen über diesen ewigen Wechsel in der Welt, und rief zuletzt, angeweht vom unsichtba- ren Geisterhauch, der fortwährend durch das All strömt, liebender Sehnsucht Gruß dem herrlich fun- kelnden Abendsterne zu, der seit Aeonen Jahren sich all dieß Treiben mit so vieler Toleranz und unge- trübter Ruhe ansieht.
Den 9ten.
Es gibt wirklich einige Talente in mir, um die es Schade ist. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alles das geht nun verloren, (denn sich selbst dient man immer schlecht) grade wie etwas noch viel Besse- res, z. B. ein wunderherrlich schöner Baum in Ame- rikas Wildnissen sich vergebens jedes neue Frühjahr mit dem prächtigsten Laube, mit den süßduftendsten Blüthen schmückt, ohne daß je auch nur eine arme Menschenseele ihre Augen und ihr Gemüth daran er-
Himmel ſterben, diejenigen aber, welche ſich zu der Zeit in völliger Ungnade befanden, einen weit ſchwe- rern Tod und größere Gewiſſensbiſſe erleiden muß- ten. Man kann ſich eine ſolche Zeit, einen ſolchen Hof und ſolches Leben gewiß nicht mehr recht treu vorſtellen, aber grade für unſern Stand mag es allerdings nicht ſo übel geweſen ſeyn. Ich machte viele Betrachtungen über dieſen ewigen Wechſel in der Welt, und rief zuletzt, angeweht vom unſichtba- ren Geiſterhauch, der fortwährend durch das All ſtrömt, liebender Sehnſucht Gruß dem herrlich fun- kelnden Abendſterne zu, der ſeit Aeonen Jahren ſich all dieß Treiben mit ſo vieler Toleranz und unge- trübter Ruhe anſieht.
Den 9ten.
Es gibt wirklich einige Talente in mir, um die es Schade iſt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alles das geht nun verloren, (denn ſich ſelbſt dient man immer ſchlecht) grade wie etwas noch viel Beſſe- res, z. B. ein wunderherrlich ſchöner Baum in Ame- rikas Wildniſſen ſich vergebens jedes neue Frühjahr mit dem prächtigſten Laube, mit den ſüßduftendſten Blüthen ſchmückt, ohne daß je auch nur eine arme Menſchenſeele ihre Augen und ihr Gemüth daran er-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0189"n="173"/>
Himmel ſterben, diejenigen aber, welche ſich zu der<lb/>
Zeit in völliger Ungnade befanden, einen weit ſchwe-<lb/>
rern Tod und größere Gewiſſensbiſſe erleiden muß-<lb/>
ten. Man kann ſich eine ſolche Zeit, einen ſolchen<lb/>
Hof und ſolches Leben gewiß nicht mehr recht treu<lb/>
vorſtellen, aber grade für unſern Stand mag es<lb/>
allerdings nicht ſo übel geweſen ſeyn. Ich machte<lb/>
viele Betrachtungen über dieſen ewigen Wechſel in<lb/>
der Welt, und rief zuletzt, angeweht vom unſichtba-<lb/>
ren Geiſterhauch, der fortwährend durch das All<lb/>ſtrömt, liebender Sehnſucht Gruß dem herrlich fun-<lb/>
kelnden Abendſterne zu, der ſeit Aeonen Jahren ſich<lb/>
all dieß Treiben mit ſo vieler Toleranz und unge-<lb/>
trübter Ruhe anſieht.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 9ten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Es gibt wirklich einige Talente in mir, um die<lb/>
es Schade iſt. . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .<lb/>
Alles das geht nun verloren, (denn ſich ſelbſt dient<lb/>
man immer ſchlecht) grade wie etwas noch viel Beſſe-<lb/>
res, z. B. ein wunderherrlich ſchöner Baum in Ame-<lb/>
rikas Wildniſſen ſich vergebens jedes neue Frühjahr<lb/>
mit dem prächtigſten Laube, mit den ſüßduftendſten<lb/>
Blüthen ſchmückt, ohne daß je auch nur <hirendition="#g">eine</hi> arme<lb/>
Menſchenſeele ihre Augen und ihr Gemüth daran er-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[173/0189]
Himmel ſterben, diejenigen aber, welche ſich zu der
Zeit in völliger Ungnade befanden, einen weit ſchwe-
rern Tod und größere Gewiſſensbiſſe erleiden muß-
ten. Man kann ſich eine ſolche Zeit, einen ſolchen
Hof und ſolches Leben gewiß nicht mehr recht treu
vorſtellen, aber grade für unſern Stand mag es
allerdings nicht ſo übel geweſen ſeyn. Ich machte
viele Betrachtungen über dieſen ewigen Wechſel in
der Welt, und rief zuletzt, angeweht vom unſichtba-
ren Geiſterhauch, der fortwährend durch das All
ſtrömt, liebender Sehnſucht Gruß dem herrlich fun-
kelnden Abendſterne zu, der ſeit Aeonen Jahren ſich
all dieß Treiben mit ſo vieler Toleranz und unge-
trübter Ruhe anſieht.
Den 9ten.
Es gibt wirklich einige Talente in mir, um die
es Schade iſt. . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
Alles das geht nun verloren, (denn ſich ſelbſt dient
man immer ſchlecht) grade wie etwas noch viel Beſſe-
res, z. B. ein wunderherrlich ſchöner Baum in Ame-
rikas Wildniſſen ſich vergebens jedes neue Frühjahr
mit dem prächtigſten Laube, mit den ſüßduftendſten
Blüthen ſchmückt, ohne daß je auch nur eine arme
Menſchenſeele ihre Augen und ihr Gemüth daran er-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/189>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.