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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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davon wird man getäuscht, weil die Zeichner gewöhn-
lich, da ihre Hauptabsicht ist, die Architektur des Ge-
bäudes und seinen Umfang zu zeigen, die davorste-
henden Bäume weglassen.

Eine recht zweckmäßige Sache im hiesigen Garten
war ein gigantischer Parapluie, von der Größe eines
kleinen Zeltes, unten mit einer eisernen Spitze ver-
sehen, um ihn in den Rasen zu stecken, so daß man
an jedem beliebigen Orte sich vor der Sonne geschützt
darunter hinsetzen konnte.

Es war mir sehr willkommen, als der freundliche
Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel-
chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem-
berg dort essen sollten, was, wenn sie hübsch sind,
unsre Parthie nicht verderben wird. Nach Tisch mach-
ten wir noch einen Spaziergang, und besahen eine
Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von
Berg und Wald umschlossen, einen reizenden Contrast
zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten
dann in der Nacht (B. und ich) bei romantischem
Sternenlicht zu Haus.



Nachdem ich früh in Windsor einen Besuch bei
Mistriß C .... abgestattet, deren hübsche Töchter
Du aus früheren Briefen kennst, fuhr ich um 4 Uhr

davon wird man getäuſcht, weil die Zeichner gewöhn-
lich, da ihre Hauptabſicht iſt, die Architektur des Ge-
bäudes und ſeinen Umfang zu zeigen, die davorſte-
henden Bäume weglaſſen.

Eine recht zweckmäßige Sache im hieſigen Garten
war ein gigantiſcher Parapluie, von der Größe eines
kleinen Zeltes, unten mit einer eiſernen Spitze ver-
ſehen, um ihn in den Raſen zu ſtecken, ſo daß man
an jedem beliebigen Orte ſich vor der Sonne geſchützt
darunter hinſetzen konnte.

Es war mir ſehr willkommen, als der freundliche
Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel-
chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem-
berg dort eſſen ſollten, was, wenn ſie hübſch ſind,
unſre Parthie nicht verderben wird. Nach Tiſch mach-
ten wir noch einen Spaziergang, und beſahen eine
Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von
Berg und Wald umſchloſſen, einen reizenden Contraſt
zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten
dann in der Nacht (B. und ich) bei romantiſchem
Sternenlicht zu Haus.



Nachdem ich früh in Windſor einen Beſuch bei
Miſtriß C .... abgeſtattet, deren hübſche Töchter
Du aus früheren Briefen kennſt, fuhr ich um 4 Uhr

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[152/0168] davon wird man getäuſcht, weil die Zeichner gewöhn- lich, da ihre Hauptabſicht iſt, die Architektur des Ge- bäudes und ſeinen Umfang zu zeigen, die davorſte- henden Bäume weglaſſen. Eine recht zweckmäßige Sache im hieſigen Garten war ein gigantiſcher Parapluie, von der Größe eines kleinen Zeltes, unten mit einer eiſernen Spitze ver- ſehen, um ihn in den Raſen zu ſtecken, ſo daß man an jedem beliebigen Orte ſich vor der Sonne geſchützt darunter hinſetzen konnte. Es war mir ſehr willkommen, als der freundliche Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel- chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem- berg dort eſſen ſollten, was, wenn ſie hübſch ſind, unſre Parthie nicht verderben wird. Nach Tiſch mach- ten wir noch einen Spaziergang, und beſahen eine Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von Berg und Wald umſchloſſen, einen reizenden Contraſt zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten dann in der Nacht (B. und ich) bei romantiſchem Sternenlicht zu Haus. Den 29ſten. Nachdem ich früh in Windſor einen Beſuch bei Miſtriß C .... abgeſtattet, deren hübſche Töchter Du aus früheren Briefen kennſt, fuhr ich um 4 Uhr

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/168>, abgerufen am 24.11.2024.