die ganze Fronte ein, und ein auf das sorgfältigste gehaltner pleasure ground und Blumengarten dehnt sich weit vor meinen Fenstern aus, von denen ich eine herrliche Aussicht auf das gigantische Schloß von Windsor habe, das in der Ferne, in den Rahmen zweier Kastanienbäume eingefaßt, wie ein Feenschloß in der Abendsonne glänzt. Der lange Regen hat alles smaragdgrün gefärbt, und das liebe frische Land hat den wohlthätigsten Einfluß auf meine Stimmung. Ich spreche dabei viel von Dir, gute Julie, mit L ..., dessen Gesellschaft mir sehr angenehm ist. Morgen gedenken wir eine Menge Dinge zu sehen, heute Abend mußten wir uns, da es schon zu spät war, mit einem Spaziergang im Felde begnügen, und machten dann ein gutes Dine mit Champain, der auf Deine Gesund- heit, wie sich von selbst versteht, getrunken wurde.
Den 26sten.
Früh am Morgen fuhren wir nach Stoke-Park, der Besitzung des Enkels des berühmten Quäkers Penn, wo im Schlosse noch ein Theil des Baumes aufbewahrt wird, unter dem er den Vertrag mit den Chefs der Wilden schloß, von dem Pensylvanien seinen Namen hat. Wir sahen hier in einem schönen Park die größte Varietät von Damm-Hirschen, wie sie sowohl L ... als mir noch nicht vorgekommen wa- ren, schwarze, weiße, getigerte, scheckige, schwarze mit weißer Blässe, und braune mit weißen Füßen. Park und Garten, obgleich recht schön, boten doch
die ganze Fronte ein, und ein auf das ſorgfältigſte gehaltner pleasure ground und Blumengarten dehnt ſich weit vor meinen Fenſtern aus, von denen ich eine herrliche Ausſicht auf das gigantiſche Schloß von Windſor habe, das in der Ferne, in den Rahmen zweier Kaſtanienbäume eingefaßt, wie ein Feenſchloß in der Abendſonne glänzt. Der lange Regen hat alles ſmaragdgrün gefärbt, und das liebe friſche Land hat den wohlthätigſten Einfluß auf meine Stimmung. Ich ſpreche dabei viel von Dir, gute Julie, mit L …, deſſen Geſellſchaft mir ſehr angenehm iſt. Morgen gedenken wir eine Menge Dinge zu ſehen, heute Abend mußten wir uns, da es ſchon zu ſpät war, mit einem Spaziergang im Felde begnügen, und machten dann ein gutes Diné mit Champain, der auf Deine Geſund- heit, wie ſich von ſelbſt verſteht, getrunken wurde.
Den 26ſten.
Früh am Morgen fuhren wir nach Stoke-Park, der Beſitzung des Enkels des berühmten Quäkers Penn, wo im Schloſſe noch ein Theil des Baumes aufbewahrt wird, unter dem er den Vertrag mit den Chefs der Wilden ſchloß, von dem Penſylvanien ſeinen Namen hat. Wir ſahen hier in einem ſchönen Park die größte Varietät von Damm-Hirſchen, wie ſie ſowohl L … als mir noch nicht vorgekommen wa- ren, ſchwarze, weiße, getigerte, ſcheckige, ſchwarze mit weißer Bläſſe, und braune mit weißen Füßen. Park und Garten, obgleich recht ſchön, boten doch
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die ganze Fronte ein, und ein auf das ſorgfältigſte
gehaltner pleasure ground und Blumengarten dehnt
ſich weit vor meinen Fenſtern aus, von denen ich
eine herrliche Ausſicht auf das gigantiſche Schloß von
Windſor habe, das in der Ferne, in den Rahmen
zweier Kaſtanienbäume eingefaßt, wie ein Feenſchloß
in der Abendſonne glänzt. Der lange Regen hat
alles ſmaragdgrün gefärbt, und das liebe friſche Land
hat den wohlthätigſten Einfluß auf meine Stimmung.
Ich ſpreche dabei viel von Dir, gute Julie, mit L …,
deſſen Geſellſchaft mir ſehr angenehm iſt. Morgen
gedenken wir eine Menge Dinge zu ſehen, heute Abend
mußten wir uns, da es ſchon zu ſpät war, mit einem
Spaziergang im Felde begnügen, und machten dann
ein gutes Diné mit Champain, der auf Deine Geſund-
heit, wie ſich von ſelbſt verſteht, getrunken wurde.
Den 26ſten.
Früh am Morgen fuhren wir nach Stoke-Park,
der Beſitzung des Enkels des berühmten Quäkers
Penn, wo im Schloſſe noch ein Theil des Baumes
aufbewahrt wird, unter dem er den Vertrag mit
den Chefs der Wilden ſchloß, von dem Penſylvanien
ſeinen Namen hat. Wir ſahen hier in einem ſchönen
Park die größte Varietät von Damm-Hirſchen, wie
ſie ſowohl L … als mir noch nicht vorgekommen wa-
ren, ſchwarze, weiße, getigerte, ſcheckige, ſchwarze
mit weißer Bläſſe, und braune mit weißen Füßen.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/159>, abgerufen am 13.11.2024.
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